One of those days

Wenn Blogger verschwinden

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Es gibt neue, nostalgieverstärkende Musik für den Freundeskreis des schönen und beruhigenden Themas „Musikgeschichte und die milden Melodien alter Männer“. Aber kein Spott, ich mag den Inhalt dieser Schublade ausdrücklich und es gehört für mich zu den Maßnahmen der Lebenserleichterung, dergleichen zu hören.

Blixa Bargeld und Nikko Weidemann haben ein Album „Blixa Bargeld sings Bowie“ herausgebracht. Mit englischen und teils auch mit deutschen Texten.

Beispiele wie folgend:

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Außerdem gehört: Eine kurze Radiosendung über den neu herausgekommenen Briefwechsel Ingeborg Bachmann  – Heinrich Böll. 20 Min.

Ein Zeitzeichen über den Baader-Meinhof-Prozess: Showdown zwischen Staat und RAF.

Und noch ein weiteres Zeitzeichen, über die Nazis auf den Kanalinseln: Die vergessene Besetzung.

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Ansonsten viel Kümmern und Koordinieren, Küche und Klagen auf hohem Niveau. Die Tage vergehen ob der Fülle an Aufgaben und Themen schnell, aber unbefriedigend und unfrei, siehe dazu auch wieder das Nietzsche-Zitat neulich.

In einer überregionalen Zeitung gibt es einen Artikel über den drogenbedingten Niedergang dieses Stadtteils. Ich sehe nur die Überschrift, der Großteil des Textes liegt hinter einer Paywall, dürfte mich aber inhaltlich kaum überraschen.  Ich bin dauerhaft vor Ort, ich bekomme es mit. Und schön ist es nicht, dies mitzubekommen.

Es ist dann wieder einer der sogenannten Zufälle, dass ausgerechnet an dem Tag, an dem ich auf diesen Artikel stoße, ein Rekord gebrochen wird: Sieben, und zwar nicht auf einen Streich, aber in einer Straße.

Sieben zombiehaft heruntergekommene Drogenopfer kommen mir da auf meinem frühen Morgenspaziergang entgegen, und nur sie, sonst niemand. Alle mindestens leicht irren Blickes, wenn nicht mit einem schon als panisch zu bezeichnenden Ausdruck um die Augen. Als sähen sie nicht mich auf sie zukommen, sondern so etwas wie Mumien, Monstren, Mutationen.

Abgerissene Typen. Taumelnd, zitternd und teils kaum verständlich brabbelnd. Vielleicht fluchend, vielleicht bettelnd, vielleicht irgendetwas oder auch irgendwen weiter oben beschwörend. Ich weiß es nicht, ich kann es nicht verstehen.

Beschwörungen werden es jedenfalls sein, die für viele von ihnen ohne erfreuliches Ergebnis bleiben werden, denn es gibt für eine ungeheuerliche Quote der Drogenopfer keinerlei Rettung. Schon gar nicht, wenn es um Crack geht.

Sie haben sich vermutlich alle gerade erst aus Hauseingängen und aus Gott weiß welchen urbanen und seelischen Abgründen erhoben. Sie ziehen in den Tag, halten sich die schmerzenden, krampfenden Körperteile, brauchen dies und das, und wie dringend sie es brauchen. Sehen mich da auf der ansonsten noch menschenleeren Straße kommen und überlegen womöglich kurz.

Siebenmal Blicke wie in einem Krimi und der eine fasst sich, als ich ihn gerade passiere, auch noch auf diese Art in die Jacke, wie man es tausendmal im Fernsehen gesehen hat. Holt dann aber nur Zigaretten heraus, halb aufgerauchte, aufgesammelte, zerbrochene und geknickte Kippen, deren übler Geruch ihn deutlich umweht.

Es gibt jedenfalls Momente, das wollte ich nur eben sagen, da muss man es schon ziemlich dringend wollen, in diesem Bahnhofsviertel zu wohnen.

Kreideschrift auf dem Pflaster: "Warm anziehen"

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