Wir haben neulich beim Besuch der Langen Nacht der Museen festgestellt, dass wir da sieben Jahre lang nicht mitgemacht haben, das war tatsächlich eine etwas irritierende Erkenntnis. Kaum bekommt man ein, zwei Kinder, zack, sind schon sieben Jahre um? Hat man denn womöglich noch mehr Unternehmungen sieben Jahre lang einfach ausfallen lassen, nur weil man zu nichts kam? Es sieht ganz ganz so aus.
Die Hetlinger Schanze – hier die Wikipediaseite dazu – ist ein Elbstrand und Naturschutzgebiet kurz hinter Wedel, von Hamburg aus betrachtet. Da waren wir früher öfter, da waren wir immer gerne. In einem Früher, das fast schon ein Damals geworden ist. Jetzt fuhren wir also mit den Söhnen dahin, denn es ist immerhin auch eine Art Bildungsauftrag, ihnen die die obligatorischen Ausflugsziele ihrer Heimat nahezubringen.
Wenn man nicht gerade an den strahlenden Feriensommertagen hinfährt, an denen ganz Norddeutschland rudelweise überall grillt, wo man sich auf Sand oder Wiese setzen kann, dann ist das ein verblüffend menschenleerer Strand. Vor allem, wenn man ihn mit dem Elbstrand bei Hamburg vergleicht, mit den Massenwimmelszenen vor der Strandperle. Und wenn der Himmel etwas bedeckt ist, so dass etliche Ausflügler gleich zu Hause bleiben, dann ist es ein perfekter Tag für die Hetlinger Schanze.
Hier kommt alle paar Minuten ein Radfahrer vorbei, zwei, drei Familien liegen im Sand herum, ein einsamer Spaziergänger starrt sinnend in die Wellen – das war es. Sonst trifft man nur Schafe, die auf den Deichen grasen, ganz so, wie man es vielleicht aus Nordfriesland gewohnt ist. Irritierenderweise kann man hier übrigens Schafe und Deiche sehen und dennoch Netz auf dem Handy haben, das ist für den Eiderstedtliebhaber eine höchst verblüffende Erfahrung.
Man kann Schafe und Schiffe gucken, man kann Hände und Füße ins Wasser halten. Und mehr brauchen Kinder auch nicht für ein, zwei perfekte Stunden.
Zwischendurch etwas Treibholz zurück ins Wasser befördern und zusehen, wie es langsam Richtung Nordsee treibt. Schon hat man einen wunderbaren Nachmittag.
Man kann die beiden höchsten Strommasten Europas, die hier am Ufer der Elbe stehen, ignorieren oder auch bewundern. Ich halte es wie die Schafe, ich gucke da gar nicht hin. Man kann immerhin in zwei Richtungen von den Strommasten wegwandern, dann sieht man sie sowieso nicht mehr. Man könnte natürlich auch ganz herausragend gut radfahren, wenn man denn Räder dabei hätte.
Ich finde das ja äußerst entspannend, Schafe und Deiche und Schiffe. Ganz ohne weitere Zutaten. Na gut, etwas Wind, etwas aufblitzendes Sonnengefunkel auf dem Wasser noch. Man fühlt sich so angenehm norddeutsch dabei, so küstennah. Und man hat fast unweigerlich so ein kleines erholungsurlaubsähnliches Gefühl. Auch wenn man nur zwei Stunden da ist.
Und wenn man einen lernwilligen Nachwuchsblogger dabei hat, dann kann er sich sehr schön darin üben, geduldige Schafe zu instagrammen. Sohn I macht das hier gerade vor.
Es ist nicht ganz der freie Blick, denn man von Eiderstedt kennt, aber es ist so nah dran, wie man dem eben kommen kann, wenn man nur ein ganz kleines Stückchen aus der Stadt hinaus fährt.
Es gibt einen Bauernhof an der Hetlinger Schanze, den man nicht übersehen kann, weil man geradezu zwingend vor ihm parkt. Was man aber leicht übersehen kann, ist das Café auf dem Hof.
Da sitzt man entweder im Garten oder quasi beim Bauern im Wohnzimmer, bekommt Kaffee und hausgemachten Butterkuchen und Eis für die Kinder. Und das Café ist so dermaßen unspektakulär, dass man es schon dafür lieben muss. Besonders wenn man aus einem Szeneviertel kommt, in dem mittlerweile jedes Etablissement gnadenlos durchgestylt und inszeniert ist. Hier ist gar nichts gestylt. Hier stehen einfach Tische und Stühle. Und das kann auch einmal erholsam sein.
Ringsum ist reichlich Natur, man kann endlos gehen und wandern, wenn die Kinder denn endlos können. Können sie aber nicht, sie müssen z.B. Blumen pflücken. Das ist dann eben wichtiger, versteht sich.
Und das macht auch nichts. Dann hat man eben noch mehr Gelegenheit, sich die Schafe anzusehen. Das passt schon.
Ich glaube, wir fahren da jetzt wieder öfter hin.
Unbedingt.
Dann sehe ich die Familie Buddenbohm da ja vielleicht mal von oben 😉 Die „4 Masten“ sind immer das Orientierungsmerkmal, wenn man auf dem Flugplatz Uetersen-Heist landen will, da fliege ich öfter mal vorbei, also nach oben winken, wenn es brummt 😉 Der Flugplatz ist übrigens auch ein nettes Ausflugsziel und im Wald davor ist direkt ein Klettergarten, falls die Schafe mal nicht genug action bieten.
Ein paar Kilometer weiter liegt übrigens Haseldorf, das mag ich fast noch lieber, denn es hat ein paar Attraktionen mehr: den Schlossgarten, der im November besonders schön gruselig ist aber auch sonst hinreissenden Verfall zelebriert. Schräg gegenüber ist ein nettes Restaurant mit Sonnenterrasse und Wintergarten, ein beliebtes Ausflugsziel bei Radlern. Ein paar Kilometer den Deich entlang landet man am Haseldorfer Hafen, dort gibt es auch Schafe und Deich und einen tollen Aussichtsturm, von dem aus man die Vögel beobachten kann. Das ist sozusagen der Teil „hinter der Kurve“ der Strommasten; grundsätzlich könnte man davon Hetlingen auch hin laufen, aber das ist für kurze Beine wohl doch etwas zu weit. Immerhin hat es eine Aalräucherbude am Hafen (und ja, Wurst und Pommes gibt’s da auch), und dann hinterm Deich den Obstgarten mit den uralten Sorten (http://www.haseldorfer-marsch.de/haseldorf/obstgartenaltersorten/index.html). Die ganze Gegend ist einfach wunderbar und wenn ich könnte, wäre ich wohl jedes Wochenende da (statt nur ein-, zweimal im Monat). Man kann da übrigens auch ganz hervorragend Skateboard und Rollerskates fahren. Dann hat man sich das riesige Stück Torte im Strandkorb des Marschencafés von Haselau auch verdient. (http://www.haseldorfer-marsch.de/haselau/cafesundgaststaetten/marschcafe/index.html)
Das klingt gut, das probieren wir aus!