Morgens auf dem Weg in die Kindertagesstätte, es regnet, es ist kühl, es macht überhaupt keinen Spaß, draußen herumzulaufen. Mir jedenfalls nicht. Dem Sohn schon. Er hüpft durch Pfützen, befingert schmierige Fahrradketten, schüttelt nasse Büsche und hat überhaupt einen großartigen Tagesanfang, zumindest bis ich beschließe, das es an er Zeit wäre, etwas vorwärts zu kommen. Da er nicht geneigt ist, meinen Lockrufen zu folgen, sachliche Argumente ignoriert und auch auf Ziehen und Schieben äußerst unwillig reagiert, klemme ich mir das Kind unter den Arm und versuche, es in den Buggy zu stecken. Wenn Sie keine Kinder haben und diese Situation vielleicht nicht kennen: Ein unwilliges Kleinkind in einen Buggy zu stecken ist ganz leicht, vorausgesetzt man hat jahrelang geübt, halbwüchsige Wildpferde in Kartons zu stecken oder dergleichen. Während der Sohn bockt und um sich tritt, bleibt ein Geschäftsmann auf dem Weg zur Arbeit stehen. Ein freundlicher Mensch, Hilfsbereitschaft im Blick, die Hände schon ausgestreckt um irgendwo hinzugreifen, wo es dienlich sein könnte. „Gar nicht so einfach, was?“ fragt er und weicht überraschend geschickt den durch die Luft sausenden Füßen des Sohne aus. „Nein“, rufe ich, über das Gebrüll des Sohnes hinweg. Der Mann hält den Buggy, ich sortiere die Beine des Sohnes unter den Klemmbügel. „Nuller!“ brüllt der Sohn, „Nuller, Nuller!“ Das ist die Kurzfassung für „Papa, würdest Du mir bitte einen Schnuller geben“. Der Mann guckt irritiert, vielleicht fühlt er sich angesprochen. „Er sagt Nuller“, informiert er mich. „Ich höre es“, antworte ich, während mir klar wird, daß ich keinen Schnuller dabei habe. Der Sohn wird lauter und verfärbt sich rötlich-lila im Gesicht. „Meine Frau möchte ja auch Kinder haben“, sagt der Mann und guckt den Sohn irritiert an.
„Kinder sind toll“, sage ich und schiebe los, in die Toreinfahrt, wo das Kreischen aus dem Buggy besonders schön hallt. Der Mann bleibt stehen und ich sehe, als ich mich umdrehe, wie er sein Handy aus der Anzugtasche zieht.
So wird das nie was, mit der Geburtenquote
Hallo,
Nuller? Klingt wie ein Interna fuer einen Verkaeufer, der keinen Umsatz macht.
Gruesse
hmw
Oh, oh, schlimmer Fehler! Mindestens zwei Ersatznuckel ind den Vatertaschen und den Hauptnuckel mit formschöner und sündhaft teurer Nuckelkette an den Sohn geklemmt – dann klappt’s auich mit dem Buggy;-)
Ich sag Ihnen was. Der Nuller war so hingerissen von den Möglichkeiten des Vaterseins, echte, archaische männliche Fähigkeiten nicht nur zu haben, sondern auch im Praktischen und öffentlich zur Geltung zu bringen (ich denke da an physische Kraft, Durchsetzungsvermögen, Gelassenheit) – der hat seine Frau angerufen und gefragt, ob sie zu Hause ist und er geht heute nicht ins Büro, sie soll schonmal einen Sekt kaltstellen… Ehrlich, so war’s.
*fälltvorlachenum*
„Ein unwilliges Kleinkind in einen Buggy zu stecken ist ganz leicht, vorausgesetzt man hat jahrelang geübt, halbwüchsige Wildpferde in Kartons zu stecken oder dergleichen.“