Kartoffelsuppe mit Pfifferlingen

Unbenannt

Es geht weiter in dieser Reihe, die man jetzt auch als Bestandteil der Kategorie „Essen“ in der rechten Spalte findet, da sieht man dann alle Rezepte auf einmal, wie ist es wieder praktisch hier.

Kartoffelsuppe mit Pfifferlingen sollte es also diesmal sein. Ein ziemlich spezielles Kocherlebnis, das mich auf ganz neue Höhen des Foodbloggens geführt hat, ich kann nämlich das Rezept von Stevan Paul gleich um zwei wichtige Anmerkungen ergänzen, fast möchte ich sogar sagen: um elementar wichtige  Anmerkungen. So ist das mit der wachsenden Kompetenz, kaum hat man drei Gerichte nachgekocht, schon hat man eine weiße Mütze auf und wedelt mit einem erhobenen Zeigefinger herum, das kann man bekantlich auf Seiten wie Chefkoch.de jederzeit leicht nachvollziehen, das geht allen Menschen so. Habe ich hier schon einmal meinen Lieblingskommentar von Chefkoch.de oder einer ähnlichen Seite zitiert? Der war, und das ist tatsächlich kein Scherz: “Für eine vegetarische Variante des Gerichts ersetzen Sie den Lachs durch TK-Erbsen.”

Nun aber zur Suppe. Für die man also Pfifferlinge braucht, was sich zunächst als Problem erwies, die gibt es hier nämlich nicht. Weder im Erdreich noch in den Läden. Ich habe zwar mit dem Steindamm eine unfassbar vielfältige Einkaufsmeile vor der Tür, aber mit Pilzen haben sie es da nicht so. Isst man die im südlichen Europa oder in Asien nicht? Wachsen da keine Pilze? Oder nur keine Pfifferlinge? Und wieso können sie die nicht trotzdem verkaufen? Gefunden habe ich sie erst im etwa zwölften Laden, da lagen dann noch welche in einem kleinen Körbchen, das Kilo für bescheidene 19,90. Aber man braucht ja kein Kilo. Man braucht nach Rezept 200 Gramm. Sowie ein Pfund mehlig kochende Kartoffeln, da sinkt der Schwierigkeitsgrad beim Einkaufen doch gleich wieder erheblich.

Das eigentliche Kochen ist geradezu lachhaft einfach, Kartoffeln mit einer Zwiebel würfeln, andünsten, mit Brühe und Sahne auffüllen und kochen. Salz, Pfeffer, Majoran, wobei man hier endlich einmal den weißen Pfeffer nehmen kann, den es anscheinend überhaupt nur für Kartoffelsuppen und Steckrübeneintopf gibt, den braucht man sonst nie. Im Rezept steht jetzt: “Pfifferlinge putzen, größere Pilze längs halbieren…” Und hier muss ich meinem alten Freund Stevan Paul dann doch mahnend Einhalt gebieten, ihn kurz beiseite nehmen und ihm Folgendes mitgeben: “Das ist, mein Lieber, so nicht richtig formuliert. Und wenn ihr eine zweite Auflage dieses Buches macht, was sicher der Fall sein wird, weil es ein wirklich feines Buch ist, dann ergänzt ihr dort bitte einen Textbaustein, den ich Euch einmal kurz vorbereitet habe – und zwar wie folgt: Pfifferlinge müssen geputzt werden – glauben Sie uns das gefälligst! Und zwar müssen die hingebungsvoll geputzt werden, wie damals die Waffen in der Grundausbildung, nur noch viel gründlicher. Die Biester wachsen anscheinend in echter Erde und nicht auf Zuchtsubstrat, die haben Sand in allen Poren und in jeder runzligen Furche ihres unebenen kleinen Körpers. Wenn man ehrlich ist, und warum sollte man das nicht sein, dann starren sie geradezu vor Dreck. Gleichzeitig sind sie ziemlich klein und wirklich perfekt reinigen kann sie vermutlich nur ein Uhrmacher, der ist diese Bewegungsabläufe gewohnt und hat praktische Lupen dafür. Hektiker und Grobmotoriker wie Herr B. aus H. sollten sich aber dreimal fragen, ob sie die Pilze wirklich fertig geputzt haben, bevor sie sie kurz in Öl anbraten und dann leichterhand mit etwas Schnittlauch in die Suppe werfen. Man hat sonst verblüffend ergiebige Mengen osteuropäischer Muttererde auf dem Teller und zwischen den Zähnen.”

Und deswegen muss man übrigens auch 250 Gramm Pfifferlinge kaufen, denn in 200 Gramm der Pilze sind jeweils etwa 50 Gramm Polen enthalten. Oder Russland, oder was auch immer.

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Davon abgesehen schmeckt die Suppe sehr gut, gar keine Frage, das können Sie ruhig nachkochen, das macht auch etwas her. Ein feines Herbstgericht, dass passt nicht nur in die Jahreszeit, das schmeckt auch noch nach ihr. Das Buch empfiehlt zur Suppe einen trockenen Weißwein, das tun Kochbücher aber gefühlterweise bei 95% aller Rezepte. Ich als schwieriger Nichtweintrinker mache hier meine zweite wichtige Anmerkung und empfehle Ratsherrn Rotbier, eine Hamburger Bierspezialität, deren leicht karamellige Note ganz herausragend gut zu den Waldbodenaromen der Pilze passt. Tannenzapfig im Abgang möchte man da fast ergänzen, aber wir wollen nicht übertreiben, nein, nein.

Und die Kinder? Was ist mit den Kindern?

Sohn I: “Was ist denn das da in der Suppe?”

Ich: “Pilze. Pfifferlinge.”

Sohn I: “Will ich nicht.”

Ich: “Das sind sehr teure Pilze, die esse ich dann wirklich gerne alle selber.”

Sohn I: “Gib her.”

 

Sohn II: “Was isst mein Bruder da?”

Ich: “Kartoffelsuppe mit Pfifferlingen.”

Sohn II: “Mag er das?”

Ich: “Ja, sieht so aus. Du könntest ihn auch selbst fragen, er spricht Deutsch.”

Sohn II: “Dann mag ich das nicht, wenn er das mag.”

Das gute Kind hat sich dann aber doch noch überreden lassen und fand die Suppe ganz hervorragend. Und er hat auch erstaunlich viel davon gegessen. Zumindest nachdem er noch eine Scheibe Vollkorntoast und die kalten Nudeln vorm Vortag hineingebröckelt hat. Aus dem wird sicher noch einmal ein ergiebiger Chefkoch.de-Kommentator, ich habe da so eine Ahnung.

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Super Suppe.  Sieht auch schon so aus.

16 Kommentare

  1. kindermund, und so. wie immer hervorragend.

    erdäpfelsuppe in allen variationen ist eine absolute köstlichkeit. im winter mach ich die mit getrockneten steinpilzen, das gibt auch ein herrliches aroma. und drauf eben ein paar pfifferlinge, die zu diesem behufe immer eingefroren werden. und zum servieren noch einen ordentlichen löffel schmand.

    pfifferlinge – die bei uns in österreich aber bekanntlich eierschwammerln heissen – putzt man übrigens am besten, indem man sie in eine schüssel gibt, ordentlich mehl darüber kippt und das alles dann gut schüttelt. die verschiedenen reste mütterlicher erde von wo auch immer binden sich an das mehl, man schüttelt die schwammerln ordentlich ab und muss nur mehr ganz wenig putzen. funktioniert aber nur wirklich gut bei eierschwammerln.

    als einkaufsratschlag ausserdem: nehmen sie die kleinen schwammerln. die haben viel mehr aroma und geschlossene kapperln (die in deutschland wohl hütchen heissen), somit kann sich in den lamellen auch nicht so viel erde und sand ansammeln.

    wobei man übrigens, wenn man zuwenig schwammerln hat, auch noch geröstete croutons über die suppe streuen kann. und für die nicht-vegetarische variante röstet man die brotwürferln (=croutons) mit kleingewürfeltem speck, der dann auch auf die suppe kommt.

    jetzt hab ich hunger.

  2. Sieht lecker aus!

    Ich bin nicht überrascht, dass man auf dem Steindamm eher Pilze zum Rauchen als frische Pfifferlinge bekommt. Das mit dem Putzen ist sehr unterschiedlich – die von Aldi (lachhaft günstig, sowas wie 4 € für 500 Gramm) sind oft schon so gut wie sauber, die muss man nicht putzen, was auch immer die damit anstellen. Gibt’s aber nicht immer, logisch, ist ja Aldi. Ansonsten kann man auch einige Dosenpfifferlinge gut essen, gerade wenn sie sowieso „verkocht“ werden sollen. Da ist dann garantiert kein Löffel Weissrussland mit drin. Hihi.

  3. Eierschwammerl sind relativ heikel und wachsen meiner Beobachtung nach am besten in Mittelgebirgslagen; mir scheint, heuer war wetterbedingt ohnehin kein gutes Schwammerljahr.

    Ansonsten: Was Frau Kelef sagt. Getrocknete Steinpilze sind leichter zu bekommen und schmecken hervorragend in einer Erdäpfelsuppe. Was auch gut ist: Aus dieser Suppe einen Eintopf basteln, indem man kleingeschnittene Frankfurter (= Wiener Würstchen) oder ebensolche Selchwurst (=geräucherte Wurst) vom Land dazugibt.

  4. Das wird eine echte Lieblingsruprik von mir – nicht überraschend, ich weiß! Jede Woche? SUPER Idee!
    Und ich habe gleich drei Highlights: *tannenzapig im Abgang*, *gib‘ her* und *Sand in allen Poren und in jeder runzligen Furche ihres unebenen kleinen Körpers*. Herrlichherrlich!

  5. Mehl wurde ja schon genannt, das bindet den Sand hervorragend. Anschliessend kommt die Pfifferling-Mehl-Chose in die Salatschleuder, die dann wunderbar die Spreu vom Weizen trennt. Arbeitsaufwand: drei Minuten.

  6. Aber wäre es nicht einfacher, würde man die Kartoffeln mit einem Messer statt mit einer Zwiebel würfeln?

  7. Haha, der letzte Kommentar ist ein bisschen gemein. Aber er trifft mich eigentlich genauso. Mir ist nämlich auch nix aufgefallen. Man liest halt immer nur das, was einem in die Wahrnehmung passt.

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