Gelesen, vorgelesen, gesehen, gespielt und gehört im August

Gelesen

Geradezu erschreckend wenig zum Lesen gekommen. Die angeknabberten Reste aus den Vormonaten weggelesen und immer weiter im Safranski und im Friedell, das hatten wir schon in den Vormonaten, dazu also nichts mehr. Sonst:

Karen Duve: Keine Ahnung. Ein Band mit Erzählungen. Harte Erzählungen, lakonisch erzählt. Kalt und schnell und gut. Sehr gut für Tage mit schlechtem Wetter. Hier war, als ich es las, aber noch allerbestes Wetter, das war ein wenig schade. “Keine Ahnung “ war übrigens ihr erstes Buch.

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Joseph Zoderer: Der Himmel über Meran – Erzählungen.  Das habe ich gelesen, weil ich im nächsten Sommer nach Meran möchte, die Planung daran ist gerade in Arbeit. Das sind bittere Geschichten in zurückhaltender Sprache, eindringlich und vereinnahmend, wie etwas zu kaltes Herbstwetter, das einen im dünnen Übergangsjäckchen erwischt. Verlorene Heimat, sterbende Eltern, Abschiede, das ist thematisch schon weit im November. Einiges gelernt über die Option in Südtirol, das wusste ich alles nicht.

Dimitri Verhulst: Der Bibliothekar, der lieber dement war als zu Hause bei seiner Frau. Aus dem Niederländischen von Rainer Kersten. Ein alter Mann beschliesst, Demenz vorzutäuschen, um seiner Frau zu entkommen.  Das wird, wie bei Verhulst nicht anders zu erwarten, einigermaßen drastisch erzählt, da geht es körperlich zur Sache, das kann bei ihm auch nicht anders sein. Ebenso wie der schnodderige Tonfall nicht anders sein kann, das gehört so. Ich bin im letzten Drittel und habe immer noch nicht verstanden, warum die Hauptfigur die Dame des Hauses nicht einfach verlassen hat, das wäre etwas einfacher gewesen. Hm.

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Vorgelesen

Ulrich Hub: Füchse lügen nicht. Mit Bildern von Heike Drelow. Da hat Sohn II so lange gedrängelt, bis ich doch angefangen habe, daraus vorzulesen, eigentlich ist es noch gar nichts für ihn (ab acht Jahren empfohlen). Aber gerade das ist natürlich reizvoll und so habe ich mit dem Text begonnen, in dem Tiere in der unterkühlten und nur spärlich möblierten Animal Lounge eines Flughafens sitzen und auf Flugzeuge warten, die nicht kommen. Das wird erst einmal nicht erklärt, das muss man so hinnehmen. Die Tiere führen herrlich absurde Dialoge, hochbegabte Schafe reden im Chor, die Gans sucht dauernd ihren Pass, ein psychotischer Affe wirft Tabletten ein, die Situation wird immer rätselhafter. Man bekommt es nicht heraus, was das soll, es wird keine Lösung nach drei Seiten gereicht. Ein Hund erscheint, der verkündet, dass alle Flüge gestrichen sind, dann taucht auch noch ein Fuchs auf, der laut Vorwort nicht lügt, niemals…

Das ist eine ganz neue Leseerfahrung für Sohn II, eine Geschichte, die nicht erläutert wird, in der alles spannend bleibt, irgendwie lustig ist, völlig rätselhaft, versponnen und absurd. Irgendwie verunsichernd, wenn man aus der sehr klaren Kinderbuchwelt der Kleineren kommt, aber auch verlockend. Ich bin ganz begeistert, er ist sehr, sehr neugierig und wir lesen also weiter. Ein guter Übergang zu neuen literarischen Welten, denn bei einem Siebenjährigen geht natürlich allmählich mehr.

Gesehen

Nichts. Macht nichts. Wobei – vielleicht fällt das abendliche Betrachten meiner Instagram-Timeline in diese Kategorie, ein Ritual, das die Jungs beide sehr schätzen. Und das zu interessanten Diskussionen führt. Warum machen all diese Leute genau diese Bilder? Warum findet man überhaupt ein Bild schön, interessant, lustig oder einfach doof? Und wo ist das alles? Hier wird Instagram zum Erdkunde- und Sach- und Ästhetikunterricht, wir gucken fremde Dinge, Wohnungen, Städte, Länder, Landschaften. Und debattieren, ob wir ein Herzchen vergeben oder nicht und wer das machen darf. Wir sehen Bilder fremder Mahlzeiten und planen dabei das Essen der kommenden Tage, wir sehen fremde Kinderzimmer, Spielplätze und Strände und fragen uns, was gut ist, was Spaß macht, was wie gehört im Leben. Zwischendurch sind wir uns auf Anhieb einig, das ist immer toll. Die Bilder vom Burning Man Festival – grandioses Zeug. Das ist Kunst, aber schön, wie Sohn I sagte.

Ich finde, anhand von Instagram kann man hervorragend Gespräche mit Kindern führen. Nur dass sie dauernd Katzenbilder liken, das ist mir etwas peinlich, immerhin tun sie das in meinem Account. Schlimm.

Gespielt

Crazy Hedgy. Das ist ein Jump-and-Run-Spiel. Offiziell wird es ab 9 empfohlen, ich fand es für einen Sechsjährigen auch in Ordnung. Da steuert man einen Igel durch 3-D-Landschaften, die verblüffend gut gemacht sind. Der Igel rollt durch die Gegend, sammelt Juwelen und verprügelt Pilztypen, man wundert sich bei solchen Spielen ja inhaltlich über gar nichts. Gesteuert wird das am iPad durch Bewegungen des Gerätes. Das geht sehr gut, sehr glatt und flott, ist nicht buggy und macht tatsächlich Spaß. Es gibt 35 Level – das reicht dann auch eine Weile. Hier bei iTunes.

Gehört

Den ganzen Monat einigermaßen ratlos herumgesucht und nicht sehr oft fündig geworden. Nett fand ich z.B. dieses Stück von Koop.

Ansonsten bin ich musikalisch völlig planlos, das kommt ja mal vor im Leben.

 

 

5 Kommentare

  1. Dass Dreivertel meiner Familie in Meran wohnt, weißt Du schon, oder? Sollten bei Deiner Planung spezifische Fragen aufkommen, stelle ich mich dienstbeflissendst zur Verfügung.

  2. Tja, bei mir ist es fast genau umgekehrt…ich leb‘ in Südtirol, meine Familie hingegen…egal. Als literarischen Einstieg empfehle ich noch „Eva schläft“ von Eva Melandri, „Klausen“ von Andreas Maier und „Schöne Welt, böse Leut'“ von Claus Gatterer.
    Werden Sie in Meran lesen ??

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