Ich habe zu danken. Und es fällt diesmal etwas originell aus und verlangt auch noch Kontext. Dazu muss ich berichten, dass Sohn II und ich gerade einen Lauf haben, wenn es um den Zufall und um unsere Verbindung geht. Das haben wir zwar schon öfter erlebt, auch in erstaunlichem Ausmaß, wundern uns aber doch immer wieder, was da genau passiert. Und wie es passieren kann.
Neulich habe ich etwa, hier war das, einen Blogartikel u. a. über das Knoten von Krawatten geschrieben, mit einem Verweis auf die nur vage angedachte Option, diese Kunstfertigkeit irgendwann meinen Söhnen beizubringen.
Das schrieb ich einfach so runter. Dann las ich es noch einmal Korrektur, speicherte es in der finalen Version ab und klickte dann woanders hin. Irgendwo ins Internet, schon wieder auf zu neuen Themen und Ideen. Als auf einmal Sohn II hereinkam und an den Wohnzimmertisch trat, an dem ich saß und schrieb. Sohn II, der weder zu meinen Stammlesern gehört, noch irgendwie mitbekommen haben kann, an was für einem Text ich da gerade geschrieben habe. Der überhaupt in seiner aktuellen Hauptrolle als ferienverchillender und also dauerversumpfter Teenager kaum als kontaktstark oder auch nur als latent austauschbedürftig beschrieben werden könnte.
Dessen Tür eher dauerhaft und verlässlich verschlossen ist. Weil dahinter, wie es in dem Alter so ist und auch gehört, bei Tag und Nacht wichtige Entwicklungs- und Hirnumbauarbeiten stattfinden.
Aber nun hatte er doch einmal eine Frage. Nämlich eine nach Knoten. Ihm war beim Verknoten eines Müllbeutels aufgefallen, dass er sich nicht ganz sicher war, ob er da eigentlich den Knoten macht, den alle machen. Außerdem fragte er sich, woher er Knoten überhaupt kennt. Von mir? Und kann ich noch andere? Er hat dann nicht sofort verstanden, wieso ich ihn so entgeistert angesehen habe. Ich staunte jedenfalls etwas, wie sie sich vermutlich vorstellen können.
Zwei Tage später griffen wir eine Tradition auf, die wir seit seiner Kleinkindzeit haben, ich berichtete damals. Wir sprachen also kurz und nur en passant, aber doch wie immer lebhaft interessiert, über die ganz großen Themen und über die alten und aktuellen Erkenntnisse dazu. Über die Unendlichkeit, das Universum, den Urknall, die Ewigkeit, die Zeit, die Quantenmechanik und all das. Ein heiterer Austausch von Halbwissen, lange verschütteten Sachbucherinnerungen und neuesten, wilden TikTok-Theorien.
Dann klingelte es an der Tür, noch während wir dieses Gespräch führten, und es kam eine Buchsendung mit einem Kinderbuch. Es war ein angenehm dickes, schon auf den ersten Blick schönes Bilderbuch. In dem es unter anderem um die Unendlichkeit geht. Um den Anfang und auch um das Ende von allem, um die Zeit und um den ganzen Rest, wo kommen wir her und wo geht es hin.
Es lag kein Zettel dabei und das Buch war auch nicht auf unserem öffentlichen Wunschzettel. Ich kann also nicht wissen, wer da mit geradezu gesegneter Intuition so dermaßen richtig gelegen haben kann. Aber ich danke erstaunt und besonders herzlich, das war ein ausgesprochen interessanter und belebender Moment. Eine angenehme Lektüre zu zweit war es dann auch.
Denn das Buch ist gut und ich habe also, nanu, noch einen weiteren Geschenktipp zur falschen Jahreszeit: „Gewitternacht oder wo endet die Unendlichkeit“ (hier der Verlagslink) von Michéle Lemieux. Es hat diverse Preise gewonnen, dieses Buch, was wir jetzt nachvollziehen können. Es ist, sagt Sohn II, auch hervorragend gezeichnet.
Ausgewiesen wird es für Kinder ab 6. Die Zielgruppe reicht nun, wie sich durch mich einwandfrei erwiesen hat, mindestens bis zu Kindern um die 60. Vielleicht möchten sie es sich als Geschenk vormerken, und nein, ich stehe weder mit der Künstlerin und Autorin noch mit dem Verlag in geschäftlicher oder anderer Verbindung. Nie gehört von der Frau und dem Buch.
Wie auch immer. Sohn II und ich, wir überlegen es uns jetzt jedenfalls wieder eine Weile sehr gut, worüber wir reden oder schreiben. Besser ist das.
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Sie können hier Geld in die virtuelle Version des Hutes werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch. Die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.
Karma …. 🙂
Zum Kravattenbinden fällt mir jedesmal die Geschichte ein (keine Ahnung, wo gelesen) von dem Mann, der einen anderen fremden Mann bittet, ihm die Kravatte zu binden, und der andere sagt: „Gern, aber Sie müßten sich dazu hinlegen – ich bin Bestatter und kann es nicht anders.“
Lieber Herr Buddenbohm,
gewöhnlich bin ich stille Mitleserin, aber diesmal muss ich danken für den Buchhinweis. Wie gut kann es passen, dass ich gerade vorgestern mit der 14jährigen – die im kommenden Schuljahr „Philosophie“ als Schulfach dazu bekommt – über das Weltall und all die genannten Fragen sprach? Jetzt weiß ich, wie wir das Thema vertiefen. Das Buch ist schon bestellt. Tausend Dank!
Herrliche Geschichte, slowtiger!
Der erwartete Gag war, dass er es nur mit Hilfe seiner Frau schaffen würde. Ja, ich weiß, eher müde…
Übrigens habe ich mich immer gefragt, ob irgendein Sinn mit dem Krawattetragen verbunden ist, der sich mir nur nicht erschließt.