Schnitzler, Ernaux, Stendhal, Rühmkorf

Gehört: Ein sehr kurzes Hörbuch habe ich angefangen, nachdem ich Schnitzlers Traumnovelle unwillig fast vorgespult hätte, da sie mir zu lang wurde und ich das Erwartbare diesmal wider Erwarten nicht genießen konnte.  Nicht alle Bücher eignen sich also für den wiederholten Genuss.

Aber egal, es ist immerhin interessant festzustellen, welche da für einen in Betracht kommen. Welche auf diese Art als literarische Heimat gelten können. Herr Fontane ist bei mir etwa auf diese Art von Dauer, dito Joseph Roth oder Eduard von Keyserling. Deren Werke gehen problemlos mehrfach. Auch die eher allgemein ungeliebten Bücher von ihnen, siehe Effi Briest, um nur ein Beispiel zu nennen. Ich könnte schon wieder, merke ich beim Notieren, denn schon der Anfang von Effi Briest etwa, er ist sehr gut. Man hat es nur damals in der Schule nicht verstanden.

Mit dem Stechlin könnte und möchte ich alt werden, mit den in seinen Büchern so dekorativ aussterbenden baltischen Baronessen des von Keyserling auch. Für mich sind es therapeutisch wirksame Werke. Beruhigend und kullturell erdend, ohne dabei sedierend zu sein.

Angefangen habe ich danach ein Buch, kaum hat es allerdings Buchlänge, einer modernen Frau, Annie Ernaux. Von der es etliche Hörbücher gibt, fast durch die Bank sind sie eher kurz, das ist zwischendurch auch willkommen. „Der junge Mann“ hörte ich, übersetzt von Sonja Finck, gelesen von Maren Kroymann. Es geht um die Liebe einer älteren Frau zu einem deutlich, also sichtlich jüngeren Mann. Nur in wenigen Sätzen übrigens geht es dabei um den Vergleich mit älteren Männern und jungen Frauen. Vielleicht weil sich dieser Vergleich allzu sehr, allzu platt anbietet.

Beim Deutschlandfunk fand ich eine Rezension dazu. Das Hörbuch bekam ich diesmal über die App der öffentlichen Bibliotheken, die man gar nicht genug loben kann. Das Büchlein beginnt mit dem Satz: „Wenn ich die Dinge nicht aufschreibe, sind sie nicht zu ihrem Ende gekommen, sondern wurden nur erlebt.“ Als Daily-Blogger hört man es und nickt dabei überaus verständnisinnig.

Dieses Buch reicht allerdings nicht einmal für einen Abendspaziergang, man muss dann schon wieder weitersehen. Weswegen ich noch bei Stendhal landete. In der ARD-Audiothek gibt es ein mir bisher unbekanntes Werk: „Das Leben des Henri Brulard –  Erinnerungen eines Ichmenschen“. Deutsch von Friedrich von Oppeln-Bronikowski, was ein wenig wie ein Name aus einem Fontane-Roman klingt, gelesen von Hans Helmut Dickow.

Beim Lesen des Buchtitels muss ich fast zwanghaft das zitieren, was hier sicher mindestens einmal im Jahr im Blog vorkommt. Nämlich die folgende Stelle aus einem meiner liebsten Rühmkorf-Gedichte, „Phönix voran“: „Wenn ich mal richtig ICH sag, wie viele da wohl noch mitreden können?

Das einzige Gedicht übrigens, das ich jemals irgendwo öffentlich vorgetragen habe. So etwas merkt man sich. Ich finde es mit jedem Jahr besser, falls Sie es aber versehentlich noch nicht kennen und auch in diesem Blog nicht schon fünfmal gesehen, gehört oder gelesen haben, es gibt eine Aufnahme von ihm:

Die Rühmkorf-Bände mit den sämtlichen Gedichten auch mal wieder in die Hand nehmen. Der repetitive Genuss, ja, ja.

Im Bild das inhaltlich halbwegs passende Firmament von Stephan Huber und Raimund Kummer. Kunst im öffentlichen Raum, in diesem Fall im U-Bahntunnel.

Das Firmament-Kunstwerk im U-Bahntunnel, Beschreibung siehe Link.

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