Tadaa

Der Trend geht ja zu regionalen Produkten, das kommt in meinen Linklisten andauernd vor, das habe ich erst kürzlich selbst hier thematisiert. Die Himbeere aus der Heimat, die Gurke aus der Gegend, das ist ja schon fast gängig. Ich treibe das jetzt aber noch ein wenig weiter und nehme auch noch die Kamera-App aus meinem Kiez: Tadaa.

Ich habe gerade von einem Android-Handy auf das iPhone gewechselt und mir daher zahlreiche Apps neu angesehen. Dabei habe ich auch lange über die passende Photo-App nachgedacht. Dann fiel mir ein, dass Anne Koch einmal über Tadaa geschrieben hatte, das ist dieselbe Anne Koch, die jetzt gerade beim Fotoblog Kwerfeldein über Tadaa schreibt – nämlich hier. Ich habe mir aber etliche Photo-Apps runtergeladen und verglichen. Auf diese Art kostet der Wechsel des Handys zwar locker zwei Arbeitstage, aber ich habe natürlich auch Spaß an so etwas. Ich habe sehr über etliche komplett unverständliche und teils grottenschlechte User-Interfaces gestaunt, Tadaa fand ich tatsächlich am besten. Zum einen habe ich die Menüführung auf Anhieb kapiert, zum anderen mag ich ein paar technische Aspekte. Die kostenlose App kann z.B. zwei Sachen, die verblüffend viele andere nicht bieten. Man kann die Anwendung der Filter jeweils von 0 bis 100% regeln und Bilder also nur ganz schwach oder extrem bearbeiten – und man kann Filter auf Filter legen. Das klingt nur nach Bearbeitungsorgie, ist aber tatsäclich eine Funktion, mit der man zu erstaunlich guten Ergebnissen kommen kann, wenn man denn überhaupt Interesse hat, an den Bildern so geduldig herumzuspielen, das ist natürlich alles Geschmacksache. Und wenn man wirklich Sinn für das eher filigrane Bearbeiten von Bildern auf dem Handy hat – was ich nicht habe, mir ist das zu fummelig – dann kann man zu so verblüffenden Effekten mit dem Masking kommen, wie es Anne drüben etwa bei dem Bild mit dem Kind auf der Schaukel zeigt (ganz unten in dem Artikel).

Die App kann natürlich auch Bilder via Facebook und Twitter teilen, sie bietet die Möglichkeit, lokal zu speichern ohne hochzuladen und hat eine Community, die Herzchen und Kommentare und scheußliche Emoticons vergeben kann – also alles was man teilweise auch von anderen Apps in der Art so kennt. Ich bin kein Fotograf und kann das nur als Laie ansehen, aber mir kommen die Filterergebnisse doch besser als bei anderen vor – und zwar um Längen.

Tadaa wird von einer kleinen Hamburger Truppe in der Speicherstadt gemacht, was den Vorteil für mich hatte, dass ich mit dem Chef ein Bier trinken konnte. Das war sehr lehrreich und unterhaltsam, außerdem war es amüsant, wenigstens einmal im Leben wie ein Tourist in der Speicherstadt vor einem Café in der Sonne zu sitzen, ich glaube, das habe ich noch nie gemacht. Ich treffe gerade eine ganze Reihe von Leuten, die ich bisher nicht kannte, um mich mit ihnen über ihren Beruf oder das Internet oder über Gottweißwas zu unterhalten. Das kommt daher, dass ich mir gerade so viele Gedanken darüber mache, worüber ich mir eigentlich Gedanken machen soll. Ab und zu kommen einem die eigenen Themen ja ausgelutscht und fade vor, alles viel zu oft und zu ähnlich und zu lahm, das sind so die Anzeichen von Inputmangel. Man kann noch so lange im Internet herumlesen, das hilft da nicht. Was aber hilft: Einfach mal mit interessanten Menschen über alles mögliche zu reden.  So wie gestern z.B. gerade auch mit dem Kurator des Archäologischen Museums in Hamburg, darüber wird dann auch noch zu schreiben sein, da ging es übrigens ebenfalls u.a. um eine App.

Mit dem tadaa-Chef habe ich mich jedenfalls über App-Entwicklung und Erlösmodelle und Blogs und Social Zeugs und Fotografie und Traffic im Internet unterhalten. Die ganze Tadaa-Truppe kommt aus der Fotografie-Ecke, nicht aus der Social-Zeugs-Ecke. Das macht die Vermarktung und die PR nicht gerade effizienter, aber die Bildbearbeitung tatsächlich besser. Man liest anderweitig von drei Millionen Tadaa-Downloads, so ganz klein ist das also auch nicht mehr. Eine offizielle Angabe zur Größe gibt es von der Firma nicht, aber who cares. Die Bildrechte bleiben bei Tadaa immer ausdrücklich beim User, das ist klar geregelt. Man kann die App auch rein zur lokalen Bearbeitung nutzen, es möchten immerhin gar nicht alle jedes Bild irgendwo hochladen. Versteckte Kosten gibt es nicht, das ist alles soweit appetitlich, finde ich.

Und obwohl es eigentlich ein Scherz ist, Apps aus der Regionen zu laden, so ganz abwegig ist es doch nicht. Ich mag das, wenn man sich kennt. Deswegen nutze ich jetzt die Photo-App, mit deren Entwicklern ich einen trinken gehen kann, das ist eine vollkommen schlüssige Entscheidungsgrundlage, finde ich.

Tadaa gibt es nur für iPhone und bevor das hundert Kommentatoren anmerken: ja, das ist doof und bedauerlich. Aber die Firma ist klein und mal eben so im Handumdrehen erweitert man so etwas nicht auf Android. Aber sonst macht das wirklich Spaß. Falls es jemand ausprobieren möchte – man findet mich dort ganz originell unter meinem Namen.

Hamburger Hafen
Hier noch ein Bild vom Tadaa-Hauptquartier. Na gut, es ist in Wahrheit ein paar Meter weiter.  Und ein klein wenig kleiner. Aber in der gleichen Stadt!

9 Kommentare

  1. Von Android auf iOS? Naja jeder macht Fehler 😉 Aber mit der App kann man echt schöne Bilder machen.

  2. Und ich ärgere mich trotzdem über diese Schicki-Micki-Apple-Fixierung pfiffiger App-Entwickler, schließlich ist die Android-User-Gemeinde inzwischen fast doppelt so groß wie die iUser. Und hey, da sind auch Designer bei – so wie ich. Meine Neugier auf Tadaa verpufft nun also im iNirwana… Hrmpf.

  3. Super, danke für den Tipp 🙂 @Uschi diese Fixierung hat meistens ganz pragmatische Gründe: Einheitliche(re) Entwicklungsumgebung, weniger Variationen bei den Geräteeigenschaften und ein besser funktionierendes Erlösmodell mit dem App Store – zumindest zur Zeit noch. Wird sich durch die Masse der Androidnutzer ja vielleicht noch ändern. Hat aber mit Schicki-Micki weniger zu tun 😉

  4. Danke für den Tipp … leider ist die Datenschutzerklärung nicht in deutscher Sprache. Finde ich schade, denn man sollte diese ja immer lesen …

  5. Feiner kleiner Über- und Einblick in tadaa.
    Und ich finde auch, support your local und so. Ich hab auch einfach ein besseres Gefühl dabei, denen meine Bilder anzuvertrauen, bei facebook (und damit auch instagram) bleibt immer ein komisches Bauchgefühl.

    @BHS: Hier gibt’s die auf deutsch: https://www.tadaa.net/de/legal/privacy

  6. Pingback: tadaa – Der Fotodienst | PattaFeuFeus Blog
  7. Pingback: Meine am meisten genutzten Apps (iPhone Edition) - e13.de

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit exceeded. Please complete the captcha once again.