Es trieft und tropft

Der Leihhund hat den gleichen Namen wie meine Mutter, ich finde ja, so etwas vereinfacht die Kommunikation mit dem Tier nicht gerade. Es fällt mir etwas schwer, diesen Namen in Verbindung mit “Sitz!” und ähnlichen Anweisungen zu verwenden. Kurz nachdem er, nein, sie unsere Wohnung betreten hat, wurde die Herzdame übrigens dergestalt krank, dass sie am Wochenende unmöglich mit einem Hund vor die Tür gehen kann, schon gar nicht bei Kälte und Regen. Entweder sie hat in letzter Zeit verdammt guten Schauspielunterricht genommen oder sie wird gerade wirklich von der Grippe in die Mangel genommen, ich wäge noch ab. Die Patientin liegt jedenfalls apathisch herum und verlangt nach Milchreis und Lutschbonbons, es muss eigentlich eine Art Kinderkrankheit sein.

Sohn II dagegen würde wohl auch bei einem Blizzard freiwillig mit dem Hund gehen, und zwar mit Begeisterung. Das nützt mir dummerweise wenig, denn mangels Erfahrung und schon auch aus rechtlichen Gründen muss stets ein Erwachsener mitgehen, das bin dann also wohl ich. Wir latschen durch den Regen zum Garten, der Hund sieht mich zwischendurch an, als sei ich komplett irre, zieht der hier ein nur leicht mit Fell bekleidetes Lebewesen durch dieses Wetter? Geht’s noch? Guck mal hier, die ganzen Drecksspritzer auf dem weißen Fell? Im Garten schmatzt es bei jedem Schritt, so nass ist es heute in Hamburg, alles trieft und tropft und wird im Regen immer unschärfer. Ich rüttele lustlos etwas an der Regentonne neben der Laube, mal sehen, wie massiv der Eisblock darin noch ist. Ein erstaunlich ergiebiger Schwall Eiswasser schwappt mir in den Schritt, ich hatte vergessen, dass da oben am Rand so ein kleines Abflussloch ist. Meine Laune bessert sich dadurch eher nicht und ich möchte einigermaßen dringend wieder nach Hause.

Kein Mensch ist irgendwo zu sehen, abgesehen von den wenigen Hundebesitzern und denen, die ehrenamtlich mit den armen Seelen aus dem Tierheim eine halbe Stunde in der Woche herumgehen. Ansonsten sind die Straßen und Wege leer wie in einer Kleinstadt am Sonntagmorgen, on a sunday morning sidewalk, das gibt es doch auch als Lied.

Es fahren auch kaum Autos am Schrebergartengelände vorbei. Die Unlust hat vermutlich die ganze Stadt fest im Griff, die Leute liegen sämtlich in den Betten und auf den Sofas und sehen raus auf die rinnenden Tropfen an den Fenstern und warten ab. Das würde ich auch gerne tun.

Auf dem Rückweg sehe ich Ungewöhnliches vor unserem Haus, in der alten Eiche auf dem Spielplatz sitzen nicht wie sonst zwei Ringeltauben, das gleiche Paar wie immer, es sind heute zehn, zwanzig Tauben. Das ist ein merkwürdiger Anblick die beiden haben sonst nie Besuch. Aber gut, denke ich mir, vielleicht gibt es bei Ringeltauben Wochenendseminare in zentraler Lage. Worum es da wohl gehen mag?

Egal. Der Hund muss schon wieder raus, glaube ich..

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Musik! Carsie Blanton. Da kommt ein Hund vor, krasser Zufall.

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Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

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Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhanden Hut werfen, ich kaufe tendeziell nach wie vor keinen Hund davon. Vielen Dank!

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