Wider die Verschwendung

Die Söhne haben beide Ahnung von Umweltthemen, das bleibt nicht aus. Sie wissen, was der Klimawandel ist, sie kennen den Abgaswerteskandal, sie wissen, dass man Geräte nicht sinnlos laufen lässt. Das ist anders als in meiner Kindheit, in der es noch gar keine Umwelt gab, da gab es ja nur das da draußen, oder vielleicht noch so etwas wie Gegend. Und mit allem, was draußen oder in der Gegend war, konnte man anfangen, was immer man wollte, das war damals alles für die Menschen da, Selbstbedienung. Dachten wir jedenfalls. Das war selbstverständlich nicht richtig, aber das war noch kein Allgemeingut. Das klingt, als sei es hundert Jahre her, nicht wahr? So wird man allmählich zum Museumsstück, auch interessant.

Heute wissen die Kinder, dass nicht alles für die Menschen da ist, dass vielleicht auch nicht genug für alle da ist, schon gar nicht, wenn wir weiter alles hemmungslos verschwenden. Das sorgt in ihnen für einen seltsamen Widerspruch. Denn einerseits leben sie im Saus und Braus dieses reichen Landes, andererseits haben sie das deutliche Gefühl, auf etwas oder sogar auf alles aufpassen zu müssen. Und da es zwar kinderleicht ist, die Notwendigkeit des ressourcenschonenden Verhaltens zu erkennen, aber eher schwer, sich selbst richtig zu verhalten, achten sie lieber auf das Verhalten anderer. Also etwa auf das Verhalten ihrer Eltern. Es ist eben schöner, die hemmungslose Stromverschwendung anderer zu kritisieren, als selber kalt zu duschen, um es etwas überspitzt auszudrücken. Ich lebe hier unter permanter Beobachtung, ich könnte ja eine schlimme Umweltsau sein. Da muss ich mir also Mühe geben, ein brauchbares Vorbild zu sein.

„Papa, wenn du etwas aufschreibst, was du dir auch so merken könntest, dann ist das Stiftverschwendung. Das macht man nicht.“

Und deswegen habe ich mir dieses Kolumnenthema jetzt eine Woche lang ohne Stift gemerkt. Geht doch!

(Dieser Text erschien im letzten Jahr als Kolumne in den Lübecker Nachrichten)

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