Gelesen – Alex Capus: Fast ein bisschen Frühling

Das Buch spielt 1933. Zwei Arbeitslose aus Wuppertal möchten auf dem Seeweg nach Indien, überfallen zum Zwecke der Spesenregelung eine Bank, was nicht ganz ohne Opfer über die Bühne geht. Sie kommen auf ihrer Flucht nur bis Basel, das freie Reisen durch Europa und den Rest der Welt war auch damals nicht ganz einfach. In Basel ergibt sich eine kleine Liebeskomplikation mit einer Schallplattenverkäuferin, die zum Erwerb sehr vieler Tangoplatten und etlichen abendlichen Spaziergängen zu dritt am winterlichen Rheinufer führt. Bis die beiden mehr Geld brauchen. Ein Buch über das Scheitern und über das Schicksal, eine bittere Sache, sehr leicht erzählt, ein Tango von einem Roman. Kurz und gut und schön und ein wenig schmerzhaft.

Eine teils wahre Geschichte, was eigentlich vollkommen egal ist, bei Capus aber doch auch den Reiz ausmacht, diese Mischung aus Fakten und Hinzu- und Drumherumdichtung, da muss man ihn wohl als Großmeister betrachten. Ich habe sonst überhaupt keine Neigung zu historischen Themen in modernen Romanen, Capus würde ich aber jede Story abkaufen, selbst wenn es um wallonische Wanderbuchhalter im ausgehenden Spätmittelalter gehen sollte, er würde schon etwas daraus machen, da bin ich mir sicher.

Ein Kommentar

  1. Und da muss man nun so alt werden, um zum ersten Mal von Alex Capus zu hören und von einer Kleinstadt namens Olten. Guter Tipp.

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