Nach dem Posten des gestrigen Artikels sah ich meinen eigenen Text in meinem Feedreader (das ist ein Stück Internettechnik von damals, liebe Kinder), und da heute überall aufdringliche KI irgendwie mitmacht, ob man nun möchte oder nicht, fragte mich dieser Reader, als müsse er es dringend für irgendetwas wissen oder als wäre es hilfreich, ob dieser Text von mir vielleicht Musik sei.
Was ich als schmeichelhaft hätte verstehen können, wenn ich denn so weit gehen würde, mir überhaupt von KI schmeicheln zu lassen. Was aber doch derart billig und leicht zu haben ist … also nein. Man muss sich einen Rest von Würde bewahren, oder es zumindest versuchen. Immerhin aber erinnerte mich diese Frage in Bezug auf einen Text von mir an ein Lied von Tim Fischer, und das war gut. Denn das Lied mag ich gerne, hatte es aber lange nicht mehr gehört: „Meine Lieder“.
„Ich habe ja noch meine Lieder,
damit sing ich mich nachts in den Schlaf.
Ich habe ja noch meine Lieder,
Und schon wieder hab‘ ich eins mehr,
Seit ich dich traf.“
Man kann das auch mühelos auf geschriebene Texte beziehen, es reimt sich dann nur nicht mehr so elegant. Irgendwas ist eben immer.
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Gesehen: Nach längerer Zeit mal wieder einen Film, nämlich “Nathalie“ aus dem Jahr 2002 auf arte. Um das zu sehen, genügten mir zwei Argumente, nämlich Fanny Ardant und Emmanuelle Béart. Der damals noch unvermeidliche Monsieur Depardieu spielt auch mit und trägt hauptsächlich gut sitzende Anzüge durch die Szenen. Es gibt außerdem eine Handlung, in der es selbstverständlich um Liebe und körperliche Anziehung geht, aber egal. Ein „erotisches Filmdrama“, heißt es in der Wikipedia, wo allerdings ungemein spielverderbend gespoilert wird. Man muss da abraten, wenn man den Film sehen will.
Ein Drama war es jedenfalls, welches bei der Kritik eher kein großer Erfolg war.
Ich aber bin schon angetan, wenn es eine solche Geschichte geben darf, ohne dass die Beteiligten am Liebesreigen sich mittendrin gegenseitig oder selbst umbringen, wie es heute in Drehbüchern für meinen Geschmack allzu oft fast unvermeidlich erscheint. Es ist eine seltsame Entwicklung, alles in Richtung Thriller zu drehen. Denn das Auf und Ab der Beziehungen gibt doch allemal genug her, um daraus eine ansprechende Story zu machen, auch in der einmillionhundertzwanzigtausendsten Version noch.
„Er und sie am Frühstückstisch
Sie schaut ihn an, er sie aber nicht …“
Et voilà, da hat man doch ein vollkommen brauchbares Exposé. Wie auch Rainald Grebe fand.
„Man kennt sich halt, wie das Holz im Wald.“ Als Beschreibung von langjährigen Ehen gar nicht verkehrt.
Mein neuer Arbeitsweg übrigens gibt auch Motive zum Thema Erotikdrama her. Na, zumindest so in der Richtung.
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Im Podcast „Alles Geschichte“ hörte ich, wo ich schon bei Erotikdrama war, eine Folge (24 Min.) über die Macht der Syphilis. Ein gruselig interessantes Thema.
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