Märchenziffern und Aufheiterungen

Neulich schrieb ich, dass ich mir bei dem Versuch, wieder mehr in Büchern zu lesen, ein Mindestziel von 50 Seiten pro Tag gesetzt habe. Das war eine beliebig gewählte Zahl. Einigermaßen naheliegend war sie allerdings auch, weil die meisten Menschen bei so etwas nun einmal eher zur 50 neigen, nicht etwa beispielsweise zur 43 oder 54, die ich genauso gut hätte nehmen können.

Jetzt las ich passend dazu in einem Newsletter (von Paul Jun, Kimchi & Gabagool) und dort in einem Text unter der anziehenden Überschrift: „The defense against slop and brainrot“ den folgenden Satz: „I read fifty pages of actual books daily.

Wenn das jetzt noch ein paarmal verbreitet wird, wenn noch einige weitere Blogs und Medien die Zahl vielleicht aufgreifen und vervielfältigen (eine Handvoll Google-Treffer gibt es bereits dazu), dann wird daraus schnell eine so bekannte und vielleicht sogar weltweit gültige Märchenziffer wie die berühmten 10 000 Schritte pro Tag. Die, wie wir alle wissen, nur angeblich einen wissenschaftlich und durch Studien ermittelten Hintergrund haben. Bei denen es sich vielmehr schlicht um eine eher beliebige Zahlendarstellung handelt. Eine gut merkbare, griffige Größenordnung eben.

Mir ist das sympathisch. 10 000 Schritte fürs körperliche Wohl, 50 Seiten fürs geistige Wohl, das kann man sich merken. Fehlt noch etwas für die Seele, fällt mir auf. Was weiß ich, jeden Tag mindestens fünf Minuten mit einem Lächeln im Gesicht herumlaufen oder dergleichen. Aber nein, wir wollen nicht übertreiben, es darf auch nicht zu schwer sein.

Wie auch immer, Leben nach Zahlen jedenfalls, man muss es keinesfalls ernst nehmen. Wir zählen uns nur wieder die Welt, widde widde wie sie uns gefällt.

Touristen sitzen auf den Treppen an der Kleinen Alster

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Zur Steigerung der guten Laune könnte man vielleicht auch fünf gute Lieder pro Tag hören. Eines steuere ich heute gerne bei, da es zumindest für meine Stimmung außerordentlich wirksam war. Lange fand ich keinen Text dermaßen erheiternd.

Syd Barrett, das ist die so tragische Figur aus der Frühgeschichte von Pink Floyd, mit dem Bob-Dylan-Blues – es ist grandios. Hier als YouTube-Link, unten auch eingebettet.

“Well, I sing about dreams
And I rhymes it with „seems“
Cause it seems that my dream always means
That I can prophesy all kinds of things”

Cause I’m a poet, don’t ya know it
And the wind, you can blow it
Cause I’m Mr. Dylan, the king
And I’m free as a bird on the wing”

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