Trocken und schön

Im Wetterbericht sehe ich weiterhin keinen Regen, und zwar weit und breit nicht. Die Herzdame meldete am Wochenende aus dem Garten, dass der Rasen dort bereits aussehe wie sonst im August, also nach der großen Sommerhitze, dem Herbst schon zugeneigt. Und so gehört es nicht im Mai. Der trockenste Frühling seit fast hundert Jahren ist es, die Umweltverbände melden Notstände bei Amphibien etc. Das sind keine guten Nachrichten, aber es fällt dennoch allgemein schwer, sich über „gutes“ Wetter im Mai nicht zu freuen. Man kann immerhin draußen sitzen, Aperol und alles. Guck mal, die Sonne im Glas.

Auf Reddit schreibt jemand, der zum ersten Mal länger in Hamburg ist, dass das Wetter hier doch gar nicht so schlecht sei im Frühling. Es kommt zu einer verwirrenden Diskussion darüber, die damit endet, dass man gut und schlecht wohl neu definieren müsse, denn es passt alles nicht mehr: „Some interesting answers so far. Now I’m confused. When people say „bad“ – does bad mean „cold“, „hot“, or unpredictable? Everyone is saying „hot“ is bad. But I’m guessing this whole bad weather idea has been around since before climate change. Did it mean „cold“ before and „hot“ now?“

Apropos Reddit: Dort schlägt mir der Algorithmus, weil ich mich für Hamburg interessiere, Folgendes vor: Hier sind die Seiten für Köln und Leipzig. Mein Respekt vor Algorithmen ist nicht immer sehr ausgeprägt. Aber das nur am Rande, pardon, ich schweife ab.

Ein weißer Aufkleber, mit Edding beschriftet: Relevanz

Wir scheinen jedenfalls für solche Ereignisse und Veränderungen im Wetter und im Klima keine adäquaten Reaktionen parat zu haben. Wir können damit weder emotional noch rational gut umgehen.

Noch ein Spezialproblem also. Als ob wir nicht bereits genug davon hätten.

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Einen Artikel in der Harvard Business Review fand ich außerdem interessant, obwohl ich kein Freund von Infografiken bin, eher im Gegenteil: How people are really using Gen AI in 2025 (Artikel eventuell hinter Paywall, aber nicht in jedem Fall). Man beachte die vielleicht unerwartet prominenten Anwendungsmöglichkeiten „Therapy/Companionship“ sowie „Finding purpose“. Bevor man sich darüber aufregt, dass diese Anwendungsfälle überhaupt in Betracht kommen, sollte vielleicht schlüssig beantwortet werden, wer oder was denn wohl diese Lücke hinterlassen hat, die hier durch KI tatsächlich oder vermeintlich geschlossen wird.

Es ist eine offene Frage. Jede und jeder kann die üblichen Verdächtigen aus seiner Sicht benennen.

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Zurück zur kleinen Musikreihe „Maximilians Maimelodie“: Neulich habe ich Momus wiedergefunden. Eigentlich heißt er Nicholas Currie, umbenannt hat er sich nach dem griechischen Gott des Spottes, das ist schon einmal ein guter Anfang.

Sein Lied mit dem abgedrehten Titel „A Complete History of Sexual Jealousy, Parts 17-24“ habe ich früher (1988 erschien der Song auf dem Album „Tender pervert“) geliebt – und dann jahrzehntelang komplett vergessen.

Es war mir ein Fest, da wieder reinzuhören, und sogar noch einige Texttrümmer parat zu haben, nach all der Zeit. Und es warf am Rande die Frage auf, was ich wohl noch alles wiederzuentdecken habe, was für Freuden da bisher unentdeckt geblieben sind. Man wird immer weiter Musik hören müssen, um dem in Ruhe nachzugehen, und es gibt wirklich schlimmere To-Dos.

Dann habe ich noch etwas zum Künstler nachgelesen, wie es sich bei mir gehört, siehe die Wikipedia etwa hier. Dann habe ich etwas mehr von ihm gehört und prompt Passendes für diese Reihe gefunden. Denn es hat einen gewissen frühlingshaften Klang, hat es nicht?

“I like you, and I’d like you to like me to like you
But I don’t need you.
Don’t need you to want me to like you.
Because if you didn’t like me
I would still like you, you see.
La la la”

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Ein Kommentar

  1. Die Leserin freut sich über den Algorithmus Vorschlag zur Nachbarstadt Leipzig, in die ich am Donnerstag wieder verdienstreisen werde und fragt sich gleichzeitig, warum der Gedanke immerhin-mal-eine-Stadt-aus-dieser-Region zwangsläufig sofort da ist ….

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