Die Woche vor der Tür

05:46, draußen steht jemand und brüllt seit etwa zwanzig Minuten immer wieder „Hallo!“ durch den Stadtteil. Sehr laut und irgendwie fordernd wird das da gebrüllt, vor allem aber enervierend häufig. Ich nehme an, es ist die neue Woche, die da herumsteht und brüllt, und so eine ist das also. Na dann.

Diese Woche beginnt immerhin mit einem Urlaubstag, was ich fast sympathisch finden könnte. Es ist aber, wie es sich unter uns fortgeschritten Erwachsenen fast von selbst versteht, keineswegs ein Urlaubstag, welcher der Erholung dient, sondern vielmehr administrativem Geraffel und einem damit verbundenen Besuch in der Heimatstadt. Was man so macht, nicht wahr. Und was macht man nicht alles, wie Helge Schneider vielleicht an dieser Stelle etwas zwanghaft ergänzen würde.

In der KI-Szene übrigens reden sie dauernd von Zeitersparnis in krassen Dimensionen, geradezu reflexmäßig tun sie das. Und schon als sei es ein Naturgesetz führen sie da immer die Buchung von Tischen in Restaurants oder von irgendwelchen Business-Trips nach Berlin etc. als Beispiele an, außerdem noch das Auffinden von freien Slots im eigenen Kalender. Das sind Beispiele, die mir keine Zeit sparen, exakt gar keine. Ich reserviere keine Tische, ich buche nicht Berlin und ich habe eh keine freien Slots im Kalender. Und wenn ich sie hätte, ich würde es nicht zugeben, denn dann würde sie ja umgehend jemand kapern wollen, Freibeuter nichts dagegen.

Aber selbst wenn ich Tische und auch Berlin buchen würde, ich wäre doch dermaßen skeptisch und vorsichtig gegenüber jeder gerade verwendbaren Form von KI, dass ich alles dreimal, viermal prüfen würde, dass ich selbst zum Vergleich auch noch …

Dass ich also am Ende Zeit investieren müsste. Und nichts, gar nichts bliebe mir erspart.

Wenn Sie aber demnächst eine KI entwickeln, die mir das Wohngeld für Verwandte mit hundertprozentiger Zuverlässigkeit beantragt und organisiert, die sich um die Ausbildungs- oder Studienplätze für den Nachwuchs kümmert und die meine hochspeziellen Steuersonderfragen souverän für mich und zu meinem Vorteil klärt – ich würde mich vielleicht interessiert zeigen. Also in ein paar Jahren, nehme ich an. Sie wird dann womöglich meine Verrentung klären können. Okay, das wird mir dann auch ins Konzept passen, nehme ich an, und um mich gegenüber der Technik versöhnlich und dankbar zu zeigen, buche ich dann direkt nach dem Renteneintritt auch einen Tisch in Berlin, in einem freien Slot. Ja, mach nur einen Plan.

Es wird ansonsten die Woche, in der ich im neuen Büro starte. Und ein neues Büro, das ist wiederum das erwachsene Pendant zu neuen Heften bei Schulkindern. Zum Schuljahresanfang, zu dieser Situation also, in der man kurz glaubt, dass irgendetwas besser werden und vorangehen könnte. Es ist einer dieser Momente, zumindest war es damals bei mir immer so, in denen man sich kurz für steigerungsfähig hält. Daran gibt es auch nichts abzuwerten, das ist ein durchaus angenehmes Gefühl, ich mag das. Auch seine Selbsttäuschungen muss man irgendwann liebgewinnen und pflegen, sie helfen hier und da.

Blick über den Zollkanal am Hafen

Ich testete am Wochenende also schon einmal den neuen Arbeitsweg. Er ist geringfügig länger als die alte Strecke, ich werde daher etwas schneller gehen müssen. Aber es gibt wesentlich bessere Ausblicke und Fotomotive, kein Zweifel. Vorauseilend suche ich mir im Gehen schon einmal etwas passende Musik heraus, die zu meinem schnellen Schritt, zur geschäftigen Stadt am Weg und überhaupt zu den mutmaßlichen Vibes der Woche passt.

Dann wollen wir mal sehen.

Das Video hier auch als Link.

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