Notizen im verstetigten Regen

An den Landungsbrücken weht der auffrischende Wind den trotzig bis missmutig durch den unaufhörlichen Regen und am dunkelalgengrün bis braunschlammfarbenen Fluss entlang promenierenden Touristen die Regenschirme aus den Händen. Er stülpt sie um, hebt sie hoch, drückt sie zum Boden, verwirbelt sie und lässt sie lustig über die Wege kreiseln. Familienväter tappen ungelenk und fluchend hinter ihnen her.

Im Hintergrund sieht man ein Kriegsschiff, novembergrau wie der unerbittliche Hamburger Himmel ragt es auf der Elbe auf.

Man trägt allgemein mattfarbene Outdoorjacken. Zusammengeschnürte Kapuzen, hochgezogene Schultern, lästige Tropfen auf den Brillengläsern. Man macht den kleineren Kindern dennoch vor, unentwegt gute Laune zu haben. Ferienlaune, Urlaubslaune. Just whistle while you travel. Man isst auch trotz allem Eis und Fischbrötchen und Pommes, weil das hier nun einmal so gehört.

Wenn der Regen kurz aufhört und vermutlich neuen Anlauf nimmt, macht man selbstverständlich sofort Selfies und sieht auf einmal viel fröhlicher aus. Mit wie eingeschaltet wirkendem Strahlegrinsen, mit albernen Gesten und mit den als bewährt geltenden Posen.

„Ha-fen-rund-fahrt! Mit der Barkasse! Jetzt Abfahrt! Jetzt noch zusteigen!“

„Ist das denn überdacht?“

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Ich habe immerhin etwas Regensommerurlaub. Wobei die meteorologischen Profis bereits eine Wende herbeireden, es also in wenigen Tagen wieder wärmer, trockener oder gar heiß werden wird. „Sonne in Spendierlaune“ verheißt die Ankündigung in traditionellem Schmunzeldeutsch.

Was für mich dann lediglich ein Austausch der Probleme sein wird, aber egal.

Wie fast immer jedenfalls denke ich zu Beginn einer hoffentlich von Freizeitüberschuss und Besinnung geprägten Episode mit etwas nostalgischer Wehmut an jene Zeiten im Büro zurück, als gewisse Kolleginnen und ich den Tippfehler „Uralub“ noch unfassbar häufig und routinemäßig gemacht haben. So häufig sogar, dass es eine Weile lang normaler Sprachgebrauch in der Firma war, diese angeblich wertvollste Zeit des Jahres so zu benennen. Und für eine kurze, mir in der Erinnerung besonders schön vorkommende Phase war auch das Dokument, mit dem man damals die freien Tage noch auf einem papiernen Formular beantragt hat, passend und exakt so betitelt. Das war eben der Uralubsantrag. So stand es da.

Diese Zeiten waren nicht generell lustiger, gewiss waren sie das nicht. Aber zumindest bei einigen Aspekten waren sie es eben doch.

Wie auch immer. Damals war die Firma noch kein Teil eines großen, globalen Konzerns. Auf den Fluren hörte man hier und dort noch das Hämmern auf Kugelkopfschreibmaschinen, und ein erstaunlich großer Teil der Arbeit bestand noch aus Heften, Lochen, Ablegen und Blättern. Wir arbeiteten uns in jener Zeit durch wahre Papierberge, in den Büros vor unserer Zeit.

Die Umstände, Verhaltensweisen und Sitten entwickelten sich dann später, viel später erst, in deutlich andere Sphären der Arbeits- und dann sogar Businesskultur.

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Ich kann das Bild des Tages nicht weiter erklären, abgesehen davon, dass mir die Klangfolge der Wörter Dixi und Kinky im Vorbeigehen besonders sympathisch war.

Ein Dixie-Klo neben einem Stromkasten, auf dem ein pinkfarbenes Plakat klebt, auf dem Kinky Kinky Kinky steht

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