Ich gehe am Hamburger Hauptbahnhof vorbei, als mich ein Mann anspricht. Rollkoffer in der Hand, rosa Polohemd, Jeans, Sandalen, er ist ganz entschieden zu leicht angezogen für einen kühlen Regentag im norddeutschen Frühherbst. Aus Indien, Pakistan oder jedenfalls ungefähr aus der Richtung. Er zeigt mit dem Finger vage um sich herum und fragt mich: „Emma Hamback?“ Ich antworte, was eloquente und höfliche Hamburger in solchen Situationen eben antworten: „Bidde?“
Der Mann lacht, er faßt sich ans Gesicht, ans Kinn, als würde er da die Muskulatur und die Knochen zurechtrücken, er spricht ganz langsam und sehr bemüht: „Em-ma Ham-back?“. Ich gucke ihn ratlos an. Er wiederholt seinen Text, er bewegt den Mund, als würde er jeden Muskel darum einzeln bewegen, er ist hochkonzentriert. Vokale werden gequetscht und gestreckt, unwillkürlich denke ich an Nudelteig. Allmählich dämmert es mir, was er meint: „Am I Hamburg?“ Ich antworte, ganz hanseatischer Weltmann: „Yes, you are in Hamburg.“
Der Mann nimmt meine Hand, schüttelt sie enthusiastisch, grinst und sagt dann: „Lucky me!“ Er setzt er sich auf seinen Koffer und sieht sich um. Er wirkt sehr entspannt. Ich gehe weiter.
Lucky me, denke ich, mit dem Satz kommt man auch nicht in jeder Stadt an.
Ich bin gerade jetzt und auch sonst öfter in Hamburg. Nett hier. Aber den Hype verstehe ich nicht.
oh, ich hätte jetzt irgendetwas mit hagenbeck gedacht.
die besten wünsche zum nachwuchs unbekannterweise.
christine
Klasse Geschichte, sehr witzig!
Meine Assoziation „Humbucker“ (spricht sich „Hambacker“), eine englische Bezeichnung für einen speziellen Tonabnehmer bei elektrischen Gitarren.
Ich habe mittlerweile fast täglich im Büro mit indischen Kollegen zu tun, die für uns u.a die Abrechnungen machen. Falls Du also mal wieder eine Übersetzungshilfe brauchst… darin bin ich mittlerweile Expertin! 😉