Gelesen, vorgelesen, gesehen, gespielt und gehört im September

Gelesen

Ich bin fast gar nicht zum Lesen gekommen. Monate gibt es! Unfassbar.

Truman Capote: Yachten und dergleichen. Deutsch von Ursula Maria Mössner. Ein kleiner, ein wirklich kleiner Band mit Erzählungen, in einem sehr reisefreundlichen Format gedruckt, mit Lesebändchen und schickem Einband, ein richtig niedliches Buch. Ich habe es in einer Phase gelesen, in der ich abends zu müde zum Lesen war und immer nur drei Seiten geschafft habe, wobei ich dann die drei Seiten, die ich todmüde am Vortag gelesen habe, schon wieder vergessen hatte. Und die drei Seiten waren immer gut. Capote, ne? Der kann es eben. In dem Blog “we read indie”, das Sie übrigens ohnehin lesen sollten, gibt es eine Rezension zu dem Buch.

Sven Regener: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt. Ich habe auch davon nur nur ein paar Seiten geschafft. Was soll man sagen, es fängt sehr gut an, für mich wenig überraschend. Ein Erzähler vor dem Herrn, er könnte mir gottweißwas erzählen, egal. Was interessiert mich schon Techno? Und macht es etwas aus? Aber nein. Der Anfang ist wirklich gut, gar keine Frage.

Unbenannt

Sue Reindke: Spam. Sues sinnige und unterhaltsame Abhandlung über plötzlichen Geldsegen und gottesfürchtige Babys, sie gehört natürlich in jeden gepflegten Online-Haushalt. Schon allein wegen der gottesfürchtigen Babys, aber auch sonst. Das Buch macht Spaß, so trägt Spam endlich einmal wirklich sinnvoll zur Freizeitgestaltung bei. Wurde auch Zeit. Wenn es eine Fortsetzung geben sollte: meinetwegen kann es noch viel mehr um die Sprache des Spams gehen, um die teils herrlichen Wortschöpfungen. Das Feld wirkt noch ziemlich unbeackert.

Vorgelesen

Otfried Preußler: Der kleine Wassermann. Die Söhne und ich sind vermutlich die letzten Menschen in diesem Land, die dieses Buch nicht kannten, aber ich kann mich tatsächlich nicht erinnern, es jemals gelesen zu haben. Da tragen die Kinder also wieder zu meiner Weiterbildung bei, so soll es sein. Sohn I findet es sehr gut, ich habe bisher nicht verstanden, was daran so toll sein soll und finde es eher, wie soll ich sagen, betulich. Aber es ist jedenfalls schön ruhig, das ist bei Bettkantenlektüre natürlich hochwillkommen, da will ich nicht ungerecht sein. Es muss dem Kind gefallen, um mich geht es nicht. Sohn II interessiert es allerdings überhaupt nicht, ich könnte genau so gut aus dem Telefonbuch vorlesen.

Wilfried von Bredow (Text) und Anke Kuhl (Bilder): Lola rast und andere schreckliche Geschichten.
Ist gerade bei Sohn II sehr gefragt. Ein herrlich drastisches Buch mit diversen makabren Todesarten, grotesk und knallig, da freut sich das Kind. Zumindest dieses Kind.

Ernst Jandl (Text) und Norman Junge (Bilder): Fünfter sein.
Noch ein Liebling von Sohn II. Tatsächlich auch eines meiner Lieblingsbilderbücher. Große Lyrik, passend illustriert.

Gespielt
Nur ein kleiner Spaß nebenbei, der aber wirklich nett: die Streichelzoo-App mit animierten Zeichnungen. Freut auch Erwachsene.

Außerdem Uno gegen Sohn I, der aber mit mir nicht zufrieden ist und lieber mit Sven spielen möchte, der ihm das Zocken einst beigebracht hat, damals auf der Fahrt nach Helgoland. Aber: man kommt zu nix.

Und wie immer reichlich Lego und Playmobil, ich berichtete bereits.

Gesehen

Was ist was TV: Schätze der Erde. Das hat natürlich Sohn I gesehen, ich saß nur zufällig daneben. Der Film war der Grund, weswegen ich hier tagelang mit dem Kind über Eisenerz und Gold debattieren musste, über den Begriff Fördern und über Rohstoffknappheit und Gott weiß was. Ich traue mich kaum, ihn die restlichen Filme sehen zu lassen. Da gibt es nämlich wirklich viele in der Reihe.

Parade’s End – Der letzte Gentleman. Das ist die Verfilmung mehrerer Bücher von Ford Madox Ford, der in Deutschland wohl nicht mehr allzu viel gelesen wird. Was ein Fehler ist, die Bücher sind großartig. Sehr dichte Szenenbeschreibungen, das sind wahre Ölgemälde der Literatur. Die Verfilmung in einer Miniserie ist eine spätviktorianische Ausstattungsorgie, das würde mir übrigens schon reichen, um sie anzusehen, ich mag so etwas. Eine Geschichte um Moral, Ordnung und Untergang kurz vor und im Ersten Weltkrieg, die viktorianische Weltordnung geht also gerade den Bach runter, die Figuren selbstredend auch. Da ich etwa zehn Jahre lang so gut wie nichts im Fernsehen oder im Kino gesehen habe, erkenne ich keine Schauspieler, die männliche Hauptrolle hat aber Benedict Cumberbatch, der ja wohl so etwas wie männliche Veronica Ferres des britischen Fernsehens ist. Wann immer man ein Gerät anmacht, spielt er gerade irgendwas. Tatsächlich macht er es aber auch gut. Ebenso wie Rebecca Hall, die ich bewunderungwürdig finde. In der Serie müssen die Schauspieler viel leisten, da in eher kurzen Szenen ziemlich viel passiert, was überhaupt nicht unter Action fällt, d.h. mit dem Hinhalten des Gesichts ist es nicht getan und die beiden machen das großartig. Man staunt. Manche Szenen tatsächlich zweimal angesehen, um genau mitzubekommen, wie es gemacht wurde. Das ist mir wirklich lange nicht passiert.

Gehört

Ich kann süchtig nach einzelnen Musikstücken werden, im September habe ich “Asturias”, gespielt von John Williams unfassbar oft gehört. Gut, dass es Kopfhörer gibt, anders könnte man es mit mir im gleichen Raum auf Dauer auch vermutlich nicht aushalten. Ich habe als Kind und Jugendlicher nicht viel klassische Musik gehört, aber eine Platte der Gitarristen John Williams und Julian Bream lief doch sehr häufig. Das wirkt bis heute nach, das ist ein Klang, der für mich seltsam heimatlich und entspannt ist. Selbst dann, wenn die Stücke gar nicht entspannt sind.

4 Kommentare

  1. Otfried Preußler – betulich… hm.
    Der Deutschlehrer von Kind 3 (die ab und an so unemanzipierte Tochter, mittlerweile 20) hat schon vor Jahren bedauert, dass es ja leider keine Kinder mehr gibt. Als seine Schüler empört nachfragten, was, bitte, sie denn seien: “Kids!“
    Fiel mir so spontan ein, als ich das gelesen habe.
    Ich bin Anachronistin, bekennende. Und mag Otfried Preußlers Bücher sehr!

  2. Pingback: Link(s) vom 29. September 2013 - e13.de
  3. Hach, der kleine Wassermann war früher mein Lieblings-Preußler; den sollte ich wohl auch mal wieder lesen. Ist aber meiner Erinnerung nach wohl eher was für Einzelkinder und/oder Introvertierte.

  4. Mit dem herrlichen Kommentar „männliche Veronica Ferres des britischen Fernsehens“ möchten Sie wohl Ihre Leserinnen 30plus gegen sich aufbringen? 😉
    Aber Sie fanden ja auch ‚Sherlock‘ doof. Schlimm.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit exceeded. Please complete the captcha once again.