Porträt des Autors als Action-Star

Weiterhin bin ich übrigens hochzufrieden mit dem gerade gehörten „Tropenkoller“ von Simenon, gelesen, und zwar richtig gut gelesen von Charly Hübner, der mir gerne auch noch mehr vorlesen dürfte. Und auch mit dem nach guter alter Art abends auf Papier gelesenen „Scoop“ von Evelyn Waugh. Sehr gute Wahl, dieses beides, echtjetztmal.

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Demnächst habe ich eine Woche Urlaub, ohne dass damit allerdings besondere Pläne verbunden wären. Am Ende wird es, das sehe ich deutlich kommen, eine dieser Urlaubswochen sein, die man unwillkürlich mit Notwendigkeiten nichtberuflicher Art füllt, um sich am Ende dann über die zumindest auf den ersten Blick vertane Zeit zu ärgern. Ich nehme an, Sie kennen das. Wobei aber alle Kenntnis wenig zu nutzen scheint, es fällt dennoch schwer, derartiges gekonnt zu vermeiden. Mir zumindest.

Andererseits hilft es womöglich, diese Entwicklung vorzeitig und gleich mit händeringender Klageprophylaxe zu benennen. Denn ich weiß doch längst, dass dieses Blog ein erstaunlich wirkmächtiger Wort- und Textzauber ist.

Aber apropos Text und Wirklichkeit. Vor ein paar Tagen kam erfreuliche Briefpost, in der zu lesen war, dass die Regelung unserer Angelegenheiten, wie man so sagt, also Testament, Verfügungen etc., die wir im Winter unternommen hatten, nun abgeschlossen sei. Es wurde alles geregelt und durchsortiert. Wenn wir also ab jetzt plötzlich und dann wohl versehentlich ins Jenseits abbiegen würden, dann zumindest gutbürgerlich, gediegen und ordentlich, zumindest was die weltlichen Reste des Besitzes und der Organisation angeht.

Unterm Strich doch ein gutes Gefühl und, wie ich neulich schon einmal schrieb, eine Art Peak Erwachsensein.

An diesem Tag, an dem der Brief bei uns im Kasten war, versuchte man, mich umzubringen. Immerhin einigermaßen originell, mit einem Hartschalenkoffer der etwas überdimensionierten Art. So ein Koffer, in den Zubehör für eine Fernreise von vier Wochen passt. Das geschah auf einer Rolltreppe im Hauptbahnhof, die zu den U-Bahnen hinunterführte. Das sind diese etwas ungewöhnlich langen Rolltreppen. Bei denen man als Gast der Stadt bei erster Benutzung vielleicht so etwas denkt wie: „Oha, da geht es aber tief runter!“ Und genau so ist es auch.

Ein menschenleerer Gang in der Hamburger U-Bahnstation am Hauptbahnhof

Da fuhr ich also hinab, wie ich es an jedem Tag tue, und war schon fast unten, als es hinter mir rumpelte und jemand etwas rief. Ich drehte mich nach den Geräuschen um und reagierte dann in einer Weise actionfilmtauglich, die ich mir ernsthaft schon seit längerer Zeit nicht mehr zugetraut hätte. Denn es flog da dieser Hartschalenkoffer etwa in Kopfhöhe und in hoher Geschwindigkeit auf mich zu, großkalibriges Geschoss nichts dagegen.

Aber wie gesagt, ausgewichen wie Jackie Chan. Weder mein Rücken noch ich hatten auch nur eine Ahnung, noch derart beweglich zu sein.

Reisende hatten oben am Kopf der Treppe beschlossen, ihre riesige Gepäckmenge allein hinunterfahren zu lassen. Das wird man ja nicht alles festhalten müssen während einer so ruhigen Fahrt, was soll denn schon passieren? Da stellt man den Koffer kurz hochkant auf diese Stufe und guck, da fährt er schon hinunter. Und oh, da stürzt er und nimmt nach zwei, drei ungelenken Hopsern über die nächsten Stufen auch ganz ordentlich Fahrt auf.

Dann gellende Schreie der Warnung, dass man bloß nicht noch so kurz vor der Abreise jemanden erlegt. Denn das wäre ja ebenso ärgerlich wie hinderlich, dazu noch versicherungstechnisch gewiss verdammt kompliziert. Sehr erfreulich also, dass der Typ am unteren Ende der Treppe dann gelassen wie ein Shaolinmönch reagierte. Hätte man ihm gar nicht angesehen, solche Skills.

Na, wie auch immer. Wäre ich nicht ausgewichen, hätte dieser Koffer mich also womöglich erlegt, die Herzdame hätte sicher für den Rest ihres Lebens immer wieder erzählt, dass am gleichen Tag, als damals dieser Brief bezüglich des Testamentes kam …

Aber wer hätte ihr das schon geglaubt.

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Und hier noch eben ein entspanntes Sommervideo. Sozusagen im Vorausgriff auf die Woche nach dem Urlaub, zumindest vom Titel des Songs her. Chillen am See mit Fortuna Ehrenfeld:


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2 Kommentare

  1. Gar nicht lustig … aber so beschrieben, doch eine durchaus amüsante Frühstücksmorgenleltüre, über die man als Leserin nur zaghaft schmunzelt, weil es gut ausgegangen ist. Nächstes Jahr den Tag dann bitte entsprechend zelebrieren und hier davon berichten ….

  2. Mein Mann wundert sich immer, wenn ich vor mich hin kichere. Sehr humorvoll geschrieben. Ich habe am Montag auch den Garten „vermessen“. Mit einem Topf voller Bockwürste. Ich habe keine Ahnung, welche moves Ich gemacht habe. Die Würste waren noch im Topf. Und bis auf einen riesigen blauen Fleck ist alles heil.

    Ich wünsche einen wunderschönen Tag.
    Gruß Katrin

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