Vorweg ein Dank für die freundliche Zusendung dieses Kalenders aus der Duden-Reihe mit alten und mehr oder weniger vergessenen Wörtern, merci!
Ich nehme stark an, man wird ein paar der Begriffe in den Texten des nächsten Jahres hier wiederfinden.
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Ich habe ansonsten, merke ich gerade und gucke vermutlich etwas dumm dabei, rein gar nichts zu berichten. Was sicher darauf hinweisen wird, dass ich wieder einmal, und diesmal sogar über einen erschreckend langen Zeitraum von mehreren Tagen, nicht aufgepasst habe. Die Söhne kennen das auch aus der Schule, wie ich von ihnen weiß.
Wo haben sie das nur her und warum hatte ich nichts Besseres zu vererben.
Wie auch immer, es kommt leider gelegentlich vor. So sehr ich mich normalerweise um Aufmerksamkeit bemühe, um das andere, ähnlich klingende und dabei so gründlich esoterisch verheizte Wort mit A vorne zu vermeiden. Eine Art geistiges Erschlaffen wird es sein, ein Nachlassen der Anspannung, das sich unterm Strich aber dummerweise nicht nach Erholung anfühlt. Auch nicht nach dem, was Sohn I vermutlich als gechillt bezeichnen würde. Und was eher positiv zu werten ist, wenn ich ihn richtig verstehe.
Gechillt zu sein kam in der Jugendzeit meiner Generation interessanterweise noch nicht als erstrebenswerter Zustand vor. Es ist eine neuere Erfindung und ich fremdele etwas damit. Ich habe den Eindruck, dass da ein Wandel stattgefunden hat, ein dezenter, kaum auffälliger. Es ist wohl so, dass wir damals sein gechillt als gelangweilt empfunden hätten. Denn auch die Lieblingszustände der Menschen scheinen einem steten Wandel unterworfen zu sein. Was man wiederum nicht zu werten hat, nur mitzuschreiben, wenn man sich als Chronist versteht.
Wie auch immer. Mein Zustand kommt mir eher wie komatöse Müdigkeit vor, wie tiefe Lustlosigkeit auch und vielleicht noch wie eine Ahnung von dunkelgrauem Winterblues der eher unromantischen Art. Wozu ich sonst nicht unbedingt neige. Aber, wenn ich das dem eher spärlichen Smalltalk dieser Woche bisher korrekt entnehme, man scheint jetzt allgemein zu solchen Zuständen zu neigen.
Jahresendschwäche statt Jahresendspurt, wie es gestern in einem Gespräch präzise formuliert wurde. Es nickten alle und verstanden sofort, was gemeint war. Wir waren allerdings auch alle etwa gleich alt in der Runde, es wird am Ende wieder eine Rolle spielen.
Es steht jedenfalls kein einziges Stichwort im Notizbuch. Und nichts steht in der Notizen-App auf dem Smartphone, in die ich gelegentlich etwas hineindiktiere, auf den langen Stadtspaziergängen. Es kommt mir ein wenig merkwürdig vor, so ungewohnt ist das, diese Leere. So viel Raum für Notizen überall, wer soll das denn füllen und wann.
Am Ende, wer weiß, war aber tatsächlich nichts. Das ist selbstverständlich denkbar und möglich. Also abgesehen von den Teilen des Alltags, die immer sind, von denen aber wirklich niemand Berichte braucht.
[Der Autor unterbricht das morgendliche Tippen an dieser Stelle, sieht minutenlang ausdruckslos die Raufaser vor ihm an, wippt sachte vor und zurück und mümmelt dabei das morgendliche Stück Marzipan aus dem Adventskalender weg. Heute in der Geschmacksrichtung „Crispy Waffel“, was ist das wieder für ein moderner Unfug. Früher war Marzipan stets und ausschließlich zartbitter ummantelt. Wir hatten ja nichts, und vielleicht war es hier und da gut so.]
Nun.
Morgen mehr. Nehme ich an.
Noch ein Lied? Noch ein Lied. Mit einem Refrain, den man zum Jahresende ruhig etwas einwirken lassen kann. Es passt schon.
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