Es wird heiß, es wird sogar sehr heiß. Ich sehe am Morgen bei den Glastonbury-Auftritten nach, ob nicht vielleicht ein Clip der Songs zu dieser anstrengenden Wetterlage passt, und ich entscheide mich schließlich für Weezer – Islands in the Sun. Ein lässiges „Hip-Hip …“, um die Kernzeile der überaus komplexen Lyrics zu zitieren.
Ja, das geht auch bei diesen Temperaturen und zumindest zu früher Stunde noch, da kann ich sogar noch dezent mitwippen.
Der Sänger der Gruppe, Rivers Cuomo, ist vier Jahre jünger als ich, und ich überlege etwas länger, wieso mich das eigentlich neuerdings so interessiert. Ich habe doch sonst nicht darauf geachtet, was soll das jetzt wieder. Vielleicht liegt es daran, dass ich auf die Sechzig zugehe?
Es gibt, so las ich neulich irgendwo, deutliche Sprünge im Alterungsprozess des Menschen. Es ist eher kein gleichmäßiger Ablauf, keine erwartbar regelmäßig ansteigende Kurve. Einer dieser Sprünge soll bei der 60 liegen, der andere bei der 45. Also in etwa, versteht sich, so genau berechenbar sind wir auch wieder nicht.
Und zumindest unterbewusst merkt man es vielleicht, denke ich mir, dass einem da gerade etwas Unheimliches geschieht. Und sieht daher ein wenig öfter nach der Vergleichsgruppe. Ja, vielleicht ist es so. Um sich zu orientieren, wo man in diesem Prozess, in diesem Sprung gerade ist, wer alles mit einem springt und in welchem Zustand. Aber wie auch immer.
„Hip-Hip …“ Ein Kritiker nannte den Song, so lese ich, „… so entspannt, dass es praktisch katatonisch ist“ (Quelle). Wenn das nicht gut passt, an Tagen wie diesen.
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Ansonsten schreibe ich am Morgen für die Regionalzeitung meiner Heimatstadt eine Sonntagskolumne, in der ich mich – heiterer, unberechenbarer Freigeist, der ich nun einmal bin – über die in Routinen erstarrten, öden Alltagsabläufe meiner Altersgruppe lustig mache.
Dann schicke ich den Text ab, auf die Minute pünktlich wie immer.
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Gehört: Ein Zeitzeichen über Don Quijote. Ich hatte hier übrigens, fällt mir dabei noch ein, das Buch „Cervantes“ von Bruno Frank empfohlen, das möchte ich der Gelegenheit erneuern. Besonders das Hörbuch, gelesen von Ulrich Noethen. Es war eine gute Sache, auch im Rückblick und mit etwas zeitlichem Abstand.
Währenddessen höre ich weiter den Schnitzler, seine Traumnovelle. Und da ab und zu neue Leserinnen hier mitlesen, wiederhole ich auch noch das Video, welches ich vor Jahren schon einmal gezeigt habe, nämlich die Filmaufnahme vom Schnitzler. Gucken Sie mal, so sah er aus, so lief er herum:
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Zum Schnitzler-Video – am Ende, wo er in das Auto einsteigt, seht ihr da auch den jungen Gysi neben der Wagentür? Er ist es. 45, 60, unendlich.