Es heißt, die Menschheit wäre schon ausgestorben, wenn die Männer die Kinder bekommen müßten. Nur Frauen, so sagt man, sind in der Lage, diesen Vorgang durchzustehen, Männer sind – siehe Erkältungen – einfach nicht für extreme Belastungen gemacht. Ich sag es ungern, aber da ist offensichtlich etwas dran.
Gestern abend kam die Herzdame von einem Schwangerschaftskurs, in dem auch schon die besondere Gymnastik der Gebärstellungen vermittelt wurde, und zwar solcher Stellungen, die sich nicht mit Hilfe von geeigneten Möbeln ausführen lassen, sondern sozusagen Bodenturnvarianten sind. Es handelt sich um Haltungen, die man leicht hinbekommt, wenn man einigermaßen gelenkig ist. Ich gehöre nun leider nicht in die Gattung Mensch, die man als einigermaßen gelenkig bezeichnen kann, meine Gelenke sind vielmehr teilweise so verkorkst, daß demnächst daran herumoperiert wird. Dennoch wollte ich als interessierter und solidarischer Partner von der Herzdame natürlich sehr gerne wissen, was sie gelernt hatte. Da wir bei diesem Gespräch gerade in der Küche standen, bat sie mich, zur Demonstration auf dem gekachelten Küchenboden Platz zu nehmen. Ich ging in die Hocke, wobei ich mich mit dem linken Arm am Herd abstützte, ohne recht zu bedenken, daß dieser Arm momentan aufgrund der erwähnten Schwierigkeiten zum Abstützen hochgradig ungeeignet ist. Entsprechend gelang das Abstützen nicht, vielmehr gab der Arm schmerzbedingt nach, wodurch ich mich ungewollt beschleunigt dem Küchenfußboden näherte, welchen ich mit dem Steißbein voran erreichte. Da dies eine überaus unangenehme Erfahrung war, wollte ich schnell wieder aufspringen, um ein wenig unter Wehgeschrei herumzuhüpfen, was in solchen Situationen ja meist als hilfreich empfunden wird, bedachte dabei aber nicht, daß sich mein Kopf gerade in ungünstiger Position unter der Arbeitsplatte befand. Entsprechend knallte es unerwartet auf meinem Weg in die Höhe und leuchtend bunte Sternchen in ansprechender Vielfalt tanzten eine Weile lang vor meinen Augen. Danach war meine Lust am teilnehmenden Erfahren von Gebärpositionen einen Augenblick lang deutlich gemindert.
Die Herzdame sah mich sinnend an und murmelte dann etwas davon, daß sie jetzt verstehen würde, warum Väter früher gar nicht erst in den Kreißsaal durften.
So von Mann zu Mann, Merlix: Diese ganzen Kurse sind ein guter Zeitvertreib und eine gute Ablenkung bis zum D-Day. Im entscheidenden Moment weiss Frau und Mann sowieso nichts mehr und schreit nur noch. Fünf Sekunden danach ist denn alles Vergessen. der Kleine ist da und hat euch alle im Griff. Da weiss keiner mehr was ein halbdurchgeatmeter Beckenbodenspagat war.
PS: Meine Stammhebamme Schwester Lieselotte sagte immer: „Basman, es heisst nich Pressen sondern Drücken. Pressen können Sie eine Zitrone!“ – und „Warum soll es nicht gut gehen?“. Ja, warum eigentlich nicht.
Als Zeitvertreib und Ablenkung bis zum D-Day haben wir gerade noch ein weiteres Großprojekt angeschoben – dazu bald mehr 🙂
Merlix, tausend dank für die regelmäßig so unglaublich amüsant-ehrlichen Geschichten aus dem Leben. Auch wenn sich hinter Wortwitz manchmal Ernst steckt, freue ich mich darauf, wenn ich mit meiner Frau diese Lebenszeit einmal durchstehen darf. Viele Grüße und weiterhin wohlverdienten Blogerfolg!
„Großprojekt“ klingt passend. Und so rein gar nicht virtuell 😉
Gar nicht virtuell, nein. Total anfaßbar 🙂
@Kwiat: Vielen, vielen Dank!
mein mann hat sich erfolgreich vor den väterabenden meines ersten geburtsvorbereitungskurses gedrückt und als es endlich soweit war und ich eine elendige lange geburt durchmachen musste, da machte er alles so wie ich es in genau diesem augenblick gebraucht habe. 100%-und ich konnte neben dem ganzen drücken und fluchen und wegatmen immer nur denken woher das alles so genau wusste. er hats einfach gemacht-in ein paar tagen darf er ja wieder;)
Hihi, Slapstick vom Feinsten! Danke!