Freiheit für die Fußgängerzonen

In der Innenstadt wurden die Holzhütten der Weihnachtsmärkte schon wieder und fast in rasender Eile abgebaut, verladen und hurtig abgefahren. Die ganze intensiv glühweinduftdurchzogene und wurstfetttriefende Heimeligkeit wurde bereits irgendwo eingelagert und verstaut, hat nun eine lange Pause vor sich.

Die verladenen Hütten erinnern ein wenig an Planwagen und Trecks, nur eben in der Variante der Überflussgesellschaft.

Eine auf einen LKW-Anhänger verladene Weihnachtsmarktholzhütte

Die Fußgängerzonen sind endlich wieder angenehm freier begehbar, ohne Passantenmassenslalom, Außengastrostaus und andere saisonale Barrieren. Die Menschen zogen sich mehrheitlich zurück in ihre Gehäuse und auch die zahllosen Terrorabwehrbetonblöcke mitten auf den Fußwegen werden bald von den Wegen verschwunden sein, die sie jetzt noch versperren.

Irgendwo, denke ich mir, wird ein gigantisches Terrorabwehrbetonblocklager sein. Vielleicht sieht dieses Lager aus wie die chinesische Mauer. Es wird also im Falle von Großstädten auch vom All aus zu sehen sein etc.

Die alten Motive tauchen nach der Befreiung vom Weihnachtsgeraffel wieder im Stadtbild auf. Sie sind erneut bestens fotografierbar und wirken auf einmal wie neu. Da hat man immerhin einen angenehmen Effekt des überbordenden Dezembertrubels. Wenn auch nur ex negativo.

Boote der weißen Flotte am Anleger Jungfernstieg

Boote der weißen Flotte am Anlager Jungfernstieg

Blick über die Binnenalster vom Jungfernstieg aus, etliche fliegende Möwen im Vordergrund

Blick vom Jungfernstieg über die Kleine Alster

Währenddessen kracht und zischt es beim Schreiben vor den Fenstern und von der Alster her, wo sich vermutlich jugendliche Delinquenten zwischen panischen Hunden johlend um das kümmern, was die Herren von Erdmöbel einst besungen haben: Die Raketen zwischen den Jahren.

Mit der Herzdame sah ich am Abend „Perfect Days“ von Wim Wenders, der Film läuft gerade in der ARD. Es ist ein Film, über den ich im Vorwege schon so viel gelesen und gehört habe, dass er mir seltsam bekannt vorkam und zudem auch recht genau meinen Vorstellungen entsprach. Für den Freundeskreis „Die analoge Seite“ sind angenehm viele Szenen dabei, in denen das nichtdigitale Erleben und Wahrnehmen inszeniert und betont wird. Es sind Szenen, die vielleicht sogar einem Großtrend folgen. Man wird es sehen und in einigen Jahren beurteilen können.

Anschließend diskutierten wir ungewohnt lange, was warum in dieser Story aus Tokio vorkam, wie genau sie erzählt war und wodurch. Ob etwas gefehlt hat, ob man das so machen kann, also jeweils aus unserer Sicht.

Nachdem mich vor zwei, drei Tagen das Buch von Graham Greene gerade auf die Frage brachte, wo eine Story eigentlich beginnt, jetzt also ergänzend die Frage, was in einer Geschichte drin zu sein hat. Was sagt mir das in der Verbindung, worüber soll ich jetzt wieder nachdenken.

Aber wie auch immer und abgesehen von den Grundsatzfragen, es ist jedenfalls eine gute Gelegenheit, anlässlich des Filmtitels noch einmal an die Jolly Boys und ihre Version von „Perfect Day“ zu erinnern.

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Ein Kommentar

  1. Terrorabwehrbetonblöcke sind eigentlich nicht mehr state of the art, jetzt gibt es Hightech Spreizpoller und Gegenfahrumklappundreifensufspießbarrieren.

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