Ein weiterer Dank ist erfreulicherweise abzustatten, es geht hier zu, als sei schon Weihnachten. Weitere Bücher kamen als Zusendung aus dem Publikum an, und sehr gute Bücher sind es wiederum. Zum einen der „Billy Budd“ von Herman Melville, Deutsch von Richard Moering und mit einem Essay von Albert Camus. Ein Buch, das ich aus eher undurchsichtigen Gründen noch nicht kenne. Es ist eine dieser Lücken, die man sich selbst nicht recht erklären kann.
Zum anderen „Die ultimative heimliche Wahrheit der Welt“. Letzte Texte vom geschätzten David Graeber, mit einem Vorwort von Rebecca Solnit, hier die Verlagsseite dazu.
Herzlichen Dank!
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Neulich kommentierte jemand unter dem letzten Artikel mit etlichen Links zu Musik auf YouTube, ich möge dafür doch bitte eine Playlist anlegen, das sei einfacher als das Einzelgeklicke. An Playlists auf YouTube hatte ich bis dahin noch nicht gedacht. Aber ich habe das dann, serviceorientiert wie ich bin, auch gleich umgesetzt, so dass es jetzt dort die Playlist zu den im Text besprochenen Telefonsongs gibt: „Operator, number please …“
Dafür musste ich aber erst einen Kanal einrichten. Wie einer dieser Creators, von denen jetzt alle sprechen. Als würde ich mich dauernd selbst filmen und dann auf YouTube versenden. Das habe ich schon mangels Kameragesicht nicht vor, aber wenn man so einen Kanal hat, kann man ja auch noch mehr Playlists machen. Dachte ich kurz. Und dann hatte ich dummerweise eine Idee. Denn ich könnte doch, ob nun auf YouTube oder sonstwo, meine längste Playlist mit weit über tausend Songs, die mit den traurigen, melancholischen Songs, in der ich quasi geistig wohne, auf die eine oder andere Art sortieren und gruppieren, etwa nach Phasen von Beziehungen.
Also vom ersten Blick bis zu den beginnenden Brüchen, über den Niedergang und die Trennung, das Doch-Noch-Einmal und das endgültige Aus bis zur Einsamkeit und der finalen Erkenntnis, von Louis Aragon ein für alle Mal und für uns alle verbindlich konstatiert und von Georges Brassens später vertont: „Il n’y a pas d‘amour heureux.“
[Soeben gelernt: Es ist ein Gedicht des Widerstandes, nicht nur der Liebe.]
Hier gesungen von jemandem, der tragische Lieder vortragen kann wie kein anderer: Paco Ibáñez.
Lauter Kapitel und Abschnitte jedenfalls, die en détail mit Songs zu unterfüttern sind, jeder denkbare Standardmoment wurde längst einzeln besungen. Dazwischen im detailliert abgebildeten Liebesverlauf noch Sonderformen wie One-Night-Stands, Orgien, Wahnvorstellungen, Todesfälle und Verbrechen, alles jeweils aus zwei oder noch mehr Richtungen betextet und besungen. Er zu ihr, sie zu ihm, sie zu ihr, er zu ihm, irgendwer zu irgendwas, jetzt ist sie weg, jetzt ist er weg, jetzt ist alles weg, love is all around us.

Dann habe ich mir die ersten Titel unverbindlich etwas genauer angesehen, also was man so unverbindlich nennt. Ich habe überlegt, wie man das am besten macht, und ob mit KI oder ohne. Die KI-Option habe ich etwas durchforscht, aber es wurde mir dann zu technisch und erforderte am Ende Skripte und Gottweißwas. Ich hätte mehr lernen müssen, dazu reicht die aktuelle Nerd-Phase aber gerade nicht aus.
Dann fiel mir auf, dass ich mir, bei welcher Methode auch immer, die Titel, und zwar auch die, die am längsten auf der Playlist sind, also seit zwanzig Jahren oder so, noch einmal genauer anhören müsste. Am besten natürlich so, dass ich dabei den Text in Ruhe mitlesen kann, um auch die Feinheiten erfassen zu können. Vielleicht auch noch nebenbei etwas über das Lied nachlesen. Über den Interpreten, über die Komposition, den Text, es bietet sich doch an. Und wenn man schon so weit ist, kann man auch einige Coverversionen noch einmal durchgehen.
Kurz, es eröffneten sich mir in einer Phase, in der ich keine Zeit für gar nichts habe, ganz neue Möglichkeiten und Dimensionen der überaus attraktiven Zeitverschwendung, und ich wäre nicht ich, wenn ich dem nicht auch gleich etwas Schlaf geopfert hätte. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen, und ich glaube, ich habe nun für die ominösen langen Winterabende, die so oft in der Literatur vorkommen, erneut eine überaus anziehende Bastelarbeit gefunden. So komplett sinnlos oder aber überaus wertvoll wie das Verfertigen von Strohsternen. Es ist wie immer alles eine Frage der Betrachtung.
Schön, schön.
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