Overtourism and blue skies

Das Thema Overtourism finde ich weiterhin interessant. Ich sehe am Rande und in eher kleinen Meldungen, dass die Proteste etwa gegen touristische Auswüchse in Spanien, in Barcelona und auf Mallorca, nicht aufgehört haben. Das setzt sich fort und wird eine verstetigte Bewegung. Das ist längst nicht fertig diskutiert und geht so leicht auch nicht wieder weg. Es wird am Ende, wer weiß, ganz Europa umfassen. Wenn unser oller Kontinent erst zum Freizeitpark der Welt geworden ist, was manche Fachleute so zu erwarten scheinen.

In meiner Stadt könnte das Thema in Bezug auf die aktuellen Sonderspäße des Senats, wie die erneute Olympiabewerbung, auch Fahrt aufnehmen, so lässt sich vermuten. In meinem Stadtteil ist die Aversion gegen die Unzahl an Gästen ohnehin eine Art Hintergrundgrollen der Einheimischen. Weil es ein so überaus krasses Missverhältnis gibt zwischen der überschaubaren Größe des Viertels und dem unfassbar hohen Anteil an sämtlichen Übernachtungen in Hamburg. Man möchte das so nicht – aber was will man alles nicht, und wen interessiert es.

Zum inneren Ausgleich bin ich ab und zu betont nett zu den Gästen. Ich lächele heiter wie die Menschen am Rhein und frage Menschen, die hier ratlos in die Gegend gucken und dabei Karten auf dem Smartphone geöffnet haben, ob ich ihnen helfen könne. Ich weise dann betont freundlich Richtungen und gewünschte Ziele in deutscher oder englischer Sprache. Den weltoffenen Hamburger vom Dienst gebe ich. Nach Kräften strahle ich dabei zutrauliche Verbindlichkeit aus und denke mir hinterher, dass ich nun wieder eine Woche in Frieden etwas lästern darf.

Über all die Menschen, die hier vor einer Bäckerei stehen und dabei ratlos eine Bäckerei auf dem Handy suchen.

Ein Aufkleber an einem Regenrohr: Lieb sein

Südtirol nehme ich gerade zum ersten Mal in diesem Medienkontext des Overtourism wahr. Auch dort gibt es nun Proteste, und auch dazu gab es Meldungen. Hier eine Sendung des Deutschlandfunks, mit 53 Minuten angenehm umfassend und informativ.

Ich habe im letzten Jahr vor Ort beschlossen, dort nicht mehr hinzufahren. Das hatte allerdings weniger mit Overtourism als viel mehr mit dem Wetter zu tun, wenn nicht sogar mit dem Klima. Also vor allem mit meiner Hitzeverträglichkeit, die, wie es bei Menschen üblich ist, keineswegs mit jedem Lebensjahr besser wird. Im Gegenteil.

Es wirkte auf mich daher zunehmend sinnlos, aus einer ohnehin zu heißen, dauerschwülen Dachgeschosswohnung heraus in eine Gegend zu fahren, in der es mit einiger Wahrscheinlichkeit im Sommer noch wärmer als bei uns ist, wo die südliche Sonne heftiger brennt. Nur um dann dort gebetsmühlenhaft gegenüber der Familie und anderen Unschuldigen zu wiederholen, dass ich Hitze wirklich, wirklich nicht mag.

Ja, dann fahr da halt nicht hin, sagt man sich da selbst irgendwann. Leicht genervt ob der Penetranz der endlos wiederholten, kreisenden Gedanken. Und wenn die Familie nicht entschlossen genug Widerstand leistet, dann setzt man es auch entsprechend um. Dann plant und macht man eben nichts in dieser Richtung.

Jetzt muss ich nur noch den Wetterbericht für Meran oder Bozen in den nächsten Wochen ab und zu verfolgen, um auch durch und durch und belegbar Recht gehabt zu haben.

Aber ich gehe dabei immerhin fest von einem Erfolgserlebnis aus und lasse Willie Nelson und Kenny Rogers schon einmal die Richtung vorgeben:

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Ein Kommentar

  1. Das Hintergrundgrollen der Einheimischen haben wir hier auch und beteiligen uns daran. Der Mietmarkt verändert sich dadurch und auch diverse Aspekte des Alltags. Gegenüber füllt ein Späti die eher jungen Touris ab und plaziert Biergarnituren auf dem Gehweg. Da kommen dann manchmal durchaus einige Dutzend lautstarker Menschen zusammen …

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