Ivo Andric: Buffet Titanic – Erzählungen. Deutsch von Milo Dor und Reinhard Federmann. Die erste Erzählung darin, „Am Ufer“ beginnt so:
„Sie nahmen sich vor, den Fluß zu durchschwimmen. Das war schon zum zweitenmal an diesem Tag.
Die Gruppe nackter, sonnengebräunter Leiber im Sand bestand aus den Schülern des Gymnasiums von Sarajevo, die gerade ihre Ferien in ihrer Heimatstadt an den Ufern der Drina verbrachten. Sie waren alle zwischen der fünften und der siebenten Klasse. Obwohl sie in Sarajevo schon als junge Männer galten, waren sie hier, im Elternhaus lebend, und sich an den Ufern des heimatlichen Flusses ihrer Kindheit tummelnd, wieder zu Kindern geworden; in ihren Spielen, Debatten und Unternehmungen mischten sich seltsam die Lebensäußerungen von Kindern, Knaben und jungen Männern.“
Und hier wiederum kann man schon nach zwei Geschichten sagen: Ein wundervolles Buch, großartig übersetzt, ein Genuß. Was für ein Erzähler.
(Und ich sollte dringend auf Bücher unter tausend Seiten umsteigen, sonst wird meine Parallel-Kategorie nur ein Quell der Scham.)
Hier droht demnächst auch wieder so ein Wälzer (Parmuk), da passen dann locker zwei, drei Kleinwerke in meine Lesezeit.
Mein aktuelles Auf-dem-Nachttisch hat 1140 Seiten, unter Bloggesichtspunkten eine ausgesprochen schlechte Wahl, scheint mir. Vielleicht sollte ich sowas wie die „Einführung in die Literaturwissenschaft“ mitrezensieren, damit wenigstens die laufende Buchnummer steigt.