Zur Beschlusslage

Die Verhandlungen zur großen Koalition haben sehr, sehr lange gedauert. Ab und zu las man davon, es klang wirklich kompliziert. Da waren viele Personen beteiligt, es mussten Interessen ausgeglichen, Kompromisse gefunden werden. Die Wünsche etlicher Beteiligter mussten beachtet werden, das war schwierig. Aber die Verhandlungen, wer in dieser Familie Weihnachten wo, wie und mit wem verbringt, die gingen noch bedeutend länger und nach allem, was ich weiß, waren sie auch wesentlich komplizierter.

Die Verhandlungen zur großen Koalition gerieten manchmal sogar in Vergessenheit, nicht wahr? Ab und zu las man dann wieder ganz verblüfft davon, herrje, waren die denn immer noch nicht fertig? So ging es mir auch, wenn ich zwischendurch mitbekam, wie die Herzdame wieder telefonierte und das Wort Weihnachten fiel. Oder das Wort Besuch. Oder das Wort Essen. Das fing schon im August mit den ersten Sondierungsgesprächen an, wie man es wohl korrekt nennen muss. Das ging so durch den ganzen Herbst und endete erst letzte Woche.

Ich habe die Meldungen zur großen Koalition irgendwann gar nicht weiter verfolgt, ich fand das langweilig. Wer da nun was mit wem, wen sollte das denn noch interessieren? Wo doch am Ende sowieso nur das Ergebnis zählt und die immer gleiche Person Kanzlerin wird und irgendwer Posten bekommt. Dann nimmt man es eben gelassen zur Kenntnis, ändern kann man vorerst sowieso nichts.

Und genau so habe ich es hier auch gemacht. Ich habe die Herzdame telefonieren lassen und die Nachrichtenlage komplett ignoriert. Und keine Ahnung, was dabei herausgekommen ist. Ich mache am 24. die Tür auf, wenn es klingelt, der Rest findet sich dann. Die Herzdame hat gesagt, es sei alles geregelt.

Die Regierung hat nun einmal Entscheidungsbefugnisse. Ob sie nun gewählt oder erwählt ist.

(Dieser Text erschien als Sonntagskolumne in den Lübecker Nachrichten und in der Ostsee-Zzeitung)

 

2 Kommentare

  1. Herr Buddenbohm, Sie sind ein Held.
    Niemals würde ich Weihnachts-Besuchs-Verhandlungen nur einer Person im Haus überlassen.

  2. Das erinnert mich an H. Fuchsberger. Der spricht auch von „seiner Regierung“ und ist schon sehr lange, und ich glaube sehr glücklich, verheiratet.

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