Backen mit der Herzdame: Waldmeisterweingummitorte

Bis wir Kinder bekommen haben, war die Küche hier nur mein Revier, weil das Kochen in dieser Ehe fast ausschließlich mein Job ist. Gebacken wurde hier gar nichts, denn Backen mag ich nicht und die Herzdame hatte sich damit nie beschäftigt.

Waldmeisterweingummitorte

Erst durch die zahlreichen Kindergeburtstage, Kinderfeste, Kitaveranstaltungen und ähnlichen Erscheinungen ergab sich die Notwendigkeit, dauernd irgendwo Kuchen zu liefern, das war alternativlos. Man kann anscheinend keine Kinder großziehen, ohne dabei dauernd Kuchen zu backen, das ist hier so, Gegenwehr zwecklos. Dieses Backen hat die Herzdame übernommen – zunächst im mehr oder weniger passiv-aggressiven Widerstand nur mit Backmischungen und Halbfertigprodukten, dann nach und nach mit Rezepten aus ihrer Familie, schließlich sogar mit Rezeptheften, Foodblogs usw. Und weil dabei jetzt gelegentlich Ergebnisse herauskommen wie die nachfolgende Waldmeisterweingummitorte, mit der man auf jedem Kindergeburtstag wirklich Eindruck macht, werden hier in loser Folge ein paar Rezepte vorgestellt.

Woher dieses spezielle Rezept genau stammt, das lässt sich nicht mehr feststellen, es handelt sich um eine uralte Kopie aus irgendeiner Zeitschrift mit sehr viel Herzchen am Rand, mehr weiß man nicht. Es war aber damals die Lieblingskindergeburtstagstorte der Herzdame, die musste ihre Mutter wieder und wieder für sie machen. History repeating, das wird bei uns jetzt wohl auch so. Man braucht:

150 Gramm Löffelbiskuit
100 Gramm Butter
3 Blatt weiße Gelatine
1 Päckchen Götterspeise Waldmeister
100 Gramm Zucker
200 Gramm Frischkäse
2 Päckchen Vanillinzucker
3 EL Zitronensaft
Etwas grüne Speisefarbe
¼ Liter Sahne
Weingummi, viel

Nicht vergessen: Backen ohne Schürze ist ungültig, alte Regel.

Schürze

Biskuit

Die Löffelbiskuits in einen Gefrierbeutel und am besten auch noch in ein Handtuch einschlagen, es krümelt gleich nämlich wie Sau. Das verschlossene Paket vom Nachwuchs zertrümmern lassen. Ja, macht es kaputt, richtig kaputt, wir wollen das niedergemacht haben, plattgewalzt, zerstört. Die Kinder zehn Minuten gewähren lassen, das sollte reichen.

Biskuit

Biskuitpäckchen

Biskuitgemetzel

Die Butter weich werden lassen und mit den Biskutitrümmern gründlich verrühren, das kann ein williges Kind natürlich auch mit der Hand oder mit einem Gerät machen.

Biskuit und Butter

Rührgerät

Biskuittrümmerpampe in eine Tortenform füllen und von den Kindern sorgfältig andrücken lassen. Feste. Dann kalt stellen.

Biskuit in Tortenform

Die Gelatine in kaltem Wasser einweichen.

Herzdame hinter Gelatine

Götterspeise in ¼ Liter Wasser auflösen und 10 Minuten quellen lassen.

Götterspeise

50 Gramm Zucker einrühren, aufkochen, abkühlen lassen. Gelatine ausdrücken lassen und dann in die Götterspeise mischen.

Gelatine

Die Zitrone auspressen lassen. Wir machen das ohne Küchengerät, nichts als Kraft und Physik, auch wenn das vehementen körperlichen Einsatz erfordert. Kinder können sich ruhig einmal anstrengen. Kurz nach diesem Bild stand Sohn II übrigens auf der Zitronenpresse, die Zeit bis zum Absturz reichte aber nicht für ein gelungenes Foto.

Zitronenpresse

Den Frischkäse mit dem übrigen Zucker, dem Vanillinzucker und drei Esslöffeln Zitronensaft verrühren.

Grüne Speisefarbe, die in unserem kleinen Multikultiviertel natürlich vom Inder kommt, in die Götterspeise einrühren.

SpeisefarbeKurz bevor das Zeug fest wird, die Käsecreme mit einem Schneebesen unterrühren. Es kann durchaus eine halbe Stunde oder länger dauern, bis das Festwerden beginnt. Sahne schlagen und auch unterrühren.

Sahne

Dann die gesamte Masse, die jetzt auffällige Ähnlichkeit mit der Abdruckmasse beim Zahnarzt haben sollte, auf dem Tortenboden verteilen und glatt streichen.

Grüne Pampe

Mindestens 5 Stunden im Kühlschrank fest werden lassen. Dabei unbedingt die Kinder im Blick behalten, damit sie nicht per Fingerdruck prüfen, ob die Torte schon fest ist, dann hat man nämlich Spuren in der Torte, verdammt nochmal, das stört bei eventuell fälligen Fotos ganz ungemein und gefährdet den Familienfrieden.

Torte

Weingummi beliebiger Sorte von den Kindern nach Farben und Formen vorschulmäßig sortieren lassen.

Weingummi

Weingummi

Ansprechendes Muster auf die Torte legen – fertig.

Tortendeko

Das schmeckt jedem Kind, ist immer eine Überraschung und man ist garantiert nicht schon wieder der zehnte Apfelkuchenlieferant beim Sommerfest. Auch was wert!

Waldmeisterweingummitorte

Die Zubereitungszeit wird vom Rezept mit anderthalb Stunden angegeben, wir haben deutlich länger gebraucht, weil man unter Kinderbeteiligung die Küche wirklich unfassbar einsaut, das wirkt auf den Fotos seltsam, wenn man nicht zwischendurch aufräumt. Es ist überhaupt nicht zu fassen, was Backen mit Kindern in Küchen anrichtet. Aber Spaß macht es auch, doch, doch.

15 Kommentare

  1. Wundervoll. Wenn ich Backen und eingesaute Küchen nicht so hassen würde, könnte ich das direkt mal ausprobieren. Vielleicht wenn die Kinder groß sind. Für die Enkel.

  2. Wenn ich mir die Fotos so ansehe, fange ich fast an zu bereuen, dass ich keine Kinder habe. 😉
    Aber als Mitbringsel – großartiges Rezept!

  3. Ach, die gute alte Philadelphiatorte. Meine Mutter macht sie immer mit Zitronengötterspeise und echten Mandarinen obenauf. Ich nehme gerne amerikanisches Jell-o in lustigen Geschmacksrichtungen. Dafür werde ich mir die Idee mit dem Weingummi auf jeden Fall merken. Definitiv besser als Dosenmandarine.

  4. Mit Zitronengötterspeise, genau. Und ohne extra Farbe. Aber mit Waldmeister KÖNNTE man auch mal probieren, wobei das aber Traditionen bräche…

  5. Sie haben ja keine Ahnung, wie begeistert ich bin!
    Hier wird nämlich verzweifelt nach einer starwarsesken Geburtstagstorte für den großen Sohn gesucht, mit einer yodafarbenen Torte könnte ich punkten. Heißen Dank!

  6. Geil!

    Aber irgendwas mache ich falsch – ich habe noch nie einen Kuchen in Zusammenhang mit dem Kind gebacken außer an seinem Geburtstag. Hat auch noch nie jemand verlangt, weder in der Kita noch im Freundeskreis noch in der Familie. Liegt das daran, dass ich in einem sozialen Brennpunkt lebe, der die Gentrifizierung trotz ständiger Ankündigung immer noch nicht geschafft hat? Ich habe ja das Gefühl, Kuchen backen wird mehr in hippen Stadtteilen gefordert. Oder liegt es daran, dass das Kind erst 18 Monatealt ist, und es erst in x Jahren so richtig los geht? Ich harre da mal.

  7. Was ein hübsches Gemeinschaftsprojekt! Da Schürzenbild und das Bild vom Zitronenauspressen sind natürlich Highlights! Ach, und der Gelatine-Schleiertanz gefällt mir auch!

  8. Das ist eindeutig der beste Bericht mit den (grünsten) schönsten Fotos zur Waldmeister-Philadelphiatorte. Das kommt gut, noch grüne Speisefarbe dazuzugeben!

  9. Die Optik der Masse kommt in der Tat nah an den Zahnarzt-Kitt ran, gehe aber davon aus, dass die leckerer ist … Andererseits Waldmeister?!? Da muss ich nochmal in mich gehen 😉

  10. Das nenne ich mal eine gelungene Schritt für Schritt Anleitung. Ich liebe gute Fotos mit Showeinlagen, auch wenn der Kuchen selbst mich jetzt nicht ganz so anspricht. Irgendwie habe ich seit KIndertagen eine leichte Abneigung gegen den Waldmeistergeschmack. Dekorativ ist die Torte auf jeden Fall!

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