Beim Herumschieben der Möbel – Teil 3

Die Fortsetzung hierzu.

Das war so wirklich nicht geplant, dass daraus eine Serie wird, aber das Thema bleibt hier dominant. Schon weil wir einfach nicht fertig werden, nichts abhaken können, weil wir schlicht überhaupt nichts erreichen. Die Wohnung ist offensichtlich unvollendet. Nach dem letzten Herumschieben blieb alles etwas unfertig stehen. Wenn man bei uns hereinkommt, sieht man erst einmal eine nackte Wand, an der so offensichtlich früher etwas stand, dass man sofort eine Decke vor die Lücke hängen möchte, so nackt und bloß und falsch sieht es da aus. Aber wir haben uns leider noch nicht entschieden, was da hinkommt. Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten.

Unterdessen ist die Herzdame an einer ausgeprägten Wohnzeitschriftensucht erkrankt und verbringt die Abende blätternd und murmelnd vor Hochglanzbildchen von Möbeln, Wohnungen und Dekoartikeln. Ab und zu gibt sie völlig zusammenhanglos Formulierungen wie etwa “Laminat, Dekor Eiche gesägt, weiß geölt” von sich und nickt dazu, ohne eine Antwort von mir zu erwarten. Dann googelt sie etwas, dann kommt sie vom Thema ab, dann denkt sie doch lieber über Balkonpflanzen nach. Oder greift zur nächsten Zeitschrift. Sie klemmt sozusagen vor dem nächsten Möbelkauf irgendwo zwischen Oblomow und Tine Wittler fest, es ist fraglich, ob sie aus diesem Zustand jemals wieder ohne Hilfe herauskommt. Sollte sie wider Erwarten noch einmal handlungsfähig werden, müsste ich ihr aber ohnehin schonend klar machen, dass das für die Möbel zurückgelegte Geld mittlerweile komplett in Wohnzeitschriften und Bildbände über den Landhausstil investiert wurde.

Das einzige, was uns momentan wirklich helfen würde, wäre eine Innenausstattung, an der alles leicht beweglich, verschiebbar und wandlungsfähig ist. Einmal alles da hinein, zack, einmal alles dort hinein. Links, rechts, oben, unten, einmal flott alles durchgespielt, dann wüssten wir vermutlich Bescheid. Das kann man natürlich auch digital erreichen, schon klar, aber richtig Spaß habe ich daran irgendwie nicht. Ich muss das alles in natura sehen. Ich muss probesitzen und hinfühlen.

Aber probeweise z.B. die ganzen rappelvollen Bücherregale in einen anderen Raum zu stellen – das ist schon etwas herausfordernd. Und das ist genau genommen exakt die Herausforderung, vor der ich gerade stehe. Jetzt gerade. Jedenfalls sobald ich nicht am Schreibtisch sitze und intensiv arbeite. Ich tippe hier quasi seit Stunden gegen die Plackerei des Möbelherumschiebens an, das ist einmal eine ganz neue Motivation und übrigens auch ein grandioses Heilmittel gegen Schreibblockade. Tippeditipp! Ach, was bin ich fleißig, ich bin die reinste Textameise, die Sätze perlen wie aus einer stetig sprudelnden Quelle. Ab und zu guckt die Herzdame um die Ecke und fragt, ob ich Zeit habe. Nein, ich habe keine Zeit, ich muss ja schreiben. Herrje, was muss ich alles schreiben. Ich muss sehr, sehr viel schreiben, es ist geradezu unfassbar, wieviel ich schreiben muss. Sollten heute noch zwanzig Artikel hier erscheinen – Sie wissen Bescheid.

 

9 Kommentare

  1. Versuchen Sie es doch mal mit Rollen unter sämtlichen Möbeln. Es gibt da so lustige Möbelrollbretter. Und sollten Sie sich wider Erwarten auf einen festen Standort der Möbel festlegen können, dann haben die Jungs sicherlich weiterhin Verwendung für die Rollbretter. (P.S.: im Baumarkt macht es wegen der langen Gänge erfahrungsgemäß den meisten Spaß, aber vielleicht haben Sie ja einen langen Flur.)

  2. Es gibt bei ALDI gerade so schöne billige Rollbretter mit 4 Rollen für unter 10 €, auf denen man ganze Möbelserien und Bücherkisten durch die Wohnung rollen kann. (Skateboardfahren kann man damit nicht, nur falls die Söhne auf die Idee kommen sollten).

  3. Rollen-Dingsies lassen einen übrigens, sollte man sie auf einem teppichlosen Holzfußboden einsetzen, alle Verschiebemaßnahmen nachvollziehen wie auf einer geheimen Landkarte aus Kindheitstagen: Das ist praktisch, falls man Spielzüge wieder rückgängig machen will (Sie kennen das aus Solitare-Spielen).

    Wollen Sie solche zurückverfolgbaren Spuren vermeiden (erhöhter Schwierigkeitsgrad bei nicht definiertem Spielende), eignen sich umgeklappte, unter den Füßen von Kleiderschränken platzierte Teppichreste ganz ausgezeichnet. 😉

  4. Wenn man weiß, dass diese Möbelrollbretter in der süddeutschen Möbelpackerszene „Hund“ genannt werden, machen die Vorschläge der geschätzten Vorkommentatoren noch mehr Spaß (finde ich).

  5. bei den witzigen Herzdamengeschichten sind die Kommentare dazu fast ebenso witzig wie die Textpassagen selbst….
    das passt auf einer wellenlänge…
    HUNDE dachte ich bisher würden in erster Linie die Lasten auf dem Rücken tragen:))oder man kann was an den Schwanz anzäumen…
    wie ich lese ist aber auch eine Zweckentfremdung im Spiel…

    schnell mal vom Landlebenblog…hergeflitzt und geblieben…:))

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