Das Schweifhaar mongolischer Hengste – das Format „Was schön war“ prompt wieder drüben im Landlebenblog. Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.
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Ich las eine Geschichte im Musikkontext, von der ich bis vor ein paar Tagen nichts wusste. Die ich aber doch so nett finde, dass ich sie Ihnen nun in aller Kürze vermitteln möchte, weil Sie sie vielleicht auch nicht kennen. Immer service-orientiert bleiben! Beim Piano Man (Wikipedialink), also bei dem Lied von Billy Joel, das so gut wie jeder Mensch zumindest teilweise mitsingen kann, sind die Namen im Songtext echt. Der Künstler hat damals, so sagte er viel später, keineswegs mit einem so durchschlagenden Erfolg gerechnet und beiläufig die Personen für den Song verwendet, die da vorkamen. In seinem Ausschnitt der Wirklichkeit.
Der Name des Real Estate Novelist war also tatsächlich Paul. Der Barkeeper hieß John und vor allem, was noch viel besser ist, war Davy also im Ernst in der Navy. Trotz des überaus simplen und so naheliegend ausgedacht wirkenden Reimes. Man hört das Lied dann doch etwas anders, wenn man das mitdenkt, nicht wahr.
Ich weiß nicht, ob sie nicht vielleicht am Ende schon jemand geschrieben hat, aber die Geschichte, wie dieses Lied auf John, Paul und Davy später im Laufe der Jahre gewirkt hat, diese Geschichte wäre es doch allemal wert, eine ansprechende Short Story zu werden. Als das Lied ein immer größerer und noch größerer Erfolg wurde. Bis es dann allgemeines Kulturgut wurde, welches schließlich ganze Generationen mitsangen und bei Karaoko-Abenden volltrunken feierten.
Wenn es nicht sogar ein Film werden könnte. Man sieht es doch leicht vor sich, nicht wahr. Beginnend vielleicht mit einer Einstiegsszene am letzten Tag eines Soldaten in einer militärischen Einrichtung. Er ist schon ein älterer Mann und es sind die letzten Stunden, die unser Davy noch in der Navy hat. Er ist nur noch einen Nachmittag von seiner Pension entfernt, er räumt seinen Schreibtisch leer.
Jemand bleibt in der Tür des Büros kurz stehen und macht mit einer etwas unangenehm wirkenden, etwas zu jovialen Selbstverständlichkeit einen Witz darüber, dass Davy nun aber nicht mehr in der Navy … Einen eher flachen Scherz macht da jemand, pfeift vielleicht auch kurz und keineswegs in böser Absicht die Melodie. Was der Angesprochene dann aber mit unerwartetem Zynismus kommentiert oder doch jedenfalls mimisch auffällig beantwortet. Es wäre doch ein naheliegender Einstieg in die Rückschau auf die Jahre mit dem Song. Ein Einstieg in eine Rückschau, bei der es – Sie merken es vermutlich auch – bald eine Brücke zu anderen Songs von Billy, wie etwa zu „I loved these days“, geben kann.
Denn unser Film wird fortgeschritten melancholisch. Wenn nicht sogar todtraurig, wie es bei Erinnerungsthemen seit jeher Tradition und auch fast unvermeidlich ist. Er kann kurz vor seinem Ende erst in eine immerhin zartgraue Stimmung drehen, ein wenig Licht in die Handlung lassen, so dass die Menschen nur leicht angebittert und angenehm wehmütig, nicht aber in schwerer depressiver Verstimmung aus dem Kino gehen.
Vermutlich wäre es etwas zu dick aufgetragen. Aber dass Davys Frau einmal Kellnerin war, damals in dieser Bar, als sie „practicing politics“ noch mit den Hoffnungen der jungen Erwachsenen verbunden hat (hier bieten sich Bezüge zur desolaten Gegenwart der USA zwanglos an), es versteht sich fast von selbst.
Und wer trägt denn am Ende öfter zu dick auf, das Leben oder wir Autorinnen. Also bitte.
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Das Leben schreibt die wildesten Geschichten- da kommen Schriftsteller und Schriftstellerinnen nicht mit .
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Was denn? Hat doch bei Iron Sky auch grklappt!