Eskapismus und Verdichtung

Felix schreibt über das Denken und Lernen. Mit einer interessanten Einlassung zu KI, die von der verbreitet negativen Grundhaltung abweicht.

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Die Tagesschau schreibt über den Montagsblues. Man geht dort aber nicht so weit, den gesellschafts- oder systemkritischen Ansatz, der sich aus den dargestellten Erkenntnissen so überdeutlich ergibt, dass er einen förmlich beißt, auch nur am Rande zu benennen.

Aber denken tut man beim Lesen dann doch daran, nicht wahr.

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In der Radioreihe „Eine Stunde History“ gab es eine Folge über die sexuelle Revolution, über den Verkaufsstart der Antibabypille 1960. Inklusive der Haltungen der diversen Weltreligionen dazu, da schadet etwas Aufbesserung der Allgemeinbildung vermutlich auch nicht.

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Blick vom Niedergang an den Landungsbrücken zur Elbphilharonie, im Vordergrund Barkassen

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Im englischen Guardian schreibt Jonathan Freedland ein Plädoyer für den Eskapismus, für den Abstand zum Weltgeschehen und für Pausen von der nachrichtenbedingten Stimmungsverschlechterung. Er endet einigermaßen pathetisch, was ich nicht kritisieren möchte. Denn wer weiß, vielleicht ist es mittlerweile angebracht, so zu enden. Mag sein.

Ich habe an einem der letzten Tage das Gegenteil gemacht. Ich habe also aus meinem geschickt als Urlaub getarnten Eskapismus heraus zwischendurch doch wieder einen Tag mit Nachrichten verbracht, im Internet-Sumpf, im Newsstream-Strudel. Mit deutscher und auch mit internationaler Politik, mit Meldungen aus den Ressorts Technik, Umwelt, Gesellschaft und Kultur. Es war größtenteils erwartungsgemäß abstoßend und herunterziehend, es war sehr wie Unfallgucken auf der Autobahn.

Wenn man erst einmal eine Weile davon Abstand genommen hat, nimmt man diese Wirkung noch wesentlich deutlicher wahr. Schon dafür ist ein wenig Eskapismus zwischendurch überaus nützlich und kommt mir allein deswegen empfehlenswert vor. Wie heißt oder hieß es in der Werbung: Gut, dass wir verglichen haben.

Man fragt sich nach so einem Check vielleicht auch, wie und warum man die frühere Überdosis eigentlich so lange ausgehalten hat und ob man sie eigentlich unbeschadet überstanden hat, aber das fragt man sich dann lieber nur am Rande. Denn wer würde die Antwort, besonders auf den zweiten Teil der Frage, schon genau wissen wollen.

Ein Patentrezept für die richtige Mischung von Ab- und Anschalten, Eskapismus und Newsstream habe ich nach wie vor nicht anzubieten. Ich bin auch immer noch keinem Konsummodell begegnet, das mich vollkommen überzeugt hätte.

Vielleicht abgesehen davon, dass ich meinem Wirtschaftslehrer auf dem Gymnasium damals mittlerweile doch zustimme. Der uns stets gepredigt hat, Wissen in möglichst höherer Verdichtung zu lesen bzw. zu konsumieren. Also eher Wochenzeitungen als Tageszeitungen (es war noch vor dem Internet, liebe Kinder), eher zusammenfassende, analysierende Sendungen als etwas wie die Tagesschau. Er wird vermutlich so etwas wie Monitor empfohlen haben, aber das weiß ich nicht mehr genau.

Und immer empfahl er – wobei man sich einen mahnend erhobenen, kreisenden Lehrerzeigefinger vorstellen muss – eher Bücher als dies alles. Bücher! „Lesen Sie, worüber andere lange nachgedacht haben!“ Er war sich seines Rats vollkommen sicher, wir fanden ihn selbstverständlich eher abwegig, lass ihn mal reden.

Anne Rabe, fällt mir dabei in loser Assoziation ein, hat ein Buch über die Moral geschrieben, „Das M-Wort“ (Verlagslink), was man mittlerweile sicher als mutigen Akt bezeichnen muss. Ich habe es nicht gelesen, aber ich sah etwa in der FR ein Interview mit ihr dazu:

Ich selbst mache weiter und habe auch das Buch geschrieben, auch weil mir kein guter Grund einfällt, es nicht zu tun. Wir haben etwas zu verteidigen.“

Noch gruseliger wäre für viele sicherlich ein Buch über das V-Wort, über Verzicht. Der früher in Verbindung mit der Moral recht naheliegend war und in allen Modellen der Weltausdeutung vollkommen üblicherweise vorkam, heute aber eher unter Gottseibeiuns fällt.

Was nach wie vor, es beschäftigt mich öfter, erstaunlich viel erklärt. Wenn nicht sogar fast alles. Und was auch ein Verweis auf Lösungsmöglichkeiten ist, von denen verlässlich niemand etwas wissen will.

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Ich habe mir ansonsten, aber das hat keine inhaltliche Verbindung zum ersten Teil des Textes, vom bewährten Herrn Ziegler eine Stunde lang Marx erklären lassen.


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