Geht doch

Ich müsste nachdenken, länger nachdenken, wann ich zuletzt da draußen etwas lustig fand. Irgendeine Begegnung, eine Begebenheit, einen Dialog von Passanten oder sonst etwas, solche Szenen scheinen gerade Mangelware zu sein. Oder ich halte mich an den falschen Ecken der Stadt auf, das mag auch sein. Am Ende fehlt gerade in der Innenstadt ausdrücklich die Komik, was weiß ich. Denn ich würde sie doch erkennen, diese Szenen, wenn sie da wären, hoffe ich. So verbittert bin ich nun auch wieder nicht. Oder doch zumindest nur auf die gute, alte und mittlerweile bewährte Statler-and-Waldorf-Art, in der Humor ausdrücklich noch möglich und willkommen ist.

Aber da ist meistens nichts. Mir fällt nur gerade nebenbei ein, dass ich den Text zum Stichwort Ghana immer noch nicht geschrieben habe, den ich neulich angekündigt habe. Aber das fiel auch mehr unter „schön“, was da zu diesem Stichwort gehörte, nicht unter „lustig“. Es ist doch eine andere Kategorie im Katalog der angenehmen Möglichkeiten. Und das dann demnächst mal verbloggen, ja, ja.

Egal, jedenfalls begab es sich im Supermarkt, dass ich doch einmal wieder in freier Wildbahn gelacht habe, deswegen komme ich überhaupt darauf. Gelacht, wie so ein Mensch mit sonnigem Gemüt. Und zwar ohne mich dafür erst per zugeschalteter und professioneller Unterhaltung aus dem Internet amüsieren zu müssen.

Denn es war so, dass ich eine asiatisch anmutende Suppe zu kochen gedachte. In welche nach alter Sitte ein Stängel Zitronengras gehört, um den Geschmack eindeutig fernöstlich zu verorten. Diesen Stängel suchte ich also beim Gemüse und legte ihn später zu meinen anderen paar Sachen auf das Laufband an der Kasse. Die junge Kassiererin, neu in diesem Laden, machte zunächst das Übliche und Selbstverständliche, sie scannte und griff von Artikel zu Artikel, von Joghurt zu Paprika. Bis sie zu dem Zitronengrasstängel kam. Den sie ohne jede Bedenkzeit mit spitzen Fingern anfasste und in den Mülleimer neben sich warf, um dann nach der Milch zu greifen, die als Nächstes auf dem Band lag.

Der erfahrenere Kassierer, der anleitend hinter ihr stand, hatte etwas Mühe, ihr trotz seines Lachanfalls die Existenz von Zitronengras zu erklären. Welches sich doch in der Tat von zu entsorgendem Unrat unterscheidet, im Preis, in der Verwendung und auch im Geschmack. Was die junge Frau dann mit Staunen und Heiterkeit zur Kenntnis nahm: Was es alles gibt! Und was diese Leute alles kaufen, was die im Ernst alles zu essen scheinen! Sogar solche … na, Halme. Man macht sich ja keinen Begriff davon, bevor man an so einer Kasse sitzt. Lebensmittel gibt es, die hat man im Leben noch nie gesehen.

Anlass für Spott kann ihr Versehen allerdings kaum sein, ich würde lieber nicht darauf wetten, dass ich mit hundertprozentiger Sicherheit alle Produkte aus dieser sehr gut sortierten Abteilung für Obst und Gemüse erkennen würde. Wir bleiben mit unseren Kenntnissen alle in irgendeinem Rahmen.

Kreideschrift auf dem Pflaster: Be Gentle

Jedenfalls aber habe ich durch meinen Einkauf zur Erheiterung dort sowohl beigetragen als auch an ihr teilgenommen, und das auch noch sinnvoll im Rahmen der für die Allgemeinheit nützlichen Reihe „Hier wird ausgebildet“.

Und später gab es dann sogar noch Suppe. Es war also nicht alles schlecht an diesem Tag, das konnte ich dann auch einmal wieder sagen. Geht doch, wollte ich fast noch beschwörend ergänzen, es geht doch.

Falls Ihnen jetzt spontan nach einem Rezept sein sollte, der Herbst ist immerhin auch die traditionelle Suppenzeit in diesem Land, es handelte sich um etwas in dieser Art. Aber frei interpretiert und variiert, das hat sich seit Jahren so bewährt. Hauptsache, dieser, na, Halm ist beim Kochen lange genug in der Brühe.

***

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3 Kommentare

  1. Es gibt auch Leute wie meinen damaligen Freund, der die sorgsam selbstgekochte und abgeseihte Gemüsebrühe seiner Mutter weggoß. Weil er dachte, da stünde Einweichwasser im Topf. 🙂

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