Geschenktipps für Kinder – die seltsameren Ideen

Die nächsten Wochen bieten sich für Geschenktipps an, nicht wahr, einige ratlose Menschen werden schon auf der Suche sein. Die Söhne und ich geben also ab und zu ein paar Hinweise auf Sachen, die uns in diesem Jahr gefallen haben – ohne Affiliate-Gerödel, ohne bezahlte Werbung, einfach so.

Los geht es mit zwei vermutlich seltsam anmutenden Hinweisen. Nach den Spielerfahrungen hier zu urteilen, die ich nicht nur bei den Söhnen sondern auch bei deren Freunden beobachtet habe, handelt es sich aber in beiden Fällen um so etwas wie völlig unterschätze Knaller. Nämlich erstens: Ein Geldzählbrett. Wenn unklar, bitte den Begriff genauso googeln, dann staunen und erinnern, das hat man doch mal bei der Bank oder der Post gesehen. Das soll ein Spielzeug sein? Was?

Und ob es eines ist. Es ist erheblich interessanter als jedes Sparschwein, es führt zu stundenlanger und hochkonzentrierter Geldzählerei, es übt ganz nebenbei auch noch Mathe mit den Kindern. Und nachdem ich das jetzt wochenlang beobachtet habe, möchte ich mit großer Sicherheit behaupten – das Ding macht Kindern Spaß. Man kann es natürlich auch sehr passend mit einem Sack Kleingeld überreichen, das macht das Geschenk sicher noch attraktiver, sehr kleines Kleingeld reicht auch.

Hier gab es das zur Einschulung von Sohn II, und die Söhne haben spontan beschlossen, künftig gemeinsam zu sparen und das Geld nur noch in dem Teil aufzureihen und zu zählen. Das hatte dann noch einen Nebeneffekt, denn weil die Söhne selbstverständlich zwischendurch doch einmal Einzelwünsche haben, müssen sie eventuell entnommene Anteile von der Gesamtsumme abziehen, die dann wieder neu durch zwei geteilt werden muss, um die Anteile neu zu justieren und wieder und wieder abzuwägen, ob nun gemeinsame oder Einzelziele attraktiver sind. Das ist gar nicht unkompliziert, denn man muss sich für derartige geschäftliche Entscheidungen mehrere Zahlenwerte merken – aber man staunt, wie die Kinder plötzlich rechnen können, dabei entstehen sogar erstmals im Leben formelartige Notierungen. Es ist eben alles eine Frage der Motivation.

Der zweite Tipp ist eigentlich so naheliegend, dass ich mich fast wundere, wieso man das Gerät nicht längst in jedem Kinderzimmer findet: eine mechanische Schreibmaschine. Die bekommt man auf dem Flohmarkt für kleines Geld, Farbbänder und Tippex gibt es immer noch im Handel, das Zeug riecht sogar noch wie früher, da staunt man. Eine mechanische Schreibmaschine ist für alle Kinder ab Vorschule ein Hauptspaß, ein Sofortdrucker ohne Bildschirm, ein krasses Gadget mit Retromechanik – und man kann damit sogar richtige Botschaften produzieren! Die andere gleich lesen können! Ohne App oder Programm oder besondere Hardware oder so, ganz einfach, das freut auch den Feind des Digitalen, es gibt doch in allen Familien solche seltsamen Vögel. So eine Schreibmaschine ist erstens wirklich bestes Entertainment für die Kinder, sie ist zweitens mittlerweile aber auch ein veritables Stück Kulturgeschichte und übt dann noch Buchstaben und sowieso irgendwann erwünschte Tastaturkenntnisse – und sie sorgt für eine Geräuschkulisse im Kinderzimmer, bei der zumindest Menschen meines Alters schwerst nostalgisch werden und plötzlich bei der Arbeit wieder rauchen möchten, wie damals, als man noch im Einzelbüro saß und tagelang zweifingrig auf die Buchstaben hämmerte, man kann es sich schon fast nicht mehr vorstellen.

Aber da reißt man sich als Vorbild natürlich zusammen und raucht nicht. Und man braucht auch kein Nikotin, man kann ja ab und zu ja am Tippex schnüffeln. Wenn die Kinder nicht hingucken, versteht sich.

Geldzählbrett und mechanische Schreibmaschine jedenfalls – beides Zeug aus der Vergangenheit, beides sicher überaschende Geschenke. Es muss nicht immer alles erwartbar sein.

39 Kommentare

  1. Sehr gute Idee mit dem Geldzählbrett. Hier wird auch regelmäßig das Taschengeldsparschwein durchgezählt. Außerdem sind beide jetzt Mitglied im KNAX-Club. Den gibts noch (ist renditetechnisch wahrscheinlich was für Verlierer, aber es gibt jeden 2. Monat den KNAX-Comic!)

  2. Damals in meiner Kindheit waren mechanische Schreibmaschinen normal und für „amtliche“ Briefe in unserem Haushalt in Benutzung. Ich habe in der Grundschulzeit darauf meine Geschichten getippt. Dann tätigte mein Vater kurz vor Weihnachten einen seiner berüchtigten spontanen Aldisonderposteneinkäufe: Er erwarb eine elektronische Schreibmaschine mit einer Zeile Korrekturspeicher, dazu ein Handbuch mit dem verheißungsvollen Titel „So lernen Sie Maschineschreiben!“. Und beides riss ich mir dann unter den Nagel und lernte im Alter von acht Jahren in den Weihnachtsferien voller Elan das Zehnfingertastschreiben. Ich tat zwei Wochen fast nichts anderes und saß wie besessen an der Maschine.
    Davon profitiere ich bis heute. Mein Mann behauptet, dass ich noch schneller tippe, als ich denke. Meine stolzen 650 Anschläge/min brachten mir ein paar Jobs ein. Ich bin froh, dass ich das nie mühsam erlernen musste, sondern es für mich eben buchstäblich ein Kinderspiel war.

  3. In der selben Rubrik: Kleiner transportabler Reisplattenspieler mit Schallplatten. Der absolute Wahnsinn für Kinder!!

  4. Geldzählbrett kann ich nur bestätigen. Habe es im Sommer der kleinen Tochter von Freunden mitgebracht und damit auch einen Riesentreffer gelandet. 🙂

  5. Hab irgendwann mal aus Neugier einen Test gemacht, bei dem das Tempo gemessen wurde (für Tippfehler gibt es natürlich Abzüge). Ich war selbst ziemlich baff, wie schnell ich tatsächlich bin. Je nach Schwierigkeit der Testvorlage kommen da noch höhere Werte raus; hatte bei einem Text mit kurzen und einfachen Wörtern als absoluten Spitzenwert einmal 769 Anschläge pro Minute … 😀
    Im Alltag je nach zu erbringender Schreibleistung viel weniger, aber auf 400-550 komme ich wohl meistens im Durchschnitt. Ich bin meinem Vater jedenfalls sehr dankbar, dass er damals die Schreibmaschine kaufte.
    Manchmal merke ich, dass ich in Selbstgesprächen die Finger mitbewege, als würde ich tippen. Wenn ich Menschen kennenlerne, präge ich mir die Schreibweise der Namen über die Fingerbewegung beim Tastschreiben ein. Ich bin einfach eine etwas seltsame Person. 😉

  6. Bitte???!!!! Mein Familienerbstück????!!!!! ??? Na dann besorgst du wohl besser ganz schnell mal ein identisches Exemplar! Gibt’s sicher noch mehr Verrückte, die sowas aufheben ?

  7. super Ideen! Eine Schreibmaschine hatten wir früher auch, und wir Kinder haben es geliebt, damit zu arbeiten! Zu der Zeit war sie aber wirklich noch in Gebrauch, Computer hatten nur „Weltraumforscher“, und wir mussten sie dann auch ab und zu unseren Eltern überlassen 😉
    Also danke für die tolle Idee, meine Kinder werden sich freuen!

  8. Herrlich, die Vorstellung der diesjährigen Gabentische von Kindern herzdamengeschichtenlesender Eltern. Und ich gebe zu, ich bin gerade ein bisschen traurig, dass heute kein Flohmarkt ist. (Hier ist immer Flohmarkt irgendwo. Nur heute am Feiertag nicht. Grmpf.)

  9. das sind ja mal tolle ideen! dankeschön.

    (nur das mit dem tippex-schnüffeln, ich weiß nicht, ob das noch geht, heutzutage ist doch alles ohne lösemittel…;-) )

  10. Pingback: Chris Kurbjuhn
  11. Pingback: Iris Münstermann

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