Aus der Planungsphase

Während wir wie in jedem Jahr die Kindergeburtstage vorbereiten, als seien sie dem großen Herbst-Manöver der NATO vergleichbar, also zumindest vom Aufwand, nicht ganz vom Kostenfaktor und der Truppenstärke her, während wir also Gästelisten hin- und herdiskutieren, Geschenke besprechen, Kuchenrezepte nachlesen, Locations suchen und Einladungskarten basteln, bestehen die Söhne, ebenfalls wie in jedem Jahr, auf dem Programmpunkt Schnitzeljagd. Alles andere ist im Grunde egal, eine Schnitzeljagd muss es aber geben, da gibt es gar keinen Verhandlungsspielraum. Wobei wir uns in dieser Familie uneinig sind, was eine Schnitzeljagd eigentlich ist. Die Herzdame besteht darauf, dass so etwas in zwei Gruppen gemacht wird, eine läuft vor und legt die Spur, die andere rennt hinterher und sucht. Ich kenne es eher so, dass ein Erwachsener die Spur legt, mit eingestreuten Rätselaufgaben und dergleichen, und alle Kinder gemeinsam suchen, aber diskutieren Sie so etwas mal mit Nordostwestfalen, die in ihrer Kindheit alles so gemacht haben, wie es immer schon gemacht wurde, seit Anbeginn der Zeit. Ich finde es ja eher unpraktisch, mit sieben aufgeregten Siebenjährigen zu diskutieren, wohin die zu legende Spur denn mal führen könnte, und ich erkenne bei der Zweigruppenlösung auch eine zwingend notwendige Verdoppelung des Betreuungsschlüssels, die Herzdame findet es so aber viel unterhaltsamer.

Jedenfalls tendieren die Söhne wegen massiver Einflussnahme der Herzdame nun auch zur Zweigruppenlösung, eine Horde Kinder rennt also vor und legt eine Spur, wohin auch immer. Nach einer sportlichen Alsterrunde z.B. sind die Kinder sicher angenehm erschöpft, im Grunde ist das eine interessante Variante, danach ist die Party dann auch schon so gut wie vorbei. Aktuell wird hier erörtert, wie denn die Spur gelegt werden soll, ich berichte quasi live aus dem familiären Planungskommittee. So eine Spur kann man mit Kreide auf den Asphalt zeichnen, mit getrockneten Erbsen legen, mit Mehl, Sägespänen, Papierschnipseln, mit Zetteln, man kann da auf etliche Möglichkeiten kommen, die alle aber auch Nachteile haben. Erbsen rollen weg, Papier weht weg, Mehl auch, Kreide geht bei Regen schon mal gar nicht und in Hamburg regnet es tatsächlich ab und zu. Klebt man Zettel irgendwo an, nehmen sie ordnungsliebende Nachbarn nach fünf Minuten wieder ab, das kennen wir schon, das haben wir bereits erlebt. Außerdem wohnen wir hier in einem kinderreichen Stadtteil, hier interessieren sich gleich alle möglichen Kinder für eine auffällige Spur, wer weiß, wer einem dann hinterher läuft? Kinderscharen, die man gar nicht kennt? Hameln reloaded? Oder wer die Spur ändert, verräumt, zerstört? Es ist kompliziert, wie alles. Mein bewusst pragmatischer Vorschlag, sich bei der Schnitzeljagd natürlicher Materialien zu bedienen, die im urbanen Umfeld reichlich vorkommen, wenig auffallen und doch leicht zu finden sind, also z.B. Hundekot zu dezenten Pfeilen auf dem Weg anzuordnen, stieß eben gerade rundweg auf Ablehnung.

Es ist überhaupt merkwürdig, manchmal habe ich das Gefühl, dass meine Meinung bei der Planung der Kinderpartys gar nicht wirklich gefragt ist. Aber ich bleibe dran.

 

11 Kommentare

  1. Sollten wir jetzt in den kommenden drei, vier Wochen so gar nichts mehr von Ihnen hören: wen schicken wir dann? Technisches Hilfswerk? Rotes Kreuz? Stadtreinigung? Seelsorger? Oder Kinderschutzbund? Oder doch Bundeswehr mit NATO-Erfahrung?

  2. Dieses Neon-Sprühspray für Baustellen (geht zwar auch ab, aber mittelschwer/leicht, versaut also nicht unbedingt etwas, kann auch auf Erde gesprüht werden), fällt schön auf.

  3. Es tut mir ja Leid, Ihnen da in die Parade fahren zu müssen, aber aus nordosthamburger Sicht kann ich die nordostwestfälische durchaus bestätigen: Zwei Gruppen, so macht man das. 😉 In meiner Erinnerung übrigens in einer Art Mischtechnik, kamen doch in Bäume und Hecken drapierte Schleifen einer bestimmten Farbe (okay, es war meistens recyceltes Geschenkband und eher selten sorgfältig gebunden) genauso zur Anwendung wie aushilfsweise gestreute Papierschnipsel, dazu versteckte Aufgabenzettel mit Folgehinweisen.

  4. Die Ein-Gruppen-Variante mit Rätselaufgaben (die ich persönlich vorziehe) heißt hier ja Schatzsuche. Vielleicht macht ein neuer Name sie ja interessanter. Ist ja eigentlich viel cooler. Aber vielleicht für etwas größere Kinder (Argumentationshilfe).

  5. Bei Regen die Kinder am besten in zwei Gruppen in Bus und Bahn setzen. Und ähnlich wie bei Scotland Yard die eine Gruppe die andere „aufspüren“ lassen. Mit den richtigen Regeln macht das Spaß. Oder bei der heutigen Technik Geocaches mit Hinweisen legen. Den kann der Regen nichts anhaben …
    Viel Spaß und glückliche Kinder!

  6. bei uns heißt das „schatzsuche“ und ist ebenfalls ein muss (bei der 13jährigen nun nicht mehr). da gehts auch garnicht anders, als daß nur eineR dei ährte legt und alle anderen suchen. 😉
    viel erfolg!

  7. bei uns heißt das „schatzsuche“ und ist ebenfalls ein muss (bei der 13jährigen nun nicht mehr). da gehts auch garnicht anders, als daß nur eineR die fährte legt und alle anderen suchen. 😉
    viel erfolg!

  8. ich meine, in zeiten der vegetarier und veganer kann man das doch nicht wirklich schnitzeljagd nennen. wenn das auf der einladung steht, kann passieren, dass manche kinder nicht kommen dürfen, weil es nicht zur lebenseinstellung passt. also entweder schatzsuche oder schnipseljagd. recycelte und abbaubare schnipsel – versteht sich. ich hoffe, ihre diskussionsrunde noch um einen punkt erweitert zu haben ;o)

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