Im Home-Office habe ich längere Zeit auf Problemen herumgedacht, die sich sämtlich nicht durch KI lösen ließen. Und zwar nicht einmal ansatzweise. Obwohl doch schon seit Monaten überall so viel von all den möglichen Lösungen die Rede ist. An jeder Ecke werden die schier endlosen Optionen beschrieben und auch vorgeführt. In gefühlt jedem Medium erscheinen marktschreierische Meldungen über das, was auf einmal geht und was gleich noch alles gehen wird. Und was alles in drei, fünf, zehn Jahren erst gehen wird, wahrhaftig vieles ist es, nahezu alles ist es und sehr schnell wird es ermöglicht werden.
It’s nearly everything everywhere all at once.
Nur passt es alles nicht recht zu dem, was ich da gerade auf dem Tisch bzw. auf dem Bildschirm habe. Es ist super mit dieser KI oder AI, doch, doch, ich sehe es auch ein, ich kann das nachvollziehen und sehe es ja in zahllosen Videos und Artikeln und überhaupt in der Theorie. Aber es ist nur super für das, was da gerade als Beispiel beschrieben oder gezeigt wird. Meine Anforderungen sind regelhaft seltsam anders, irgendwie unpassend. Als hätte ich mir nicht die richtigen Probleme ausgesucht. Was dann noch so ein neues Problem wäre, auf das ich noch gar nicht gekommen war.
Manchmal passt das alles gerade eben nicht, das Ziel wird dabei nur äußerst knapp verfehlt, aber vorbei geht es eben doch und hilft mir also nicht. Manchmal ist es so meilenweit daneben, dass ich mich unwillkürlich frage, ob es an anderen Arbeitsplätzen tatsächlich auch so dermaßen anders zugeht. Dann muss ich zur eigenen Beruhigung erst wieder mit Bekannten reden. Bei denen auch vieles nicht geht, wie ich dann aufatmend höre. Und dann geht es wieder eine Weile, also emotional.
Jedenfalls aber ist so dermaßen vieles nicht anwendbar oder zumindest nicht gerade so anwendbar oder zumindest nicht in diesem Moment und leider auch nicht bei ausgerechnet diesem Problem oder nicht in dieser Firma, in diesem Land, in diesem Monat … Was geht hier eigentlich vor.
Es fühlt sich wahrhaftig allmählich so an, als gäbe es endlich neues und diesmal wirklich, wirklich gutes Schlangenöl, welches garantiert gegen fast alle Gebrechen hilft, was auch im Gegensatz zu den früheren Schlangenölprodukten einwandfrei nachweisbar und reproduzierbar ist. Ladies and Gentlemen, kommen Sie, sehen Sie, staunen Sie, greifen Sie zu. Es heilt nahezu alle Krankheiten und Plagen, es befreit uns von tausend Beschwerden, ja, es errettet uns vom Siechtum schlechthin.
Nur gerade gegen mein spezielles Leiden, da hilft es allerdings dummerweise nicht. So steht es auch auf dem Beipackzettel nüchtern und recht kleingedruckt vermerkt. Aber sonst, echtjetztmal – es ist ein wahres Wunder, dieses sensationelle neue Schlangenöl. Es werden so viele nachweisbar glückselige Kunden bedient. Ich aber bekomme nichts.
Na, so ähnlich fühlt es sich jedenfalls an. So sad, wie ein gewisser Präsident da vermutlich sagen würde.
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Bei der Musik halte ich es für sinnvoll, auch einmal abseitige Tendenzen zur Kenntnis nehmen. Gerade im Mai, in dem all unsere Probleme, die richtigen und die falschen, uns wie immer und üblich zwar erhalten bleiben, aber immerhin freundlicher ausgeleuchtet und auch gut durchgelüftet werden.
Passend dazu ein kryptisch-trauriges Lied von Bob Dylan – aber in der leichteren Progressive-Bluegrass-Coverversion der Country-Gentleman. Warum auch nicht.
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