Lamm und Skorpion

Tiere spielen in diesem Blog eher keine Rolle. Weder haben wir Tiere, noch ist in dieser Familie jemand in übertriebener Weise Fan irgendeiner Art.

Aber auch in tierfreien Wohnungen kommen Nachrichtenlagen vor, die Tiere thematisieren, in den letzten Tagen sogar gleich doppelt, siehe Überschrift. Der Skorpion befand sich hier um die Ecke in einem Hotelzimmer, genauer in einem dort abgestellten Damenschuh. Als die Besitzerin ihn morgens anziehen wollte, stach das Tier zu. Es war übrigens ein hochgiftiges Exemplar, die Dame kam in ein Krankenhaus, hat aber überlebt. Warum Skorpione Damenschuhe als Ersatzhöhle in unserem kleinen Bahnhofsviertel besiedeln, blieb dabei völlig unklar. Die Polizei fand dazu nichts heraus, den Klimawandel hat man diesmal bisher nicht im Verdacht. Interessant aber, dass der Skorpion in allen Hamburger Medien ausdrücklich in Schutz genommen wurde. In jedem Bericht wurde erläutert, dass er sich in einer eindeutigen Notwehrsituation befunden hat. Wenn jemand plötzlich mit vollem Gewicht auf einen draufsteigt, dann wehrt man sich eben. Da ist so ein Skorpion auch nur ein Mensch, Astrologen verstehen das sofort. Volles Verständnis allenthalben für das Tier also, es wurde auch nachträglich noch mit großer Zufriedenheit gemeldet, dass er glücklich und in Rekordzeit an einen neuen Besitzer vermittelt werden konnte. Es ist eben wirklich ein toleranter Stadtteil, unser kleines Bahnhofsviertel. Skorpione sind hier fremd, aber wenn sie schon einmal da sind, dann werden sie auch anständig behandelt.

Das Lamm dagegen kam im Polizeibericht Nordfriesland vor, wobei man zunächst fragen könnte, warum ich den Polizeibericht Nordfriesland überhaupt lese? Nun, zur Beruhigung natürlich. Da oben blockieren ab und zu Schafherden Züge der Regionalbahn, so etwas wird dann lang und breit gemeldet. Ich lese das ausgesprochen gerne, das hat auf mich so einen wohlig-entspannenden Landlust-Effekt, das mag ich. Oder jemand gerät am Stadtrand von Husum in eine Polizeikontrolle und hat dabei ein lebendes Lamm im Kofferraum. Das kostet 50 Euro und einen Punkt in Flensburg, um das als Warnung gleich noch erwähnt zu haben. Der Herr war, man sollte auch bei dieser Meldung um Gerechtigkeit bemüht sein, Bauer, und er fuhr das Lamm zum Tierarzt. In seinem Golf. Ich nehme an, der Kofferraum war da aus Gründen der Schafanatomie schlicht praktischer als der Beifahrersitz. Und ich nehme weiter an, dass der Fall eilig war und besser geeignete Transportmittel gerade nicht verfügbar waren, vermutlich war die Frau des Bauern mit dem Trecker zum Güllen auf dem Acker. So etwas in der Art, man muss ja nicht einmal besonders phantasiebegabt sein, um hier auf naheliegende Erklärungen zu kommen. Und dafür wird der Mann nun bestraft, ist das gerecht? Das ist Husum, das ist die klare nordfriesische Kante. Das Leben ist hart an der Küste. So spiegeln sich auch in Meldungen über Tiere die Charakteristika der verschiedenen Regionen, ist das nicht schön? Es ist.

Wie auch immer. Morgen wieder was mit Menschen.

6 Kommentare

  1. Ich habe vor vielen, vielen Wintern mein Berufsleben noch weiter im Norden, in Kiel, in einem Lebensmittel-Handelsunternehmen angefangen. Dort lief auch einmal ein Skorpion über den Flur, der dann nicht getötet sondern ebenfalls erfolgreich weitervermittelt wurde. Da dieses Unternehmen auch viel (getrocknete) Ware aus der Levante und dem Maghreb bezog, wie z.B. Datteln, Nüsse, Rosinen, Aprikosen, Pistazien usw., die im Lager direkt neben dem Büro aufbewahrt und von dort weiterverteilt wurden, war die durchaus plausible These, dass der kleine Stechfreund wohl in einem dieser Säcke oder Kartons seine Reise gemacht hat.
    Ich kann mir durchaus vorstellen, dass in unserem Hamburger Bahnhofsviertel mit seiner bunten und internationalen Küche solche Produkte auch in grösseren Gebinden vorgehalten und in der Küche verwendet werden und der Hamburger Skorpion eine ähnliche Reiseroute wie sein Kieler Vorgänger gemacht hat.
    Gibt’s bei Skorpionen vielleicht auch ein Flüchtlingsproblem?

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