Und was ist mit Tee?

Teekanne

Im Wetterbericht stehen für die nächste Woche schon wieder so seltsam schwiemelige Temperaturen, irgendwas um acht Grad herum. Wir hatten früher ja nicht nur nichts, wir hatten auch viel weniger Grad im Dezember, wir hatten da manchmal sogar Schnee. Sohn II hört es und staunt, er hält Schnee mittlerweile endgültig für Märchenzubehör. Immerhin war es aber zwischendurch in den letzten Tagen schon etwas kälter in Hamburg und durch den heftigeren Wind von der Nordsee her sogar ein wenig ungemütlich. Als ich mich vorgestern vom Büro nach Hause wehen liess, habe ich endlich ein wenig gefroren, ein ganz vergessenes Gefühl. Und im Umland gab es tatsächlich Temperaturen unter null Grad! Da ist sogar schon der Grünkohl offiziell freigegeben. Der Grünkohl, den man sonst bei plus zwei Grad auf gar keinen Fall essen darf, weil man sonst von irgendwem ungefragt belehrt wird, ab wann der essbar ist. Selbst dann, wenn man den aus der Tiefkühltheke nimmt.

Bei ausreichender Kälte geschieht mit mir eine seltsame Verwandlung: Ich bekomme Lust auf Tee. Nicht gerade morgens, da könnte ich ohne Kaffee nicht existieren, aber doch am Nachmittag. Tee fällt mir das ganze Jahr über nicht ein, kein Gedanke, keine Option – aber bei Kälte wirkt der Gedanke an eine Tasse Tee plötzlich sinnvoll und schlüssig.

Und da ich ja, wie hier ausführlich beschrieben, etwas mehr in der Küche herumbasteln will, gibt es jetzt selbstgemachten Gewürzteee. Bei selbstgemachtem Apfelkompott wird man zur eigenen Großmutter, bei selbstgemachtem Gewürztee zum eigenen Yogi, immer eine Stufe mehr. Man arbeitet sich langsam hoch. Das Rezept kommt wieder aus diesem Buch von Yvette van Boven:

Untitled

Tee-Rezept

Wir basteln uns also einen Gewürztee, der im Geschmack tatsächlich an den bekannten Yogitee erinnert, auch wenn er vermutlich mit einem Zehntel der Zutaten auskommt. Man braucht nur das hier:

Tee-Zutaten

Nämlich ein daumengroßes Stück Ingwer, einen Zweig Thymian, eine halbe Zimtstange, den Saft von zwei Mandarinen oder Clementinen oder was da gerade herumliegt, sowie frisch gemahlenen Pfeffer. Wenn die Kinder mittrinken wollen, lässt man den Pfeffer besser weg, ich finde ihn allerdings unverzichtbar.

Der Rest ist dann sehr einfach, den Ingwer in Scheiben schneiden, die Mandarinen vom Nachwuchs auspressen lassen, wenn ich dass als Küchenchef mal so delegativ ausdrücken darf. Alles – außer dem Mandarinensaft – in einem Topf mit dem Thymian und der Zimstange aufsetzen. Mit Wasser, versteht sich. Und ohne Mandarinenschalen.

Mandarinen

Zwanzig Minuten bei schwacher Hitze sachte ziehen lassen. Danach den Mandarinensaft dazugeben, evtl. noch Honig. Und zack, hat man einen Gewürztee, der nach wesentlich mehr schmeckt, als drin ist. Der schmeckt tatsächlich so, als hätte man erst stundenlang bei Vollmond -zig Zutaten verrieben. Manchmal ist es ja einfach.

Im Gegensatz zum handelsüblichen Yogitee hat man aber keinen Teebeutel mit fader Kalenderweisheit an der Tasse baumeln, das wird dem einen oder anderen sicher fehlen, man gewöhnt sich auch an so etwas. Mir fehlt das jedenfalls, ich trinke im Winter gerne Yogitee und die Sprüche gehören nun einmal dazu, genau wie die Glückskekse mit Orakelzettelchen zum chinesischen Imbiss gehören. Für das Rundumsorgloswinterteeerlebnis muss man sich also selbst einen Sinnspruch mit fundamentaler Weisheit an die Tasse basteln, aber auch das ist natürlich schnell gemacht.

Teebeutelanhänger

Und in der nächsten Woche mache ich etwas mit ziemlich viel Alkohol und werde mein eigener Wirt. Warum auch nicht.

 

17 Kommentare

  1. Ich lege dir dringend die Anmeldung von „alle bekloppt“-Tee beim Patentamt ans Herz. Als Wortmarke, das ist nicht teuer/umständlich. Würde ich sofort kaufen und verkauft sich garantiert wie blöd!

    (Das ist viel cooler als „flauschiger Kaminzauber“. Viel!)

  2. Ich bin gerade dabei die Weihnachtsbastel-Idee zu entwickeln: Anhänger mit Teesprüchen. Erfüllt alles, was ein gutes Weihnachtsgeschenk gebrauchen kann: Ein bisschen selbstgemacht (aber auch nicht so doll, dass der Beschenkte stundenlang Selbstgeklöppeltes bestaunen muss), einen Moment lustig und – das Beste – man kann es so wegbrauchen. Es braucht nicht ewig in der Wohnung vollstauben. Ha.

  3. Lieber Herr Buddenbohm, wir schwelgen gerade im kulinarischen Herzdamenrausch. Am Wochenende gab es zum Frühstück Bagels, zum Mittag schwarze Spaghetti und zum Nachtisch Schoko-Muffins. Alles wunderbar! Wir kochen jetzt nur noch wie Sie, und nehmen das Rezept für Tee dankbar in unser Kochbuch auf. Das tut dank Mangel an Weissmehl auch meiner Figur gut. Herzliche Grüße

  4. Was mich ja die ganze Zeit umtreibt: was hängt am anderen Ende des Sinnspruchschnipsels? Nix? Eine Ingwerscheibe im handgeklöppelten Teebeutel? Eine einzelne Gewürznelke?

  5. Servicekommentar: Die Rezeptabwandlung, gemahlenen Ingwer, Zimt und Thymian in einen Teebeutel füllen, mit kochendem Wasser zu übergießen, ziehen zu lassen und den Saft einer leicht zweifelhaften weil schon verdächtig alten Orange hinzuzufügen funktioniert nicht.

    Passendes Anhängselzettelchen für diese Variante wäre: „Orginialrezept befolgen!“ (optional auf der Rückseite „Sonst scheiße!“)

  6. Also besten Dank für diesen Tip, ich habe gerade etwas improvisiert und trotzdem war ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ich hatte keine Zimtstange und keine Kräuter, dafür aber Nelken, gemahlenen Zimt, den frischen Ingwer, Pfeffer hatte ich vergessen( habe aus der Erinnerung „gebastelt“) und Mandarinensaft … und … Vanillezucker … jaaaa, ich weiß, total ungesund, aber sehhhhhr lecker, das Ganze! 🙂

  7. Ich gehe davon aus, dass am anderen Ende des Sinnspruchs ein Bleigewicht aus dem Anglerbedarf hängt. Denn schon die Römer hielten Blei für eine unverzichtbare Zugabe zu Getränken.
    Es macht langfristig etwas Weich in der Birne, also mit Vorsicht genießen 🙂

    An Sinnsprüchen würde ich

    „Weihnachten kommt jedes Jahr ganz plötzlich“
    „Macht euren Sch**ß doch alleine“
    „Es gibt ein HIER und JETZT für den Jahresabschluss“

    vorschlagen.

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