Gehört: Phoenix voran (Electric Nights von edel & electric)

Der Digitalverlag edel & electric hat die zweite Electric Night veranstaltet, wozu ich freundlicherweise eingeladen war. Das war ein sogenannter Blogger Book Pitch, mehrere BloggerInnen hatten jeweils zehn Minuten Zeit, ein Lieblingsbuch vorzustellen, hier ein ausführlicher Rückblick bei Sounds & Books.

Ich habe mich für einen Gedichtband von Peter Rühmkorf entschieden, “Haltbar bis Ende 1999”, und ich habe daraus also, noch so eine seltsame Premiere, ein Gedicht vorgelesen, “Phoenix voran”. Das habe ich nicht zufällig ausgewählt, das ist ein Gedicht, bei dem man ganz genau wissen kann, wie Peter Rühmkorf es betont hat, es gibt eine wunderbare Aufnahme davon, die ist bei mir seit Jahren eine Art Lyrikohrwurm.

Ich habe bei der Veranstaltung vorher auch noch kurz etwas über Lyrik gesagt, nämlich das:

In der Schule lernt man, Gedichte verstehen zu müssen. Nichts gegen die Schule, aber das ist natürlich grober Unfug.  An Gedichten soll man sich besinnungslos besaufen wie an Schnaps, man sollte sie einfach auf ex wegkippen, etwas atmen und auf die Wirkung warten. Und wenn nichts kommt, dann war es eben nichts. Dann braucht man noch eines. Ein anderes, ein stärkeres.

Nein, man muss Gedichte nicht verstehen.  Man will sie vielleicht verstehen, man kann sie manchmal auch verstehen. Und man versteht dann vielleicht sogar alles oder auch nur eine Zeile oder eine halbe, ein seltsames Wortgebilde, mehr nicht, und es reicht. Manchmal bewegt einen dabei insgesamt eher nichts, und manchmal wirft einen ein Halbsatz um, und dann war es wichtig und richtig.

Es gibt ein berühmtes und treffendes Zitat von Benn, Sie werden es kennen. Es geht eigentlich um Musik, aber es passt schon: “Es gibt Melodien und Lieder, die bestimmte Rhythmen betreuen – die schlagen Dein Inneres nieder, und Du liegst am Boden bis neun.”

Nur in diesem Sinne lese ich Lyrik, und in diesem Sinne kann man besonders gut Peter Rühmkorf lesen. Und nein, man muss ihn nicht verstehen.

Ein Kommentar

  1. Eine schönere und treffendere Gebrauchsanweisung für Lyrik habe ich noch nie gehört. Vielen Dank dafür. Man kann sich das auch gut kombiniert vorstellen: Hochgeistiges mit Hochprotzentigem. Ein kurzes und ein Kurzer … Prost!

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit exceeded. Please complete the captcha once again.