Im Wohnzimmer stehen die Tulpen stramm

Im Wohnzimmer stehen die Tulpen mit roten Köpfen stramm, beim Bäcker gibt es jetzt „Osterhanseaten“ und die herabrieselnden Blütenblätter der Mirabelle liegen vor der Haustür wie über Nacht gefallener Schnee. Die Temperaturen gehen zurück, der Frühling macht eine strategische Pause und nimmt neuen Anlauf. Noch einmal die winterlichen Flockensymbole im Wetterbericht und im kleinen Laden mit den Blechblasinstrumenten hängt eine allerletzte, sicher längst vergessene Christbaumkugel in mattem Rot im Fenster, festgebunden an einem golden leuchtenden Instrument. Die wird wohl da hängenbleiben.

Vor den Restaurants und Cafés im Stadtteil stehen wieder Stühle und Tische, man sitzt dort und friert, man sitzt entschlossen und dennoch, man sitzt, weil es geht und weil es Zeit wird. Man will wieder draußen sein, man will wieder rauchen beim Kaffee oder beim Wein, man will auch das Gesicht starr in den einen Sonnenstrahl halten, der für alle und für den ganzen Tag reichen muss.

Es nieselt zwischendurch, es schüttet, es windet. Die Menschen frieren in der Frühjahrsmode, die Menschen tragen missmutig doch wieder die ollen Winterjacken, die sind schwer und ziehen sie runter, man sieht es den Leuten an. In den Läden überall die Schilder mit „Neue Kollektion“.

Auf dem Weg zum Brötchenholen begegnet mir am Sonntagmorgen ein Paar, das wohl von einer Party kommt, die ein wenig kinky war, vielleicht auch sehr. Sie trägt eher wenig als viel Latex unter dem wehenden Mantel, den sie lässig zuhält, als sie näherkommen. Sie guckt, ob ich gucke, sie lacht und der Mann greift nach ihrer Hand und sieht sie an. Keine hundert Meter weiter eine andere Frau, die ein viktorianisch anmutendes Spitzenkleid unter dem ebenfalls offen wehenden Mantel trägt, sie kommt vielleicht von der gleichen Party, sie kommt vielleicht ganz woanders her, und da war es jedenfalls auch gut, sie guckt so. Ich dagegen komme nur aus dem Bett und denke Party, Party, da war doch was, wie lange ist das denn her.

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Noch eine Meldung zum verschärften Vorgehen der Polizei gegen obdachlose Menschen in der Hamburger Innenstadt. Wenn ich dazu als Zeuge, der da oft herumgeht, etwas anlegen darf: Aggressives Betteln oder Belästigung durch Betrunkene kommen in der Innenstadt eher nicht vor, ich halte diese Aussage für Unsinn. Am oder im Bahnhof kann das passieren, aber in den Fußgängerzonen, Passagen etc. erlebe ich das nicht. Belästigt wird man dort von den Botschafterinnen und Botschaftern diverser religiöser Wahnvorstellungen, es stehen stets Leute mit ausgeprägtem Missionsdrang herum und reden und predigen und brüllen und geifern.

Die Bettelnden aber belästigen die Leute nicht. Es ist nur wieder das Elend, das man nicht mehr sehen möchte, das soll bitte woanders stattfinden und die Einkaufenden nicht stören. Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd‘ andere an.

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Im Bild zur Abwechslung einmal die Binnenalster, bin ich also doch einmal etwas herumgekommen.

Drei Schifffe der weißen Flotte am Anleger an der Binnenalster, man sieht die Namen Susebek, Ammersbek und Sielbek.

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Gendern wie Jules Verne

Zwei Sachen. Zum einen, es sei nur der Chronik halber angemerkt, bin ich neulich zum ersten Mal kritisiert worden, weil ich einen Begriff nicht gegendert habe, das war in einer alltäglichen beruflichen Situation. Sachlich gesehen war ich im Recht, der Begriff war tatsächlich nicht zu gendern, es ergab keinen Sinn bzw. keinen Mehrwert, aber es geht mir überhaupt nicht ums Rechthaben, ich habe auch oft nicht recht, es geht mir nur darum, dass das Thema im Alltag ankommt, also etwa bei den banalen Mails im Büro, das sei hier eben festgehalten. Bei anderen war es schon viel früher so, nehme ich an.

Ich habe dazu nach wie vor eine betont unangestrengte Haltung, ich sehe da für mich keinen Streitgrund und verfolge in meinen Blogtexten oft die vollkommen sprachunwissenschaftliche Lösung, einfach die weiblichen Formen zu nehmen, ich rede also etwa von uns Bloggerinnen. Das kommt mir halbwegs fair vor, denn die Frauen haben in der Benennung offensichtlich Nachholbedarf, es ist so etwas wie eine Ausgleichshandlung, wobei mir klar ist, dass da nichts ausgeglichen wird.

Zum anderen habe ich, und das finde ich sowohl lustig als auch schon wieder kulturgeschichtlich interessant, einen gendergerechten Glottisschlag da gehört, wo er gar nicht war. Man hat auch zum Glottisschlag diverse Meinungen, ich weiß, ich weiß, aber auch da gilt für mich: Machen Sie doch, was Sie wollen, es soll mir recht sein. Im Podcast Lage der Nation etwa kommt das dauernd so vor, Politiker:innen sagen sie da, man hört es also, und es stört mich nicht. Nicole Diekmann hat andererseits einmal einen Text zum Thema geschrieben, der mir auch einleuchtend vorkam: „Warum ich den Glottisschlag nicht mehr benutze? Mir war es irgendwann zu undankbar, viel Arbeit zu investieren, um komplexe Sachverhalte selber zu verstehen und anschließend so zu erklären, dass andere das auch tun, und dann in der anschließenden Debatte zu 80 Prozent Kommentare übers Gendern zu lesen. Ich möchte über Inhalte diskutieren. Was nicht bedeutet, dass gendergerechte Sprache mir nicht mehr wichtig ist. Pick your fights, das war mein Leitsatz in dieser Sache.

Jules Verne jedenfalls, des Genderns erst einmal vollkommen unverdächtig, schrieb, und ich habe das gehört, nicht gelesen, sonst geht der Scherz auch nicht auf, denn Achtung, es geht mir um einen Scherz, nicht um ein Konfliktthema, bei dem ich mich an den krawalligen Reaktionen berauschen möchte, er schrieb also: „Es standen Priester:innen im Hof …“ Und ich dachte kurz, ich höre nicht richtig. Der Genderglottisschlag in einem Hörbuch aus dem Neunzehnten Jahrhundert? Bitte, was geht denn da vor? Aber es war natürlich lediglich so, dass Priester innen im Hof standen, also zusätzlich zu denen, die außen vor der Mauer standen. Manchmal kann man seinem Hirn bei der Arbeit sozusagen zusehen, wie es an dem Gehörten, Gelesenen, Gesehenen herumdeutet, und manchmal macht das dann Spaß.

So jedenfalls, das wollte ich nur anmerken, kommt die Genderdebatte auch in meinem Hörbuchkonsum an und Jules Verne klingt auf einmal ungeahnt modern.

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Im Bild heute noch einmal die Außenalster, von der Seite des kleinen Bahnhofsviertels aus. Still liegt sie da, die Alster, laut wie immer war es ringsum.

Blick über die Außenalster, von St. Georg aus. Leere Stege im Bild.

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Von Hummeln und Nachtigallen

Ein schnelles Notat nebenbei, die Woche lässt mich nicht.

Wie bereits erwähnt, kommen mir gerade wieder verstärkt Anglizismen entgegen, mit denen scheint es sich nämlich ähnlich zu verhalten wie mit Viren, sie kommen in Wellen und sie gehen auch wieder. Einige behält man aber im Körper, also im Hirn. Alle haben jetzt Painpoints, das ist gerade wichtig, die Painpoints werden in Meetings benannt, was sind bei diesem Topic unsere Painpoints – und ich denke immer, vor allem wenn es um berufliche Fragen geht, dass es bei mir eher flächig wehtut, mehr überall, der Patient deutet an dieser Stelle vage auf alle Körperteile: Hier so.

Ansonsten history repeating, denn wie der März 2020 drängt mich auch dieser März zurück ins Home-Office, allerdings nur wegen eines technischen Problems im Bürogebäude. Wieder im März, sagen wir am Telefon, wieder im März, es ist doch wahrhaftig seltsam. Den März 2024 sollten wir vielleicht gleich als Home-Month einplanen. Vorausdenken und mitplanen, proaktiv sein.

Was noch? Spät am Sonntagabend trat eine Nachtigall im Spielplatzgebüsch ihren Dienst an, vielleicht ist es auch ein Sprosser, was weiß ich. Jedenfalls schön, schön. Wobei auch klar ist: Je schöner der Gesang, desto verzweifelter Single ist der Vogel. Das also lieber nicht mitdenken, sonst zerfließt man beim Einschlafen vor Mitleid, besonders wenn man Frau und Nest und Nachwuchs und alles schon hat. Der Beziehungsstatus ist der Painpoint der Nachtigall, denke ich beim Einschlafen, die Anglizismen bekommen mir gerade nicht.

Am Mittwoch besucht mich bei der Arbeit die erste Hummel durch die offene Balkontür, sie findet dann nicht wieder hinaus und dotzt leise brummend immer wieder gegen die Scheibe des Wohnzimmerfensters. Ein Geräusch, das dermaßen nach Sommerferienmitttagsschlaf klingt, dass ich fast vom Stuhl rutsche vor spontaner Müdigkeit. Ich weiß nicht, wie ich es hinbekommen soll, aber ich möchte so gerne noch einmal Sommerferien haben. Sechs Wochen frei, wirklich frei, bei gutem Wetter. Seit dem Abitur fehlt mir das.

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Im Tagesbild eine blühende Zierkirsche in Hamburg-Hamm, der Weg in den Garten wird jetzt deutlich frühlingshafter. Nicht weit von diesem Baum blüht auch die erste Tulpe, noch ohne jede Gesellschaft ihrer Art, eine Pionierblume.

Ein Zweig blühender Zierkirsche in Hamburg-Hamm, vor rotem Backstein

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Währenddessen in den Blogs, Ausgabe 22.3.2033

Raumtiefe ohne Rechner und Lego reverse. Ruhig auch mal kryptisch verlinken, Überraschungstüten einbauen.

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Eine neue Monatsnotiz von Nicola, schon kurz vor der nächsten, das Jahr rast so durch. Was sie zur Begutachtung durch den MDK schreibt. ist leider alles richtig, wie ich aus ähnlichem Anlass weiß.

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Ein bebilderter Bericht aus dem Haus der Geschichte, Bonn. Sollte ich mal wieder nach Bonn komme, könnte ich mir das auch vorstellen. Mein letzter Besuch der Stadt ist auch schon, nun ja, etwa 25 Jahre her, und ich habe nichts von der Stadt gesehen, abgesehen von einem Konferenzraum im dritten Untergeschoss einer Konzernzentrale. Ich fand es befremdlich, Meetings in einem Geschoss U3 zu haben, das weiß ich noch.

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Im Odenwald fand erhebliches Wetter statt. Siehe dort auch: Mit Tschechow im Wald. Quasi Feuilleton.

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Claudia mit einem Hinweis zu einer Nachrichtenseite. Die kannte ich nicht, finde ich aber gut, das kann man sich da alles gut zurechtfiltern.

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Duolingo gelöscht – same here, vermutlich weil ich auf Gamification überhaupt nicht anspreche, mir ist das mit den Punkten und Rekorden und Streaks usw. einfach alles vollkommen egal. Das kriegt mich so nicht, ich bin da nicht Zielgruppe. Mein Mindset ist nicht kompetitiv genug. Schlimm.

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Mir war danach. Eine ÖPNV-Geschichte.

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Kiki im kilted skirt. Der Text kann Spuren von Unmut enthalten.

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Ins Ausland: Einige Eindrücke aus Paris, und hier werden auch andere Landesteile erwähnt. Nur am Rande gefragt – hätte ich diese Rubrik schon vor März 2020 eingeführt und konsequent bestückt, hätte ich damals wohl einen höheren Auslandsanteil gehabt, mehr Reiseberichte etc., waren wir nicht etwas umtriebiger in der Gesamtheit der vor Urzeiten so genannten Blogosphäre? Zu jener Zeit?

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Kein Blog, aber ein Kleinmedium, in der Hamburger Obdachlosenzeitung geht es um das Vorgehen der Polizei gegen bettelnde Menschen in der Innenstadt, das exakt gar kein Problem löst.

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Wir basteln uns eine Seenplatte

Am Sonntag waren wir noch einmal im Garten, aber die Topinamburbaustelle haben wir nicht beenden können. Es war nicht zu schaffen, obwohl ein Sohn sogar Verstärkung im Freundeskreis akquiriert hat. Das war der Effekt, den alle Heimwerker kennen, man fängt irgendwo an, man reißt vielleicht nur ein kleines Brett irgendwo weg, ein Stück alter Tapete, aber dahinter ist dann so eine seltsame Stelle, und man könnte doch, wenn man schon dabei ist – und man endet dann nach zahlreichen Improvisationen irgendwann entnervt bei der Planung eines Neubaus, es eskaliert alles so vor sich hin und man wird im Baumarkt auf einmal geduzt.

Davon abgesehen kann ich aber auch im Frühling bei Saisonbeginn vom Beet aus direkt zum Orthopäden gehen, wenn ich es nicht sinnig genug angehe, und sinnig, das nennen wir nun einfach Slow Gardening, und schon ist alles besser und hat auf einmal einen stylishen Wellness-Aspekt.

Na, egal. Wenn es viel Regen gibt, bevor wir mit dem Buddeln durch sind, haben wir da eben eine Seenplatte, warum auch nicht. Immer die Vorteile mitdenken.

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Am Sonntagabend habe ich dieses Rezept gekocht. Ein Sohn meldete sich noch während des Essens krank, einer fand es ganz okay, musste aber dringend Ketchup ergänzen, eine wollte noch mehr und noch mehr, die Reaktionen fallen hier stets sehr gemischt aus. Ich fand das Essen in Ordnung, das mache ich sicherlich wieder, zumal ich jetzt eine unsinnig große Dose von diesem Cajun-Gewürz im Regal habe. Das muss alles verwertet werden, siehe auch Zatar, was macht man damit eigentlich, wofür habe ich das denn bloß einmal gekauft und wann.

Wenn wir in der Familie demokratisch über den Speiseplan bestimmen würde, es gäbe hier nie etwas, wir haben unklare, variable und sich häufig blockierende, Mehrheiten wie gewisse Parlamente. Gott sei Dank bin ich aber beim Kochen der einzige Maßstab, wenn schon sonst nirgendwo, ich kann entscheiden und durchsetzen. Le Macron, c‘est moi.

Der Haushaltsvorstand am Herd. Ich weiß gar nicht, wie und ob überhaupt es heute benannt wird, aber als ich in der Sozialforschung anfing, 1987, wurde für manche Studien noch nach dem Haushaltsvorstand in Familien gefragt. Das war dann jeweils die Person mit dem höchsten Anteil am Haushaltseinkommen, also fast immer der Mann. Das fand man damals nicht einmal seltsam. „Sind Sie der Haushaltsvorstand?“ „Nein, da müssen Sie mit meinem Mann reden.“ Die Söhne finden den Begriff heute eher amüsant, so erlebt man auch Geschichte.

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Apropos Söhne, diese gehen nach Beendigung der bescheuerten Märzferien endlich wieder zur Schule, die Herzdame und ich machen friedlich Home-Office ohne herumhängende Jugendliche in nächster Nähe. Den Begriff „herumhängende Jugendliche“ hat mir gerade mein Unterbewusstsein geschickt untergejubelt, denn der spielte 1987 ebenfalls eine wichtige Rolle, und zwar in der Viktimierungsforschung. Wovor haben Sie Angst? Und im Fragebogen gab es dann immer die Antwortoption: „Vor herumhängenden Jugendlichen.“ Die waren damals eine oft wahrgenommene Bedrohung, denn wir hatten ja damals nichts, nicht einmal echte Probleme.

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Das Tagesbild wurde auf dem Weg in den Garten aufgenommen. Es ist der Blick über ein Fleet im Stadtteil Hamm, das ist auch eines dieser Viertel, von denen 1945 nicht mehr viel übrig war. Der wiederaufgebaute Stadtteil wird wie Hammerbrook allgemein als eher unschön empfunden. Für fotogene Ausblicke muss man auf die Brücken gehen, denn von da aus geht immer was in dieser Stadt. In jedem Stadtteil.

Blick über ein Fleet in Hamburg-Hamm.

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So sitzt man dann

Es kam eine Verlagsabrechnung, 16 Cent werden mit gutgeschrieben. Die mal sinnig ausgeben! Manchmal doch der Verdacht, dass es wirtschaftlich gesehen gar nicht reicht, irgendwann einmal Bücher geschrieben zu haben. Schlimm.

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Am Sonnabend sind wir in den Garten gefahren, das erste Mal bei überzeugendem Frühlingswetter. Einen genauen Plan hatten wir nicht, womit wir dort in dieser Saison beginnen wollten, was dort genau zu tun war, aber einen Plan braucht man auch nicht unbedingt. So ein Garten kommandiert einen schon herum, wenn man eine Weile nur so dasteht und guckt. Da, das Hochbeet hat eine Wand verloren. Da, das muss noch geschnitten werden. Da, man müsste mal die Beete aufräumen. Da, der Topinambur sollte doch woanders hin – aus letzterem Gedanken wurde dann ein unerwartetes Tiefbauunternehmen, nach dem Sohn II und ich wieder aussahen wie Wildschweine in der Suhle. Wir haben dafür beide ein besonders Talent, manchmal fällt Vererbung sehr auf.

Der Topinambur braucht eine Wurzelsperre, weil er sonst aggressiv auf benachbarte Gebiete übergreift wie ein verrückter Präsident, der in andere Staaten einfällt. 70 cm tief soll man die Wurzelsperre verbuddeln, das klingt nicht gerade nach einem Riesenloch. Aber wir stoßen routinemäßig nach 50 cm auf Bauschutt und auf alles, was die Gartenvorgänger so in den Beeten verklappt haben, und das ist viel, wirklich viel. Darunter dann noch die Trümmer von Hammerbrook, vermutlich von 1945, man gräbt also nicht mal eben einen Meter tief durch Mutterboden, wenn man nicht gerade viel Glück hat. Es wurden auf der Insel in den Gärten schon ganze Betten und Autos gefunden, nur metertief vergraben unter Kohl und Kresse. Wir fanden letztes Jahr auf unserer Parzelle eine Ziegelmauer unter dem Rasen, die gehörte da auch nicht hin.

Wir sind also mit dem Loch für die Wurzelsperre nicht einmal ansatzweise fertig geworden, aber der Garten und wir sahen dermaßen wüst aus, am wild entschlossenen Einsatz konnte überhaupt kein Zweifel bestehen, und das ist in Kleingärtnerkreisen, in denen man sich stets mit „Na, fleißig?“ begrüßt, auch wichtig.

Ansonsten blühen immer noch Krokusse. Die Narzissen kommen jetzt dazu, die Traubenhyazinthen, die purpurroten Taubnesseln. Der Rasen ist noch winterfeucht und regengesättigt, es geht sich federnd darüber, wie über hochflorigen Teppichboden mit Extraflausch – im Laufe des Sommers wird daraus wieder ein trocken holperndes Knirschen werden, wenn es mit der Trockenheit in den heißen Monaten so weitergeht wie in den letzten Jahren, und das wird es wohl. Nur in diesen Wochen möchte man sich noch bäuchlings auf den Rasen werfen, so einladend fühlt er sich unter den Füßen an. Aber Contenance, versteht sich.

Der Flieder treibt erste Blätter aus, die Himbeeren auch, die Blutjohannisbeeren, der Hartriegel. Es wird.

Wir haben tadellose Gartenstühle geschenkt bekommen und darauf probegesessen, ein Vorgeschmack auf den Sommer. So sitzt man dann also. Versuchshalber einmal zurücklehnen und kurz die Augen schließen, die kleinen Premieren bei zweistelligen Temperaturen. Versuchsweise vom neuen Stuhl aus den Vögeln zuhören, ins Gezweig der Weide gucken.

Wir arbeiteten dann im T-Shirt weiter, es war warm, sehr warm. Maiwarm war es mindestens. Noch schnell Radieschen und Möhren gesät, ein Anfang ist jetzt gemacht.

„Na, fleißig?“

„Aber immer doch!“

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Im Tagesbild das Ufer der Billerhuder Insel, das im Bild gestern etwas zu kurz kam. Man kann hier vielleicht ahnen, was ziemlich genau an dieser Stelle auffällig ist, denn man sieht hier auf einmal Landschaft – was man sonst in Hamburg-Mitte eher nicht kann. Hier öffnet sich der Himmel auf einmal, der Blick geht in die Weite, der Fluss sieht aus, als würde er durch ländliche Gegenden fließen. Was allerdings absolut nicht zutrifft, ringsum liegt die Millionenstadt und drängt zur Insel, wird sie vermutlich irgendwann erobern, hoffentlich erst nach unserer Zeit dort.

Das Ufer der Billerhuder Insel, Schiffe an den Stegen, noch kahle Bäume.

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Blogbuden von oben

Noch einen Film gesehen: „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war.“

Das war eine Verfilmung, die mir gegenüber dem Buch sehr rücksichtsvoll vorkam, die sich behutsam angenähert hat und die Stimmung, zumindest meiner Erinnerung nach, getroffen hat. Ich bin nicht gut darin, mich an Handlungen zu erinnern, aber die Stimmung eines Buchs weiß ich meistens auch viel später noch, und ja, der Roman war so, diese Bilder passten und alle Figuren kamen mir perfekt besetzt vor. Sehr schöne Bilder dabei, eindringlich, Sonderlob für das Kamerateam. Wer das Buch gemocht hat, wird den Film vermutlich als Bereicherung empfinden, mir ging es jedenfalls so.

Es gab in diesem Film Drohnen-Aufnahmen des zentralen Gebäudekomplexes von oben, das fand ich bemerkenswert, denn die gab es in „Der Pfau“ auch, ganz so, als würden die jetzt eben in jedem Film vorkommen, weil es die Technik dafür nun einmal gibt. Das macht man jetzt so, es ist state of the art. Wenn ein Gebäude eine wichtige Rolle spielt, zeigt man es ausgiebig von oben. Ich nehme auch an, es ist einer der billigeren Momente des Films. Und ganz hübsch, doch, doch.

Ich stelle mir spaßeshalber vor, dass das auch in Blogs üblich wird. Man macht die Seite auf und im auto-abspielenden Intro läuft dann sofort das Drohnen-Filmchen. Erst der Schreibtisch der Bloggerin oder des Bloggers, Schnitt, dann das Dach des Hauses und danach in durchgehender Kamerafahrt, bzw. in durchgehendem Kameraflug, das ganze Haus, der Block, das Viertel, die Stadt, je nach Lage auch noch etwas Landschaft, in meinem Fall also noch etwas die Elbe entlang oder so, vielleicht dem gerade ablegenden Katamaran nach Helgoland hinterher, bei der Kaltmamsell sieht man erst die laufenden Menschen an der Isar, schließlich die Alpen am Horizont, bei Frau Herzbruch den Rhein, bei Frau Novemberregen Bürotürme usw.

Na, was man sich vor vorstellt.

Auf dem Rückweg vom Kino nach Hause auf einmal eine fast überzeugende Anmutung von Sommernacht in der Luft, es war seltsam. Die ersten Menschen in kurzen Hosen und T-Shirts, that escalated quickly.

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Im Tagesbild die Bille, rechts abgeschnitten das Ufer der Insel, auf der unser Garten ist, links am Ufer die Weide, an der man im März zuverlässig den Fortschritt des Frühling sehen kann. „Und es kämmt ein sanfter Wind das grüne Haar der Trauerweiden, hörst du auch die Stimme, dieses Raunen überm Fluss?“ Hannes Wader, Am Fluss.

Blick von der Braunen Brücke über die Bille an einem sonnigen Vorfrühlingstag, wenige weiße Wolken im Bild vor sehr blauem Himmel.

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Aus dem Alltag ruckeln

Gehört, und ich bin noch mittendrin: Jules Verne, In achtzig Tagen um die Welt. Eines dieser Bücher, die man durch Filme, Comics und kulturelle Querbeziehungen aller Art seltsam gut kennt, fast en detail, auch ohne sie jemals gelesen zu haben. Ich hole das jetzt doch einmal nach und bin sicher zu Unrecht überrascht, dass ich es sehr unterhaltsam finde. Was ich nicht wusste: Dass es für Phileas Fogg echte Vorbilder gab. Der oben verlinkte Wikipedia-Eintrag hat mehr dazu. Und gerade bevor ich diesen Text abschicke, merke ich noch, dass ich mich grandios verschrieben habe, „In achtzig Jahren um die Welt“ stand da. Es wäre wohl die etwas weniger spannende Version des Buches gewesen, mehr etwas für Slow Reading.

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Einen Menschen aus dem Internet getroffen, aus dem aus meiner Sicht südlichen Internet, und, wie schrieb sie es auf Mastodon, „lebensbejahende Wohlfühlthemen“ besprochen. Und das auch noch mitten in der Arbeitszeit und ausgerechnet in Hammerbrook, nicht gerade das passende Umfeld für private Treffen. Eine Breakout-Session war es gewissermaßen. Ich werde beruflich gerade erheblich und in neuen Anlauf mit Anglizismen konfrontiert, es wirkt sich etwas aus, pardon, auch das ist natürlich nur eine Challenge. Ich fand es jedenfalls schön, diesen Menschen aus dem Internet zu treffen, ich habe so etwas auch schon lange nicht mehr gemacht. Hier und da mal aus dem Alltag ruckeln, hier und da mal „Ja“ sagen, wenn sich Gelegenheiten bieten.

Ich kann mich im November immerhin problemlos wieder eingraben, wenn Bedarf bestehen sollte.

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Im Tagesbild ein Blick über die Außenalster von der Seite des kleinen Bahnhofsviertels aus. Wie immer bei Alsterbildern: Der Eindruck täuscht erheblich, es ist nicht ruhig und besinnlich dort und ich bin nicht so oft dort, wie man vielleicht annehmen könnte, wenn man die vermeintliche Idylle so sieht. Tosender Verkehr hinter mir, fünf Spuren, Gehupe, Polizeisirenen, Taxifahrer im Formel-1-Modus, Lieferwagenfahrer in höchster Zeitnot, abgehetzte Paketwagenfahrer, Großstadt eben. Und wie.

Blick über die graublaue Alster von St. Georg aus, im Vordergund zwei Gänse und ein Blesshuhn. Noch kahle Zweige ragen ins Bild.

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Nu issas Ende da

Nachdem ich neulich das Amerikanische Tagebuch von Siegfried Lenz gehört habe, setzte ich die Beschäftigung mit dem Autor noch etwas fort. Gehört: „Ein Kriegsende“ von Siegfried Lenz, gelesen von Burghart Klaußner. Herb, sehr herb, aber auch gut. Falls ich es schon einmal als jüngerer Mensch gelesen habe, was ich stark annehme, hatte ich nicht die geringste Erinnerung daran, dabei würde ich es jetzt sogar für eine besonders gute Kurzgeschichte halten. Der im Text von einem Seemann gesprochene Satz: „Nun ist das Ende da, und wir haben nur eine Bitte“, wird beim Vorleser norddeutsch korrekt und auf die genau richtige Art zu: „Nun issas Ende da, und wir ham nur eine Bidde.“ Es sind auch beim Vorlesen die Kleinigkeiten, die den Genuss ausmachen.

Dann war ich endlich einmal in einer Abendvorstellung des Ohnsorg-Theaters. Dieses Theater ist vor ein paar Jahren so nah an uns herangezogen, dass es fast schon eine Unfreundlichkeit war, so dermaßen lange nicht hinzugehen. Wir müssen eigentlich nicht einmal Jacken überwerfen, so kurz ist der Weg dorthin. Nur einmal waren wir da, bei der kleinen Neben- und Experimentalbühne, als Sohn I dort vor Jahren spielte. Das war zwar auch großartig, aber es war nicht das, was dort sonst läuft. Jetzt aber passte das aktuelle Stück in meinen Lese-Kontext: Dat Füerschipp, also Das Feuerschiff vom Lenz, die eine oder der andere wird es sicher in der Schule gelesen haben, ich auch.

Ich schreibe nicht gerne Rezensionen, hier ist eine beim NDR, der ich mich anschließen kann. Wir haben das gemocht, die Herzdame und ich, und wir haben auch feierlich beschlossen, einen Theaterbesuch dieser Art demnächst zu wiederholen. Es laufen schon seit einer Weile Romane als Theaterstücke dort, und sie werden, aus heutiger Theatersicht, tendenziell konservativ umgesetzt, wozu ich bekennen möchte: Ich bin ein eher biederer Theatergänger, was moderne Regie betrifft. Vermutlich reicht mein Geschmack nur etwa bis in die Sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts, was sich danach kulturell entwickelte, das kann ich zwar literarisch und musikalisch verdauen und auch genießen, im Theater und in der Kunst aber eher nicht. Und ich gebe mir nicht mehr allzu viel Mühe, mich selbst da noch zu irgendwas bekehren zu wollen. Irgendwann ist es eben der eigene Geschmack, wie seltsam oder gar rückständig er auch ausfällt.

Das klingt jetzt vielleicht so, als sei ich geistig übertrieben früh vergreist, der Dreh ist aber, dass dieser Abend mich seltsam stark verjüngt hat. Was natürlich an dem, pardon, steinalten Publikum lag, denn die überwiegende Mehrheit um uns herum war um die achtzig Jahre oder älter. Das Haus war voll, ich habe etwa sechs deutlich jüngere Menschen gezählt, mich eingeschlossen, und ich bin gar nicht jung. Also normalerweise nicht. Dort schon. Richtig jung. Ich ging mit der Herzdame Hand in Hand durch die Menge und wir wurden ungewöhnlich oft angelächelt, es waren Blicke in der Art von: Guck mal, die verliebten jungen Leute. Es ist schön, wenn man ungewöhnlich oft angelächelt wird, und es waren auch auffällig viele Menschen sehr nett, das fiel auf. Freundliche Begegnungen überall.

Und krank, das waren sie natürlich auch, das bringt das Alter so mit sich. Sichtbar krank, gebeugt, krumm, versehrt, verkantet, verbogen und vielfach beschädigt, also so, wie wir vermutlich alle auch mehr oder weniger bald sein werden. Es ist eine Vorschau, was man da sieht. Sich im hohen Alter noch ins Theater mühen, seinen Sitz finden, sich mühsam, mühsam hinsetzen, erst einmal tief durchatmen und dann für ein paar Minuten einschlafen, bevor einen das Stück wieder weckt – ich kann mir auch Schlimmeres vorstellen. Wenn ich alt bin, richtig alt, werde ich auch Theaterschläfer. Der Mensch braucht Ziele.

Und in diesem Umfeld jedenfalls, ich weiß nicht, ob ich das verständlich ausdrücke, wurde ich tatsächlich jünger. Mindestens zehn Jahre, nehme ich an, eher noch etwas mehr. Es ist alles nur eine Frage des Vergleichs, und ich war also noch einmal der junge Hüpfer vom Dienst und ging oder sprang dann auch entsprechend schwungvoll die Treppen hinauf und hinab. Schön war das, für die Herzdame vielleicht sogar noch mehr als für mich, denn sie war natürlich noch jünger als ich in diesen Stunden. Also, verstehen Sie mich recht, ich habe mich ganz ernsthaft jünger gefühlt. Es war körperlich überzeugend, angenehm und nur fast etwas unheimlich,

Wir saßen ungefähr in der Mitte des Saals, vor uns sahen wir ausschließlich – und ich übertreibe keineswegs– weißhaarige Köpfe. Es saß zwar auch eine junge Frau in den Reihen vor uns, in Begleitung einer viel älteren Person, die hatte sicher keine weißen Haare, aber sie hatte eine weiße Mütze auf, wie zur Tarnung. Ich glaube nicht, dass ich diese Überalterung bei einem Theaterbesuch schon einmal derartig krass erlebt habe, obwohl es in den Kammerspielen schon einmal nahe herankam. Aber es war dort nicht so extrem.

Ja, die jungen Leute können wohl mehrheitlich kein Platt mehr verstehen. Aber wo sind die aus meinem Jahrgang, aus dem Jahrgang der Herzdame, die noch damit aufgewachsen sind? Die könnten da ruhig hingehen. Ich fand es sehr gut, ein tadelloser Theaterabend, ich habe auch das Platt genossen. Und das Stück war absolut kein Seniorenstück. Inhaltlich ist es eh zeitlos bis topaktuell.

Ein feiner Einstieg ins Theaterjahr war das. Jetzt weitersuchen, es ist bald April, da muss es dann auch etwas geben, vielleicht ja ein Theater weiter.

Beim Hinausgehen sagte ein Mann vor uns mehrfach zu seiner Frau, wie bemerkenswert er es fand, dass der Bösewicht nach der Vorstellung, bei den Verbeugungen vor dem Publikum, auf einmal richtig nett aussah, anders als im Stück, also ganz anders, wie ein anderer Mensch geradezu. Seine Frau unterbrach ihn irgendwann in einem Tonfall ehelicher Routine, wie ihn Evelyn Hamann nicht besser hätte spielen können: „Ja. Man nennt es Schauspiel.“

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Im Tagesbild die S-Bahnstation Hammerbrook. Inmitten all der umfassenden Potthässlichkeit des Stadtteils machen immerhin die Bahnsteige eine Art optisches Wooosh. Das ist nicht nichts.

Ein Bahnsteig der S-Bahnstation Hammerbrook.

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Kultur im März

Ich habe vier Kulturtermine für den März klargemacht, gerade habe ich noch Theaterkarten gekauft, ich hole den vollkommen verpatzten Februar also doch noch wieder raus. Drei Termine sind innerhalb der Komfortzone, also seelisch betrachtet, nicht räumlich, einer liegt weit außerhalb, auch mal ein Desaster mit Ansage mitnehmen. Eventuell werde ich berichten.

Einschub: Apropos Kultur, beim Deutschlandfunk gibt es ein langes Interview mit einem meiner Lieblingssympathen aus Berlin, Bov Bjerg.

Ich war im Zusammenhang mit dem Kulturvorhaben 2023 in der letzten Woche bereits in der Premiere des Films „Der Pfau“, nach der vermutlich allseits bekannten und längst im Regal stehenden Romanvorlage von Isa, hier eine Rezension beim NDR dazu. Es ist ewig schade, dass Isa nicht mehr bloggt, denn das bringt mich um alle Wortwitze mit Blogbuster, ich bin fast ein wenig beleidigt.

Im Film schneien die Personen auf dem schottischen Landsitz ein, und als wir nach der Vorstellung auf die Straße traten, war das Kino eingeschneit. Das war ein faszinierender und beeindruckender Special Effect, diese Verschränkung von Film und Wirklichkeit, ich kann allerdings nicht garantieren, dass der Effekt auch in Ihrem Wohnort, vor Ihrem Stammkino wiederholt wird. Aber wer weiß, probieren Sie es aus und lassen Sie sich überraschen, das Wetter da draußen scheint noch einiges herzugeben..

Auf dem Weg nach Hause durch Eis und Schnee habe ich dann den Frierrekord dieses Winters erlebt, klappernd und zitternd bin ich zu Hause angekommen, habe unter sieben Decken geschlafen und diese Jahreszeit so unfassbar sattgehabt, wie es eben in den März gehört.  Der Spontanfrühling am Montag mit etwas irrwitzigen 17 Grad kam meiner Erwartungshaltung ans Wetter dann weit entgegen, warum es aber am Dienstag dennoch wieder rabiat abkühlte, im Wetterbericht wurde ausdrücklich eine „ruppige“ Kaltfront erwähnt – es war unerfindlich, unrichtig und unschön.

Erfindlich, richtig und schön dagegen, dass es neue Songs für den Freundeskreis EoC gibt, die auf die denkbar angenehmste Art erwartbar sind. Der Herr Regener ist gerade in Hamburg und läuft mir dauernd über den Weg, auch direkt nachdem ich Videos mit ihm gesehen habe, das ist schon wieder so eine Verschränkung von medialer Darstellung und Wirklichkeit. Die Zeiten werden wilder, singt er, hier wird einiges immerhin wundersamer und ich sollte wohl gut überlegen, welche Filme ich mir ansehe, lieber nichts mit Weltuntergang und so.

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Und im Tagesbild schließlich eine Forderung auf der gastropolitischen Ebene, ein Appell eher. In sich ist sie schlüssig ist das, möchte man meinen.

Ein Aufkleber an einem Regenfallrohr: "No Falafel for Nazis"

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