Was zu tun bleibt, was zu lassen ist

Zur großen Überraschung fast aller heute doch ein Text. Nur nicht zur Überraschung langjähriger Leserinnen, denn die kennen den Trick schon: Wenn ich ankündige, etwas nicht zu schaffen, dann geht es auf einmal. Man muss seine Reaktanz manchmal auch sinnvoll und mit fast aikidomäßiger Geschicklichkeit einzusetzen wissen. Aber das nur am Rande.

***

Heute Home-Office, denn im Bürogebäude findet ein lustiges Halloween-Event statt, mit Teambuilding, Verkleidungen und Geisterjagd. Dafür bin ich entweder zu alt, zu norddeutsch, zu schlecht gelaunt oder zu verstockt. Multiple Choice, mehrere richtige Antworten sind möglich und auch vollkommen erwartbar.

***

Aber apropos „zu alt“. Milde irritiert hat mich ein Artikel in einer Zeitung, in dem es um eine ältere Frau ging. Wobei „ältere“ Menschen mittlerweile in solchen Texten immer öfter ungefähr so alt sind wie ich. Was wiederum eine weitere Irritation ist, aber nicht die, welche ich eingangs meinte.

Es ging da jedenfalls um eine Person, die ab dem 60. Lebensjahr beschlossen hat, aus ihrem alten Leben und den ihr überholt vorkommenden Verhaltensmustern auszubrechen. Sie fasste den Vorsatz, weniger Rücksicht auf andere zu nehmen, womit dann fast immer die Familie gemeint ist, und lauter Sachen zu machen, die sie noch nie vorher gemacht hat.

Es erinnerte etwas an das Buch von Isa, manche werden sich noch erinnern können.

Dann machte sie also dies und das, diese ältere Frau, was dann in Texten dieser Art immer so genannt wird. Sie werden es kennen, denn das Format wiederholt sich und der Menschen Neigungen auch: exzentrische Sportarten, seltsame Hobbys und aufregende Reisen etc. Bis hin zu Flugstunden.

Ein auf den Boden gemaltes Tanzschrittmuster für Discofox

Was mir daran jedenfalls zu denken gab, denn man bezieht so etwas manchmal auch auf sich und denkt dann vielleicht eine Weile versonnen so vor sich hin, dass war: Mir fallen viel eher Sachen ein, die ich nicht mehr machen möchte. Sie fallen mir jedenfalls deutlich eher ein als Sachen, die ich dringend noch machen möchte.

Ich pfeife auf den Jakobsweg und auf Flugstunden, auf das Erlernen von Schwimmstilvarianten und den Erwerb einer Marathonqualifikation. Viel wichtiger ist es mir, viel erstrebenswerter kommt es mir vor, diverse Aufgaben loszuwerden. Dies und das nicht mehr machen zu müssen, es wäre mir wahrlich ein Fest. Hier und da nicht mehr verantwortlich zu sein, nicht mehr zuständig und administrationspflichtig. Auch nicht mehr ansprech- oder erreichbar.

Wäre ich nicht erreichbar, ich hätte wirklich etwas erreicht. So in etwa kommt es mir manchmal vor. Und so hat jeder seine ganz eigenen Träume, nicht wahr.

***

Sie können hier Geld in die virtuelle Version des Hutes werfen, herzlichen Dank! Sollten Sie den konventionellen Weg bevorzugen und lieber klassisch etwas überweisen wollen, das geht auch. Die Daten dazu finden Sie hier. Wer mehr für Dinge ist, es gibt auch einen Wunschzettel.

2 Kommentare

  1. Das Buch über die Bucketlist des Percy Puddletree… also ich würde das gerne lesen, empfehlen, verschenken. ??

  2. Sie, lieber Herr Maximilian Buddenbohm (der Name ist nicht zu toppen, auch wenn Percy Puddletree nicht übel ist) waren über Jahrzehnte hinweg doch zusammen mit der verehrten Herzdame DER Silvesterhit schlechthin. Halloween wäre für Sie daher, wenn Sie wollten, doch ein Leichtes. Aber, da ich selbst eine ausgeprägte Abneigung gegen diese Art Vergnügen hege, bin ich ganz bei Ihnen bzw. im Rentner Office (RO), das allerdings dennoch eine Ausnahme macht für fröhliche Kinder und kleine Gaben vorrätig hält.

    Zur Bucketlist: ebenso abgeschafft wie gute Vorsätze (mangels Disziplin).

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert