Kasse, Kiosk, Kalt

Wuthering Heights ist zu verkaufen.

***

Hatte ich das hier eventuell noch gar nicht verlinkt? Nein? Das muss aber verlinkt werden.

***

Im Supermarkt kommt ein älterer Herr schnellen Schrittes an die Kasse, umgeht die Schlange und beugt sich übers Laufband zur Kassiererin: “Haben Sie denn wirklich keine Rosinenbrötchen?” Das ist eigentlich keine besonders schlimme Frage, aber er fragt es in einem unangemessen tragischen Tonfall, es muss doch irgendwie schlimm sein. Seine Frage klingt nach einem anderen Sinn des Satzes, etwa nach: “Gibt es denn wirklich keine Hoffnung mehr in der Welt?” So in der Art. Die Frage klingt nach Trostlosigkeit, dabei geht es nur um süßes Gebäck. Fortgeschritten traurig wirkt der Mann, zumal er feuchte Augen hat, was natürlich nicht zwingend mit seiner Frage zusammenhängen muss. Es weht immerhin ein ziemlich scharfer Wind von Nord da draußen, da können Augen schon einmal tränen, gerade bei älteren Herrschaften, das kennt man. Außer Atem ist er allerdings auch ein wenig. Vielleicht ist er mittlerweile bereits im dritten oder vierten Laden ohne Rosinenbrötchen, das kann doch sein, da steigt die Dringlichkeit, da versteht man ihn gleich etwas besser. Vielleicht brechen dem gerade wichtige Selbstverständlichkeiten weg, wer kennt es nicht.

Die Kassiererin sagt: “Nein, die haben wir hier nicht, das tut mir leid”, und sie guckt ziemlich nett und mitfühlend und lächelt. “Gar nicht?”, fragt der Mann, und “Gar nicht” antwortet die Kassiererin. Der Mann guckt, als könne das einfach nicht wahr sein, was er da hören muss, dann geht er grußlos und schnell weiter, vermutlich zum nächsten Laden. Er hat Kleingeld in der Hand und trägt es vor sich her. Die anderen Leute in der Kassenschlange sehen ihm nach. Was war denn das jetzt wieder für einer? Und jeder denkt sich so seinen Teil und zwei, drei Leute haben sicher plötzlich Hunger auf Rosinenbrötchen. Aber nach denen müssen sie in diesem Markt ja nicht fragen, das wissen sie jetzt. Denn die Nachfrage steigt zwar gerade, aber der Markt regelt hier so gar nichts.

**

Ansonsten ein Tag mit grob unfreundlichem Wetter, es drischt auf die Menschen ein als wolle es uns alle zwangsweise und schnell an kalte Duschen gewöhnen, die sollen ja gesund sein und hier, noch ein Guss? Kommt sofort.

***

Ich kaufe in einem Kiosk etwas für 1,30 Euro und zahle mit einem Fünf-Euro-Schein. Der junge Mann, der da gerade aushilfsweise verkauft, guckt den Schein an und überlegt etwas, dann fragt er mich freundlich, ob ich ihm vielleicht helfen könne, das jetzt mal auszurechnen? Das mit dem Rückgeld?

Und das ist auch wieder irgendwie tröstlich, dass es noch Menschen gibt, die in ihrem Aufgabenbereich eindeutig weniger kompetent sind, als man sich selbst in seinem manchmal empfindet.

***

Musik! Josienne Clark und Ben Walker.

***

Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

***

Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhanden Hut werfen. Herzlichen Dank!

***

Ein Kommentar

  1. Bei der WELT hat man Wuthering Heights aber nicht gelesen:

    „Emily, die geheimnisvoll schweigsame mittlere Schwester, die das karge Yorkshire nur ungern und kaum jemals verließ, erzählt darin von der stürmischen Liebe zwischen den Nachbarskindern Cathy und Heathcliff. Cathy lebt im Roman auf einem Anwesen namens Thrushcross Grange; Heathcliff auf einer nahen Farm, die wie der Roman Wuthering Heights genannt wird.“

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit exceeded. Please complete the captcha once again.