Rettungsschirmchen

Ein Text von Maret Buddenbohm, geschrieben zwischen Home-Office und Home-School.

Normalerweise versuche ich Probleme zu lösen, indem ich so lange darüber nachdenke, bis ich eine Lösung habe. Manchmal klappt das gut, manchmal nicht so. Ich bin auch ein großer Freund des Pläneschmiedens. Manchmal ändern sich die Rahmenbedingungen, manchmal waren die Pläne auch einfach nicht so gut. Aber grundsätzlich sind Pläne immer ein ganz guter Rettungsschirm für mich, an denen ich mich festhalten kann und die mir helfen, nach vorne zu schauen.

Nachdem unser letztes Jahr, sagen wir es mal vorsichtig, nicht so dolle war, bin ich mit vielen Plänen ins neue Jahr gestartet. In kürzester Zeit musste ich nun einsehen, meine Pläne gehen alle nicht auf. Sie halten nicht mal mehr einen Tag lang.

Ich weiß, es geht nicht nur mir so, planen kann gerade niemand mehr. Man kann nur in den Tag hineinleben und schauen, was passiert. Ein neuer Rettungsschirm muss her, einer, der die aktuellen Sorgen und Ängste abfedert. Wobei es in Anbetracht der Dimensionen gerade eher ein Rettungsschirmchen ist.

Mein Rettungsschirmchen ist unser Garten. Wenn ich im Garten bin, vergesse ich alle Sorgen und Ängste. Ich bin da, wo die meisten Menschen gerade nicht sein sollten, nämlich draußen. Ich durfte zwei Wochen lang täglich die Frühlingssonne genießen. Und ich muss keinen Mindestabstand einhalten, außer wenn ich die neue Singvogelbeerenhecke an der Grenze zu den Nachbarn verbuddele. Und da unser Garten noch lange nicht fertig ist, kann ich hier auch weiterhin ohne Ende Pläne machen – Sockelblende, Terrasse, Windschutz, Pergola, noch mehr Gemüsebete. Auch wenn ich die ganzen Pläne in absehbarer Zeit noch nicht umsetzen kann, weil uns wie vielen gerade die Einnahmen wegbrechen und es uns reichlich unklar ist, wie es wirtschaftlich überhaupt weitergeht.

 

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Manchmal ist es dennoch ganz schön, in den Tag hineinzuleben, spontan einen Sohn zu schnappen und mal eben mit sehr geringem Budget die Laube umzugestalten. Ich habe dem Gatten jetzt auch eine „richtige Küche“ gebaut, wo er mich endlich ohne Ausrede bekochen kann. Letztes Jahr musste ich zum Essen immer nach Hause kommen, weil ihm das in der Laube zu anstrengend war.

 

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Auch das Sofa steht nun viel besser, wenn ich darauf sitze, kann ich bei offener Tür den ganzen Garten überblicken und darüber nachdenken, was für ein Glück wir doch damit haben.

 

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Und ich hoffe, dass mich der Garten auch noch über die nächsten, unendlich langen Wochen rettet.

Habt Ihr auch ein Rettungsschirmchen? Machen wir eine Schirmchenparade?

***

Ihr könnt hier Geld für Pläne und Schirme in den allerdings nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank! Solltet Ihr den konventionellen Weg bevorzugen und lieber ganz klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch, die Daten dazu findet Ihr hier. Merci! 

14 Kommentare

  1. Wie gut, dass der Garten in Hamburg liegt und nicht in S-H … da fliegt man am Ende noch raus als Hamburger …

    Mein Rettungsschirmchen ist mein Hund. Mit dem gehe ich noch mehr raus als sonst, denn ich kann meine Arbeit Dank der Beschränkungen nicht ausüben …

  2. Zu unseren Rettungsschirmchen gehören die Kinder, die einen im Jetzt verwurzeln, viel Normalität brauchen. Aber auch der Hund, der seit Wochen deutlich länger raus darf als sonst so im Durchschnitt ;-)) Und wenn das nichts hilft, wäre da auch noch ein Garten. Aber dafür fehlt mir derzeit sonderbarer Weise die Energie.

  3. Ich hab mir nach Verkündigung der Maßnahmen gedacht: du wirst zuhause mit Mann und Kindern bekloppt. Trotz Garten. Es bleibt nun mal ein enger Rahmen, in dem man so bewegt und auch noch mit immer denselben Menschen. Ja, ich mag die schon, aber… Sie verstehen das hoffentlich.
    Also mache ich seit 18 Tagen Sport. Ich bin so ein „Ich fange mal wieder an“ Mensch. Tut gut und hilft. Und umräumen. Ausräumen, säubern und putzen. So ordentlich war unser Haus lange nicht. Übersprungshandlung? Mir egal, ich brauch das jetzt und schön ist es die Bude auch noch.

  4. Mein Rettungsschirmchen ist auch eindeutig der Hund. Diese Stunde morgens im Wald mit ihm hält mich einigermaßen seelisch gesund.
    Darüberhinaus nehme ich wieder ganz viele Kontakte auf, die ein bisschen geschlafen hatten. Wir haben außerdem eine große Familiengruppe für Textnachrichten gegründet, wir skypen und telefonieren. Eigentlich wollte sich meine Klasse dieses Jahr im Heimatort treffen, geht nicht, aber wir haben eine E-Mailgruppe angefangen, bei der erstaunlich viele geantwortet haben. Wir haben alle Verwandten in den USA angeschrieben, Ostküste und Westküste sind OK und leben mit der Ausgangssperre und all dem Homeschooling ein sehr ähnliches Leben wie wir hier in Deutschland. Das Tolle an all diesen Initiativen ist, dass sich alle freuen, endlich wieder von einander zu hören. Ich glaube, es besteht ein sehr großes Bedürfnis nach Gesprächen und Kontakt und das sollten wir in dieser Zeit nutzen.

  5. Unser Rettungsschirmchen ist auch eindeutig der Garten! Nach unserem Einzug im Herbst hatte ich echt ein bisschen Sorge, dass uns der in den letzten Jahren wohl ziemlich vernachlässigte Garten über den Kopf wachsen könnte (und zwar buchstäblich), aber nun sind wir froh, dass es noch so viel zu tun gibt. Ausserdem entschädigen wir uns mit dem schön hergerichteten Garten für die ausgefallene Reise, auf die wir lange hingefiebert haben.
    Auch ein Nebeneffekt der (hier in der Schweiz) geschlossenen Gärtnereien ist, dass wir alle Pflanzen bevor wir wie endgültig entsorgen auf eine Verwendung an anderer Stelle prüfen.
    Ganz liebe Grüsse und viel Spass in der Laube! Stefanie.

  6. Kann ich endlich mal Danke sagen dafür, daß ich in euren Garten mit reinkucken darf, und in den sonstigen Alltag. Das sind nämlich so meine Schirmchen: daß irgendwer irgendwo es doch wider alle Vernunft schafft, Dinge geregelt zu kriegen und das sogar gut. Die Möglichkeit des Gelingens dokumentieren.

  7. Ich lebe alleine und muss zum Arbeiten raus, weil ich systemrelevant beschäftigt bin. Meine Schirmchen sind „Auf-Abstand-Treffen“ mit meinen weitestgehend abgenabelten Kindern, Radtouren mit Sitzkissen für Picknicks weitab von Wegen und Sitzbänken, meine Arbeit, meine beiden Katzen und meine Umzugspläne, die dazu führen, dass ich sehr gründlich Ballast abwerfe. Schlanker werden in Sachen „Hausstand“ (aka „weltlichem Besitz) und beweglich bleiben sind meine Denk-Anker gerade.

    Und meine täglichen Blogrunden, digitale sowie telefonische Kotaktmöglichkeiten sind dabei meine I-Tüpfelchen.

    So! Schöne! Bilder!
    Danke für’s Zeigen!

  8. Wie schön geschrieben, Maret!
    Und ich kann dich so gut nachvollziehen – für mich ist Natur immer Wohlfühloase, Therapiezentrum, Naherholung… Rettungsschirm 😉
    Und eure Laube ist ein Schmuckstück!

  9. Prima Artikel, tolle Fotos, wunderschöner Garten. Ich finde den so toll, dass, also… Wenn Sie mal einen Blick in den virtuellen Hut werfen wollen – der Gatte soll mal Einkaufen gehen und eine Kleinigkeit (in der Laube) kochen für Sie 😉 (Ich weiss, das wir uns duzen, aber so klingt es schöner.)

  10. Danke für den schönen Moment. Mein Rettungsschirmchen sind die wöchentlichen Radfahrten vom Stadtpark aus an den Elbstrand im Hamburger Westen, wenn ich für meine Mutter den Wocheneinkauf mache, weil sie zur Risikogruppe gehört. Ich könnte mit der Bahn fahren, klar, sitzen ja kam fünf Leute auf fünf Waggons verteilt, aber die Bewegung tut so gut und das, wo ich Radfahren an sich eigentlich schrecklich finde. Aber der Moment , wenn ich kurz vor dem Ziel dann in Teufelsbrück unter den rosa Kirschbäumen durchfahre, der ist wie Urlaub.

  11. In der letzten Woche war ich auch mehrfach im Garten, das war wunderbar. Dann kamen Schnee und Kälte. Aber hier wachsen schon die Tomaten vor und Blumen und alles – da sieht man quasi, wie es mal wird.
    Mein Rettungsschirm ist mein Morgensport. Sonst bin ich immer mit dem Rad zur Arbeit gefahren, eine knappe Stunde. Jetzt gehe ich morgens in den Park, laufen. Dehnen. Muskeltraining an der Bank. Die Sonne scheint. Die Vögel singen. Und seit Wochen keine Flugzeuge mehr, die sonst alle paar Minuten über uns hinweggedonnert sind. Und auch, wenn ich nachts oft nicht schlafen kann: diese Ruhe ohne Fluglärm, die finde ich gerade auch sehr sehr wohltuend.

  12. Hach, toll! Ich freu mich so über vielen Antworten. Und auch über die Komplimente! Vielen Dank.

    Bei Sport und Bewegung kann ich mich auch noch einreihen. Laufen ist für mich zwar immer noch eine Überwindung (jede Woche wieder und das schon seit Jahren), aber ich merke hinterher doch immer wieder wie gut mir das tut. Und seit gestern habe ich übergangsweise auch meine Monatskarte für die Öffentlichen abgegeben, das heißt jetzt mehr Radfahren.

    Ein Corona-Hund wäre jetzt auch praktisch, aber ich glaube, das lassen wir lieber.
    Und das mit den Sozialkontakten ist bei mir noch so eine Sache. Mit Homeoffice, Homschool und 1-2 Stunden Garten am Tag fehlt mir da auch weiterhin die Zeit für. Aber das Bedürfnis nach Austausch und Kontakten ist durchaus vorhanden.

    Wobei viele von Sport und Bewegung schreiben, aber wie ist das denn mit Kunst oder Musik? Ich glaube, könnte ich ein Instrument spielen oder singen, dann wäre auch das ein Rettungsschirmchen für mich. Ich stelle mir das richtig gut vor, als Familie zu musizieren und dabei mal Corona zu vergessen.

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