Gehört

Ich mache noch etwas weiter damit, im Vorbeigehen gehörte Sätze und Dialogtrümmer hier zwar ohne Kontext aus der Situation, aber doch mit etwas Gedankengarnitur wiederzugeben. Es ist in den letzten Wochen allerdings nicht viel zusammengekommen, vielleicht liegt es an der Jahreszeit, vielleicht habe ich gerade einfach kein Sammlerglück.

Dafür gibt es vorweg zwei schöne Beispiele für Sätze oder Wörter, die falsch gehört wurden.

Die Söhne interessieren sich gerade für die Sportart Parkour, es gibt demnächst sogar ein Probetraining. Ein anderes Kind aus dem Bekanntenkreis, so hörten wir, macht das auch, schon länger sogar. Allerdings passten die Erzählungen dieses Kindes so überhaupt nicht zu dem, was wir uns unter Parkour vorstellen, das war alles eher abwegig. Mit Verbeugung vor Trainingsbeginn? Hä? Es dauerte eine Weile, bis wir verstanden haben, dass das andere Kind gar nicht Parkour macht – sondern Pa-Kua, eine Kampfsportart. Pa-Kua, Parkour, zumindest für Norddeutsche ist das überhaupt nicht unterscheidbar. Wir treffen uns an der Parkuhr, wir gehen zum Pa-Kua und dann noch zum Parkour. Meine Güte.

Ebenfalls wunderschön war ein Verhörer von Sohn II, dem ich etwas damit erklärte, dass es aus Tradition so gemacht wird, wie es gemacht wird. Er verstand nicht “… das wird aus Tradition so gemacht”, er verstand “… drei Idioten haben das gemacht”. Und wenn das keine wunderschöne Definition für die Tradition ist? Wir haben das sofort in die Familiensprache übernommen. Das gehört alles so, das haben schon drei Idioten so gemacht. Großartig.

Ansonsten im Vorbeigehen auf der Straße von großen Vorhaben gehört:

“Wenn wir heiraten, dann fliegt jeder von der Party, der Stress macht. Ob nun aus deiner oder aus meiner Familie.”

“Haha.”

Manchmal hört man auch Sätze, da möchte man spontan stehenbleiben und einen kleinen Vortrag aus dem Stegreif halten, aber man ist ja nun einmal nicht zuständig:

“Später, wenn ich erst Kinder habe, dann wird alles einfacher.”

Und goldene Lebensregeln, wohlfeil wie eh und je:

“Es ist ja so, du musst es einfach machen. Du machst es oder du machst es nicht. Mehr ist es nicht. Mehr ist es nie.”

“Ach, ich weiß nicht.”

Und manchmal Sätze aus höchst realen Kurzgeschichten, irgendwo aus dem vorderen Drittel, die Spannung nimmt gerade Fahrt auf:

“Willst du das wirklich machen, Birgit, willst du das wirklich machen? Jetzt gehen?”

Im November wird weiter gesammelt.

7 Kommentare

  1. Einfach herrlich! „Das haben schon 3 Idioten so gemacht!“ Darf ich das übernehmen? Ich werde auch brav dazusagen „Copyright by Buddenbohm“!

  2. Unser syrischer Freund fragte mich mal, wer Fatima sei? Ich würde ständig diesen Namen sagen. Licht ins Dunkel kam dann, als ich ihn mal bat, zu warten, natürlich im besten Ruhrgebietsslang: Wattema! ? Da war sie die Fatima.

  3. Lieber Herr Buddenbohm, haben Sie Axel Hackes „Der weiße Neger Wumbaba“ gelesen? Sicher haben Sie das. Aber auch den „Wortstoffhof“? Da gehen sie nämlich hin, die ganzen Wörter und vielleicht auch die Sätze.
    Lakonisch natürlich, gehen sie.

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