Kaspressknödelsuppe

Kochbuchhalter

 

Ich habe wieder aus diesem Buch gekocht. Diesmal ein Gericht, bei dem man als Norddeutscher schon mit dem Titel viel Spaß haben kann. “Kaspressknödelsuppe”, das versteht hier nämlich keiner, auch nicht nach der dritten Nachfrage. Und wenn man es ein paar mal ganz schnell hintereinander ausspricht, dann klingt es wie ein Scherzwort, oder als würde man das Beatboxen üben. Das ist natürlich bei etlichen österreichischen Bezeichnungen so, dass sie einen akustisch auf die falsche Fährte bringen. Die Schlutzkrapfen ein paar Seiten weiter klingen für mich auch eher nach einer unerfreulichen Diagnose beim Hautarzt, als nach einem Mittagessen. Wie für Österreicher wohl Labskaus klingt? Oder Grünkohl mit Pinkel? Ja, schon gut, ist klar.

 Kaspressknödelsuppe ist jedenfalls eine Gemüsebrühe mit Käseklößen drin, wobei sich wiederum die Frage stellt, wieso der Österreicher an sich dauernd sein Essen zu Bällchen rollt. Was treibt den an? Wir machen das doch auch nicht? Zumindest nicht mit allem? Tatsächlich wird es dafür eine historische Erklärung geben, evtl. kann Frau Seiser das einmal kommentieren, die wird es wissen. Sofern sie nicht gerade Essen rollt, versteht sich.

 

Kaspressknödelsuppe

Zunächst schneiden wir 250 Gramm Toast oder Semmeln vom Vortag in Würfel und zerhäckseln eine Zwiebel. Die Zwiebel wird in Butter angeschwitzt und dann mit einem Dotter, einem ganzen Ei, 70 ml Milch, etwas Muskat, etwas Kümmel, Salz und Pfeffer und gehackter Petersilie und außerdem mindestens 2 EL geriebenem altem Bergkäse verrührt. Ich sach ma: da geht mehr Käse. Das Brot auch dazu. Dann lässt man das zehn Minuten stehen, in den Denkblasen über dem Kopf bilden sich derweil schon wieder Fragen nach gerolltem Essen. Wir haben früher nur Sachen gerollt, die wir rauchen wollten, denke ich z.B. während ich warte. Aber egal, das ist lange her.

Toast

Dann formt man mit nassen Händen kleine Laibchen aus dem Pamps, mit sauberen Händen kommt man in dem Kochbuch wirklich keine zwei Seiten weit. Die Laibchen in einer beschichteten Pfanne langsam (!) beidseitig in Rapsöl braten bis sie nett bräunlich aussehen. Herausnehmen und mit Küchenpapier abtupfen, warum auch immer. In die heiße Gemüsesuppe geben und noch 2 bis 3 Minuten ziehen lassen.

Mit Schnittlauch bestreut servieren.

Kaspressknödelsuppe

Wie man unschwer erkennt, habe ich den Schnittlauch vergessen, das schmeckt aber auch ohne geradezu verblüffend gut und – halleluja – auch den Kindern. Wie ich überhaupt den Verdacht habe, dass gerolltes Essen eine prima Methode ist, nahezu jedes Lebensmittel ins Kind zu bekommen, am Ende machen die das deswegen? Raffiniertes Volk!

Bei der Verwendung von sehr trockenem Brot die Milchmenge verdoppeln, rät das Kochbuch. Und empfiehlt noch grünen Salat dazu, den muss man auch nicht rollen. Toll! Kaspresssuppe wird hier wieder gemacht, das ist trotz des Rollens recht einfach und fix und schmeckt wirklich sehr gut. Das sieht auch nett aus und bietet sich für Gäste an, das macht etwas her. “Was gibt es als Vorspeise?” “Kaspressknödelsuppe!” “Hä?”

Demnächst im Programm: Erdäpfelkas. Oder doch lieber Schupfnudeln mit Rotkraut? Spannend.

 

19 Kommentare

  1. mit küchenpapier abtupfen: damit das überschüssige fett sich nicht in die knödel saugt und diese statt knusprig zu bleiben weich und gatschig werden.
    knödel und sonstiges gerolltes haben wir tatsächlich eine menge, aber ihr deutschen doch auch? klösse und klopse sind ja nun nicht unbedingt österreichisch, bitteschön. und dinge wie palatschinken muss man rollen, die schmecken dann einfach besser, und bleiben auch länger heiss als wenn man sie nur zusammenklappt.

  2. Als Kugel beinhaltet der Knödel – geometrisch gesehen – für eine gegebene Oberfläche das größte Volumen und spiegelt daher das südliche Lebensmotto wieder: mehr Sein (Inhalt) als Schein (Oberfläche).

  3. Klingt sehr lecker und sehr gut

    Aber was mache ich mit den kleingeschnittenen Semmeln? Die tauchen im Rezept nicht mehr auf 😉

    (muss nicht veröffentlicht werden, nur als Tip)

    LG Croco

  4. Ich weiss diese Serie wirklich sehr zu schätzen. Und das obwohl ich die Rezepte nicht bräuchte, aber den Schreibstil mag ich jedesmal sehr!

  5. Beeindrucken Sie Ihre Gäste doch noch mehr, indem Sie nicht „Kaspressknödelsuppe“ sagen sondern „Kaspressknöd’lsupp’m“ – ohne e aber mit m am Wortende.

    Und wenn Sie dann noch das ö durch ein ä ersetzen, liegt Ihnen gewiss der ganze Alpenstaat zu Füßen.

  6. Bitte Schupfnudeln mit Rotkraut! Und dann die Frage klären, ob es denn nun Rotkraut, Blaukraut, Rotkohl oder doch etwa Blaukohl heißt.

  7. Das mit den Schlutzkrapfen lassen Sie mal lieber nicht unsere Mitbewohnerin (5 Jahre) hören ! Die rangieren hier auf einer Höhe mit Nudeln und Pizza (sind ja auch Nudeln), wenn nicht sogar ziemlich ‚drüber: „Schluuuuuutza, ich wollt‘ aba Schluuuuuuuutza !“. Fertig abgepackt bekommt man die in Südtirol in jedem Supermarkt (die Schwiegermutter macht sie natürlich selber), Olivenöl und Parmesan ‚drüber – Kind und Mann glücklich und wir haben eine schnelle warme Mahlzeit. Ähm, ich kannte die vorher übrigens auch nicht.

  8. Wie, mit Maronen können Sie keinem kommen? Noch nie Vermicelles probiert? Hier fehlt ganz klar ein Buch „Schweiz vegetarisch“

  9. Herrlich, einfach zum Kugeln.
    Dem Knödelrollen wohnt übrigens eine deutlich meditative Komponente inne, so wie dem Teigkneten.

    Labskaus war für mich als Kind viele Jahre lang ein Tier, das im Meer lebt. Ich war sehr verblüfft, als mir zum ersten Mal das Kochrezept untergekommen ist.

  10. wortmischer hat fast recht: kaspressknälsuppm (das „d“ nur erahnen lassen). und kasersknödelsuppe ist auch schön. über das rollen (alleine das wort „rollen“ fürs knödel formen muss einem erst einmal einfallen, seither denke ich dauernd an mistkäfer!) müssen wir einmal gesondert reden, ich habe leider gerade keine zeit dafür. denn wenn ich jetzt an knödel denke, werde ich unrund (…). weil alle knödel, die mir einfallen, enthalten entweder ei und milch oder topfen oder auch nur schweineschmalz. knödel sind also noch eine woche lang verboten, aber schon heiß ersehnt. knödel sind nämlich überhaupt was vom allerbesten.

    und es heißt blaukraut. in wien rotkraut. ich streite sehr gerne darüber!

  11. Ich habe bei der Überschrift sofort Kasperknödelsuppe gelesen, was sicherlich auch durch das Bild hervorgerufen worden ist. Glücklicherweise kam dann die Stelle, dass es keiner versteht. Ich war zunächst irritiert. Kasper versteht ja wohl jeder, aber dann habe ich es noch mal aufmerksam gelesen! Schaut auf jeden Fall lecker aus!

  12. Also vorab, super lecker. Ein paar Anmerkungen sind erlaubt?
    Das mit „wo bleibt das Brot“ hatte ich auch, leider hatte Pocket die Aktualisierung nicht übernommen, allerdings konnte ich mir den Part noch erschließen 😉
    Hilfreich zu erwähnen fände ich, dass die Mischung von Eiern etc. mit den Zwiebeln nicht in der Pfanne erfolgen sollte, in der sich die Zwiebeln ja noch befinden…. zum Glück hatte ich noch genug Eier. Und gut würzen, da kommt ja noch das Brot dazu, keine Hemmungen.
    Ach ja, und vielleicht solltest Du irgendwo ergänzen, dass man vorher eine Gemüsesuppe kochen muss – sonst hat manch einer nachher die Kaspress aber keine Suppe (zum Glück hab ich mir nach einer besonders ‚tollen‘ Brigitte-Rezept angewöhnt, erst zweimal durchzulesen).

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