Die Buddenborgs

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Wir haben Spielzeug zum Testen bekommen, das kann ganz manchmal unterhaltsam sein, finden natürlich insbesondere die Söhne. Ich sehe  mir so etwas auch dann an, auch wenn es nicht zu der Kategorie Spielzeug gehört, die ich normalerweise kaufen würde. Die Söhne sehen das sowieso anders als ich und da das hier ein Familienbetrieb ist, dürfen sie auch einmal mitentscheiden. Nicht immer, aber manchmal.

Es handelt sich diesmal um Battroborgs, das sind kleine Kampfroboter, die sich mit einer Fernsteuerung gegenseitig vermöbeln können, womit der Funktionsumfang schon vollständig umschrieben ist. Aber mehr muss ein echter Boxer ja auch nicht können, soweit ich das als Laie und Sportignorant  beurteilen kann. Wenn man die Kampfroboter in die mitgelieferte Arena setzt, ist das Spielzeug allerdings nicht mehr ganz so klein. Je nach häuslicher Situation könnte man das dann als “macht was her” oder als “steht im Weg” deuten, ähnlich wie bei den Großteilen von Playmobil. Besitzer der Polizeistation verstehen sicher, was ich meine.  Man kann die Roboter in die Arena setzen und dann nimmt man die Fernsteuerungen in beide Hände und schlägt in die Luft. Man kann die Fernsteuerung auch Controller nennen, das ist ersten cooler und gibt zweitens meinem Bürojob eine ganz neue Bedeutungsebene, warum nicht. Die Roboter übernehmen die Bewegung der Controller und hauen sich auf die Nuss.  Sogar ziemlich kräftig. Wenn sie sich treffen jedenfalls, das ist gar nicht so einfach. Die Schläge reißen die Figuren durch die Wucht auch nach rechts oder links, wenn man etwas übt, kann man sie so durch den Ring steuern. Ob das bei echten Boxern auch so ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Roboter kann man, wenn man das aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen möchte, auch minutenlang ins Leere oder gegen eine Wand schlagen lassen, das hat Rocky im Training auch immer gemacht, wenn ich es recht erinnere.

Je nachdem, wie oft einer von ihnen etwas aufs Visier bekommt, geht er k.o.. Er kann aber auch aus dem Ring geprügelt werden oder umfallen, das ist soweit also recht lebensnah. Jedenfalls soweit ich das als friedliebender Mensch ohne Erfahrung in diesem Sport beurteilen kann. Das Spielzeug macht einen Heidenlärm, weil die Fausthiebe mit dem dramatischem Sound metallischen Hämmerns unterlegt sind. Den Sound kann man nicht leiser stellen. (Hallo Spielzeughersteller! Alles, wirklich alles muss leiser gestellt werden können! Immer!) Wenn man selber spielt, sind die Geräusche völlig in Ordnung, wenn man aber gerade am Schreibtisch sitzt, während die Kinder daneben damit spielen, sind sie überhaupt nicht in Ordnung.

Auf dem Spielzeug steht, es sei ab sechs Jahren. Sohn II ist knapp vier Jahre alt und kommt damit auch schon bestens und mit Begeisterung zurecht, sein bester Freund auch. Jedenfalls wenn man ihnen das Laden und das Einschalten abnimmt.

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Wie ist das nun? Wenn ich die Söhne frage, dann ist das total super. Die Freunde der Söhne bestätigen ebenfalls: Großer Spaß. Wir haben das noch nicht wochenlang beobachtet, aber anscheinend macht das immer mal wieder zwischendurch für eine Viertelstunde Spaß. Der Spielspaß hält nicht wahnsinnig lange an, es ist aber doch immer wieder reizvoll, die Roboter mal eben anzuwerfen. Und Spiel bleibt übrigens Spiel, die Söhne haben bisher nicht angefangen, die Boxkämpfe mit echten Fäusten nachzustellen.

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Wenn ich die Herzdame frage: Auch großer Spaß. Das ist etwas überraschend, weil sie dem Spielzeug eher ablehnend gegenüber stand, aber es ist dann doch tatsächlich ganz lustig, die Dinger zuschlagen zu lassen. Man kann außerdem Bilder von sich auf die Visiere der Roboter kleben, das wird sogar in der Anleitung empfohlen, eventuell waren Paartherapeuten an der Entwicklung beteiligt. Wir können also einen Herzdamenborg und einen Maximilianborg basteln und dann etwaige Ehestreitigkeiten höchst effektiv auf dem Tisch und per Fernsteuerung regeln. Ohne verbale Anstrengungen, ohne Pattsituationen, ohne langes Schmollen. Immer feste druff und zack, schon hat einer gewonnen. Sehr effizient, so etwas.

Das haben wir selbstverständlich sofort genau so gestestet. An Gelegenheiten für Streit ist gerade wirklich kein Mangel, die Kindergeburtstage stehen unmittelbar bevor, da liegen die Nerven blank. Der Herzdame gelingen die Kuchen nicht richtig, während mich die Vorbereitung der  Schnitzeljagd intellektuell überfordert, eine fortgeschrittene Anspannung ist hier nicht zu leugnen.  Und die Methode funktioniert! Kaum hat man die beiden Roboter eingeschaltet, scheitert jeder Ehestreit an der Albernheit der Geräusche und der Situation, das entspannt den Abend ungemein.

Das und der Spaß der Kinder, das sind die ersten beiden Vorzüge des Spielzeugs. Aber positiv erwähnen muss man auch, dass ich jetzt die völlig irre Lache von Axel Schulz kenne. Und zwar aus diesem Filmchen von der Spielwarenmesse. Da ich sonst keinen Sport sehe, kannte ich das Lachen bisher noch nicht. Macht der das im Ring auch? Gewinnt er deswegen? Darf man das? Ist Boxen ein Fun-Sport? Lebt man am Ende generell glücklicher, wenn man so zuschlagen und so lachen kann? Da kommt man als Pazifist ins Nachdenken; so stürzt einen auch ein simpler Spielzeugtest in gedankliche Abgründe. Schlimm.

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4 Kommentare

  1. Es mag jetzt vielleicht arg hinterwälderlisch klingen: aber *zu üben*, dass man sich *als Roboter* gegenseitig verdrischt, ist eindeutig bizarre!

    Nicht, dass ich mir das nicht als echte Gaudi vorstellen kann, doch durchaus, aber letztlich finde ich solches Spielzeug grenzwertig – wie du ja auch andeutest. Irgendwie fällt mir es nicht schwer, da gedanklich zur Drohnen-Kacke springen.

    Ja, die Zeiten stehen auf Sturm, und als Parzifist hat man es heute eh nicht leicht, wenn schon Friedensnobelpreisträger erklären, dass Krieg nun manchmal notwendig ist. Vielleicht frage ich mich bereits deshalb bereits bei so *Kinkerlitzchen* wie bei solchem Spielzeug, wo *Kampf* anfängt, und das sich behaupten beginnt. Leider habe ich keine Antworten und noch viel weniger Praxis-Erfahrung in Kindeserziehung. Aber ich bleibe bei dem Wunsch, dass das höchste zu erziehlende Gut des Menschen der Frieden ist.

    Äh, und ja, ich wäre ganz dankbar, wenn wir dafür keine Roboter bräuchten…

  2. Um zumindest ganz knapp den boxsport (bzw allgemein kampfsportarten) zu verteidigen: Es geht da eig erstmal gar nicht um die Gewalt. Genau genommen ist es sogar gefaehrlicher fussball zu spielen.
    Klar, im fernsehen muss das was brutaler aussehen damit sich das jemand ansieht aber fuer den „normalo“ funktioniert das auch super neben dem serioesen buerojob 😉
    Das Training ist einfach wesentlich effektiver als „joggen“ gehen oder sowas.
    Und selbst wenn du dich nach dem Training noch auf ne kurze runde in den ring stellst wirst du erstmal ausgepolstert (kopfschutz ist in jedem serioesem verein pflicht!) und dann gehts auch in erster linie um saubere technik und nicht darum den gegner auszunocken ..

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