Entscheidungsfragen

Das plattdeutsche Wort des Jahres steht fest, und es ist das so appetitliche und zur Erdbeerzeit passende Schlackermaschü (Schlagsahne). Welches ich meiner Aussprache gemäß eher mit gg schreiben würde, Schlaggermaschü. Aber es gibt im Niederdeutschen eh keine festgelegte Rechtschreibung. Wir sind so frei.

Außerdem gibt es ein neues Wort, welches in die niederdeutsche Sprache integriert werden soll. Das ist diesmal die Upschuveritis (das Aufschieben, das Prokrastinieren). Die Meldung zu beiden Begriffen findet man hier.

Das hochdeutsche Pendant zur Upschuveritis kam dann kurz nach dem Lesen der Meldung oben passenderweise mehrfach im folgenden Interview mit Bas Kast vor. Das mich schon deswegen interessiert, weil er auch über das Thema Entscheidungen ein Buch geschrieben hat und hier in den nächsten Jahren bei den Söhnen größere Entscheidungen anstehen. Entscheidungen, die zum ersten Mal nicht durch die starren Gleise und wenigen Optionen des Schulsystems vorgeprägt sein werden, sondern ungewohnt variabel ausfallen werden. Genau genommen sogar so variabel wie nie zuvor, denn mehr Wahlfreiheit nach der Schulzeit hatte vermutlich bisher keine Generation. Was die Sache selbstverständlich keineswegs einfacher macht.

Ich habe die Vermutung, aber das ist nur ein vollkommen unbelegter Gedanke ohne jede empirische Grundlage, dass in den Jahrgängen der Söhne Zufallsverbindungen eine größere Rolle bei der Berufswahl spielen werden als bei denen, die vor ihnen dran waren. Etwa im Sinne von: „Ein Kumpel macht gerade was in einer Werbeagentur, dann sehe ich mir das da auch einmal an.“ Was dann eine eher lapidar anmutende Art wäre, zu großen Entscheidungen zu kommen. Aber vielleicht ist es auch die genau passende Art für eine Generation, die sich jederzeit umentscheiden kann. Nach aller Voraussicht sogar für lange Zeit, vielleicht lebenslang. Denn sie wissen natürlich, dass dies so ist.

Nun, man wird sehen. Die furchtbare Grundangst jedenfalls, bei der Richtungswahl schwere und folgenreiche, kaum jemals wiedergutzumachende Fehler zu begehen, die meiner Generation noch so vertraut war, die uns auch von den damals wirtschaftswundergeprägten Erwachsenen so gründlich eingeimpft wurde, die nehme ich bei dem, was mir an Jugend zur Beobachtung gelegentlich zur Verfügung steht, bisher jedenfalls nicht wahr.

***

In Hamburg ehrt man währenddessen die amtierende Bildungsministerin in ungewohnter Deutlichkeit. Ts.

Die Fassade des Prien-Hauses mit dem Schriftzug Prien in Gold an der Binnenalster.

***

Sie können hier Geld in die virtuelle Version des Hutes werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch. Die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

3 Kommentare

  1. Die Generationen nach uns werden in Arbeit ertrinken (1,5 Arbeitnehmer auf einen Rentner und so), die werden leben nach dem Motto „Fahren sie mich irgendwohin, ich werde überall gebraucht“.

    Ob denen das Spaß machen wird, stelle ich sehr in Frage.

  2. Auf diesen Entscheidungsschritt bei unseren drei Kindern bin ich auch schon sehr gespannt. Das mittlere Kind hat immerhin schon einen Plan ….

  3. Damals: Sei froh, dass Du überhaupt etwas kriegst – auf sowas wie Dich haben die gerade gewartet!
    Heute: Wir suchen DICH!

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit exceeded. Please complete the captcha once again.