Eine Beobachtung am Rande, bei der ich recht sicher bin, dass ich sie auch durch Zahlen hätte unterfüttern können, hätte ich nur vor einigen Jahren bereits mit dem Zählen begonnen. So ist es oft, aber man weiß es stets zu spät.

Jedenfalls: Die Anzahl der Personen, die den vorweihnachtlichen Besuch der Hamburger Innenstadt damit verbinden, sich immer deutlicher und durch immer mehr Accessoires saisonal aufzustylen, fast schon zu verkleiden, sie steigt von Jahr zu Jahr. All diese lustig sein sollenden Rentiergeweihe, Flügelchen und Rudolfnasen aus Plastik oder Plüsch. Die norwegisch oder sonstwie nordisch und dabei schreiend bunt anmutenden Mützen mit Bommeln und Weihnachtsmotiven, dazu die ugly Christmas-Sweater, die langen, weißen Weihnachtsmannbärte, die roten Umhänge oder Mäntel aus Plastik und anderem Billigzeug, über die Schulter geworfene Säcke, die an die Kleidung gepappte Klebesternchen etc.

Diese Symbolanreicherung der Mode zu Weihnachten, siehe zu dieser Praxis auch Oktoberfest, Schlagermove und Halloween, ist also im Trend. Ist in gewissen Kreisen gerade hip. Wobei mir Blossom Dearie einfällt (Wikipedia-Link), eine Jazzsängerin und Pianistin besonderer Klasse. Es gibt ein Lied von ihr über die besondere Auszeichnung, vor der Welle zu sein: „I’m hip.“
“I’m hip, but not weird
Like you notice I don’t wear a beard
Beards were in but now they’re out
They had their day, now they’re passe
Just ask me if you’re in doubt
‚Cause I’m hip.”
Aber das nur am Rande, der Refrain ging mir gerade durch den Kopf.
Gestern begegnete mir einer, der war normal angezogen, aber mit reichlich Lametta behangen. Dazu all die Kinderwagen in der Menge, die von den engagierten Eltern mit Lichterketten umwunden wurden. Teils auch noch buntblinkend und dadurch vermutlich spätere Erinnerungen auslösend, die sich meine Generation nicht einmal vorstellen kann. Wie man da in einem kleinen Leuchtmobil durch eine seltsam albern ausstaffierte, dichtgedrängte und stündlich zunehmend zugedröhnte Menge geschoben wurde …

Aber egal. Andere Zeiten, andere Bilder. So geht es nun einmal zu, und wenn es ihnen allen doch Spaß macht, es ist schon recht oder es gibt zumindest Schlimmeres.
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Unerwartet interessant war ein Podcast in der Reihe „Zeitzeichen“ über Nicolas-Jacques Conté. Bei dem Namen hätte ich in einer Quizshow allerdings komplett ratlos passen müssen, während Kunst-Nerds und Menschen aus Frankreich deutlich bessere Chancen gehabt hätten. Ohne Monsieur Conté hätten wir nämlich den modernen Bleistift nicht, was etwas mit Napoleon zu tun hat und unterhaltsame Aspekte der Produktionsgeschichte beinhaltet.
Falls Sie etwas von der Firma Faber-Castell im Haus haben, was so unwahrscheinlich nicht ist – die kommt auch vor.
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Die Beobachtung teile ich: Auf dem dörflichen, von den Vereinen bespielten Adventsmarkt Sichtung von Lichterketten-umwickelten Kinderwagen (dachte erst an ein Sicherheitskonzept wie bei beleuchteten Hunden) und – inzwischen mehreren – Müttern durchaus älterer Kinder in sehr kurzen Weihnachtswichtelkostümen nebst Elfenohren-Mützen… Man wundert sich.
Unser Vierjähriger sah einen besonders „bärtigen“ Weihnachtsmann und fragte: „Warum hat der da so ein Fell?“
Blossom Dearie war mir neu, das Lied kannte ich aus einer Version von Bette Midler, etwas offensiver mit Big Band, auch ein interessanter Vergleich.