Bemerknissse zur Podcastnacht

Die Podcastnacht war für mich mit einer Lernkurve verbunden, wenn es auch keine sehr steile war. Aber ich weiß noch, dass ich vor nicht allzu langer Zeit darüber gespottet habe, wie man sich denn Podcasts bitte live anhören könne. Das sei doch merkwürdig und eine eher seltsame Idee? Quasi bestuhlt vorm Radio?

Insofern war ich an diesem Abend etwas außerhalb meiner argumentativen Komfortzone. Das soll ab und zu gut sein, steht überall, und das war es dann auch. Denn tatsächlich war es ein sehr unterhaltsamer, ausdrücklich belebender Abend. Ich kam zu dem Schluss, dass man sich Podcasts sehr wohl live anhören kann, gut sogar. Wobei es der Sache dienlich war, dass mehrere kurze Podcasts mit erzählfreudigem Gast auf der Bühne waren, je rund zwanzig Minuten, das kam mir sehr geeignet vor.

Bei etwa nur einem und dann vielleicht über mehr als eine Stunde wäre ich weiterhin etwas skeptisch und müsste erst überzeugt werden. Aber bitte, vielleicht lässt sich das noch einrichten.

Sven hatte die Teilnehmenden der Podcastnacht schon alle aufgeführt, verlinkt und vorgestellt, mir die Fleißarbeit damit also abgenommen. Er hat im Gegensatz zu mir auch vorzeigbare Bilder gemacht, wobei ich diesmal komplett versagt habe.

Einige Bemerknisse von mir aber noch:

Wie auch bereits von Sven erwähnt, das Hansa-Theater ist toll. Passend zu meinem Text mit dem Erinnerungsmoment gestern ist es ein Fenster in die Bühnen-Vergangenheit. Ein baulicher Rückblick auf die Unterhaltungsprogramme von damals, die teils auch heute noch bestens funktionieren. Ich weiß, dass es erstaunlich viele Menschen in dieser Stadt gibt, die noch nie im Hansa-Theater waren (gilt auch für das Ohnsorg-Theater und ist dort genauso falsch), ich kann es lebhaft empfehlen. Und zwar tatsächlich schon wegen des Gebäudes, wegen des Saals oder etwa wegen der hölzernen Drehtür (!) am Eingang zum Toilettenbereich. Großartig.

Detailaufnahme Hansa-Theater, die alten Kippschalter an den Tischen, um die Kellner zum Platz zu rufen

Und wenn ich auf die Seite von denen gucke, ich hätte dort auch „Cabaret“ mit Tim Fischer sehen können und ärgere mich nun etwas, das nicht rechtzeitig eingeplant zu haben. Wobei ich aber auch das „normale“ Varieté-Programm dort in guter Erinnerung habe. Was nur mit der kleinen Peinlichkeit verbunden ist, dass ich beim besten Willen nicht mehr darauf komme, wer dort meine weibliche Begleitung war.  Als hätte ich Hunderte von ausgehwilligen Damenbekanntschaften zur Auswahl, als sei dieser Lebensbereich bei mir eher unübersichtlich.

Was noch? Es begegneten mir auf der Bühne und auch im Publikum, direkt um mich herum, an diesem Abend geradezu aufreizend viele Menschen, die dramatisch bunter lebten und leben als ich. Die also eine beachtliche berufliche Strecke voller Aufbrüche und Neuanfänge hinter sich haben. Die gerade auch schon wieder etwas beginnen, die hier probieren, dort versuchen, die machen, lernen und spielen, verlieren, gewinnen und dann sichtlich lustvoll weitermachen, sei es bezogen auf private oder berufliche Aspekte. Experimentierfreude als Grundeinstellung, das ist vermutlich das richtige Stichwort.

Ich deute das nicht gerade als Botschaft des Universums, wie eine frühere Freundin es sicher in deutlicher Esoterikneigung genannt hätte, aber ich denke dann doch pflichtgemäß darüber nach. Weil ich immer über das nachzudenken versuche, was mir da draußen vorgesetzt wird, und insofern war es mir willkommen.

Meine Lebenssituation ist gerade deutlich gegenteilig, vollkommen verbaut, verrammelt, verklemmt und in mancher Hinsicht schier ausweglos festgefahren verbaut. In einem Ausmaß, das sogar mich stört. Und das will etwas heißen, denn ich stehe bekanntlich auf Routinen und geregelten Alltag. Aber die Grenze zwischen geregeltem Alltag und Gefängnisleben möchte man vielleicht ab und zu überprüfen, nicht wahr.

Ein Zettel in einem Schaufenster mit dem Aufdruck "Nicht verkeilen"

Also auch dafür kann so ein Abend gut sein. Man kann sich anregen lassen, kommt auf andere Gedanken und hat, selbst wenn rein gar nichts daraus folgen sollte, immerhin mal wieder etwas bemüht durchdacht.

Das fand ich gut, richtig und erfreulich.

Daraus lässt sich ohne Umstände allerdings auch weiter ableiten, dass es sicher sinnvoll wäre, generell mehr auszugehen und das Angebot dieser Großstadt also ab und zu anzunehmen. Ich freue mich immer, dass es dieses Angebot hier gibt, auch wenn ich es monatelang nicht nutze. Es gehört für mich zum guten Lebensgefühl dazu, dass ich jederzeit weiß, was ich alles könnte, und zwar schon um die Ecke.

Wenn ich nur wollte.

Nach solchen Theaterabenden, ob nun mit Podcasts oder mit etwas anderem, denke ich dann wieder, ich sollte wohl mehr wollen. Und im besten Fall nützt dieser Gedanke sogar eine Weile etwas. Die Seite mit dem Hamburger Theater-Spielplan etwa, ich hatte sie gerade eben schon auf, und das ist nicht nichts.

Denn selbst wenn die gute Absicht auch diesmal wieder irgendwann im werktäglichen Einerlei versickert, wie es einigermaßen klar zu erwarten ist, wird es dennoch nicht falsch sein, sich an im Prinzip richtige Vorhaben zu erinnern. Was vermutlich sogar lebenslänglich gilt und im Gegensatz zu Haftstrafen als annehmbare Herausforderung gedeutet werden kann.

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Ein Kommentar

  1. Einmal pro Monat etwas Kultur in der Stadt- das war und ist doch ein gut planbares Vorhaben. Viel Freude beim Aussuchen (und nicht von der riesigen Auswahl abschrecken lassen)

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