Den Papiercontainer bei uns um die Ecke hat jemand randvoll mit alten Ausgaben von Insel-Taschenbüchern gestopft, auf dem Weg dahin lagen schon ein paar verstreut am Straßenrand, die wohl vor dem Ziel über Bord gegangen sind. Da hat anscheinend jemand seine Bibliothek radikal entsorgt, vielleicht wurde auch jemand vor die Tür gesetzt und um seine Habe gebracht, wer weiß. Oder irgendwo steht jetzt ein einsamer E-Book-Reader in einem sehr leeren Regal, man wird es nicht herausfinden.
Ein junges Paar wühlt interessiert im Papier-Müll, wie es ein paar Meter weiter ein Obdachloser bei den Flaschen tut. Sie hangeln nach Büchern, überfliegen Titel, werfen wieder rein, diskutieren. Im Vorbeigehen gehört:
Er: „Aber den Hesse müssen wir doch mitnehmen.“
Sie: „Nein, wieso das denn?“
Er: „Na, Hesse eben!“
Sie: „Eben!“
Er: „Ach? Na gut, dann nicht.“
Ich hätte länger gebraucht, um es zu erklären. Aber kurz geht es natürlich auch.
Hesse hätte ich mitgenommen, und sei es nur aus Dankbarkeit dafür gewesen, mich einen Teil meines jugendlichen Weges begleitet zu haben. (Meine Tochter durchlebt derzeit übrigens ebenfalls ihre Hesse-Phase.)
Ich müsste ihn nicht mehr im Regal stehen haben. Ich habe ja auch keine Songs von Jethro Tull mehr auf dem Rechner 🙂
Kleiner Verleser: als Hessin überlegte ich eine Sekunde, welcher (hessische) Autor da wohl links liegen gelassen wird… *räusper*
In was für einer verlotterten Gegend leben Sie nur, Herr Buddenbohm, in der man Insel-Büchlein ins Altpapier wirft? 😉