Ich scheine am Ende der Notizen angekommen zu sein. Also der Notizen, die hier noch gebrauchsfertig herumlagen. Zwei Themen nur sind noch übrig, die mir aber gerade nicht von der Hand gehen. Da fehlt mir noch der Zugang, die müssen noch etwas nachreifen.
Manche Notizen, das kam schon vor, reifen sogar jahrelang. Und dann auf einmal, man wacht auf und weiß nicht einmal, was an diesem Tag anders sein könnte, ist es klar, was damit zu tun ist und man kann losschreiben. So geht es mir auch mit einigen Geschichten. Irgendwann werden sie wohl dran sein, nehme ich an, und Eile spüre ich nicht mehr dabei.
Mir fällt ohne besonderen Grund die Film-App der öffentlichen Büchereien wieder ein, Filmfriend. Die hatte ich irgendwann auf dem Bildschirm des Smartphones kurz verschoben und dann prompt vergessen. Aus den Augen, aus dem Sinn, siehe auch Menschen, darin bin ich gut. Ich mache die App auf und sehe überrascht, dass da immer noch „Weitersehen“ steht. Eine Maigret-Folge mit Bruno Cremer wird mir dort angezeigt, etwa halb habe ich sie damals angesehen. Diese Serie von 2005, die ich gar nicht genug loben kann.
Ich mache dann, was ich sonst nie mache, ich sehe doch einmal im Blogarchiv nach, wann und wie ich davon abgekommen bin, diese Serie bis zum Ende zu sehen. Ich kann mich nicht erinnern, aber es war im September des letzten Jahres, stelle ich fest. Es war wegen der „So long, Marianne“-Serie über Leonard Cohen und Marianne Ihlen, guck an. Na gut, die war auch ganz interessant. Aber der Maigret, es ist im Nachhinein doch recht deutlich, ist besser, viel besser.
Und wieder frage ich mich bei dieser Gelegenheit, aber es ist nur ein flüchtiger Nebengedanke, was wohl wäre, wenn wir alle weitermachen würden mit dem Zeug und mit den Gedanken und Vorhaben, von denen wir im März 2020 abgekommen sind. Als die Pandemie ausbrach und alles so nachhaltig durcheinanderbrachte.
Aber die Frage ist selbstverständlich sinnlos, der März 2020 ist schon furchtbar viele lange Jahre her. Niemand kann sich an die Zeit davor erinnern. Wir kennen diese Zeit nicht mehr, wir wissen nicht, wo sie liegt. Und schon wieder ist man bei Asterix.
Ich habe einen Kollegen, der auch schon ein Mitschüler war, damals in Lübeck. Wir haben uns gegenseitig Asterix in den Lateinstunden zitiert, wir tun es heute noch im Büro. Die Gallier als Lebenskonstante. Da man Asterix aber auch nicht mehr so liest wie früher, kommen da andere, vor allem Jüngere, nur noch manchmal mit. Wir wachsen da also aus dem allgemeinen Verständnis langsam heraus und reden seltsames Zeug. „Ach, die beiden zitieren wahrscheinlich wieder ihre Kindheitscomics.“
In der letzten Woche hatte ich, fällt mir dabei ein, einen ausgesprochenen Boomer-Moment. Als ich anlässlich eines kleinen Fehlers in Daten in einem Call sagte: „Das versendet sich.“ Da guckten die Jüngeren einigermaßen ratlos, den Ausdruck kannten sie nicht. Nie gehört, was soll das denn heißen? Ich suchte ihnen eben die Erklärung aus dem Internet, immer serviceorientiert bleiben. Die Erklärung aber bezog sich dann auf so alte Zeiten, dass da nicht einmal etwas vom Radio stand, aus dem dieser Ausdruck selbstverständlich kommt, sondern vom Rundfunk.
„Ich bin eben von damals“, sagte ich, und ich fühlte es auch sehr in diesem Moment.
Aber wie auch immer. Jetzt den Maigret weitersehen. Das passt auch vom Wetter her, es ist kalt und regnerisch in der Bretagne.
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Bereit für neue Notizen und damit den Blick wieder auf neue Begegnungen und Beobachtungen gerichtet. Als Mitlesende freue ich mich schon darauf. Erholsame Feiertage im Norden und herzliche Grüsse aus dem Süden.
Wenn das nur ginge, ab März 2020 wie geplant weitermachen!