Aus der Zeit und aus dem Hier

Frau Novemberregen parkt umsichtig

***

Zurück bleibt der Fels

***

Hier etwas Ergänzung zur Logik der dünnen Barfußschuhe.

***

Kayfabe (gefunden via Kaltmamsell)

***

Bis zum ersten Zusammenprall mit einem E-Roller hat es nicht lange gedauert, am Wochenende stieß ich als Fußgänger vor meiner Haustür mit einer Dame zusammen, die auf dem Gehweg damit ungebremst um eine Ecke fuhr, über die Lenkstange einen Stadtplan ausgebreitet. Das giftige “Mensch!”, das sie mir zuzischte, hätte deutlich eher mir zugestanden, fand ich.

Weiter habe ich gesehen, dass Rollerfahrer tatsächlich damit morgens zum Bahnhof fahren, am Eingang der Wandelhalle abbremsen, abspringen und das Ding da dann stehen lassen, genau im Eingang des Gebäudes, mittig im Weg von hunderttausend Leuten, wobei diese Zahl im Falle des Hauptbahnhofs gar keine polemische Übertreibung ist. Wirklich seltsam, was ist denn mit den Leuten los? Aber auf diese Frage kann ich meine Verwunderung über das Verhalten im Verkehr ohnehin immer wieder herunterbrechen. Ein Krückstock, sie alle zu befuchteln!

***

Gestern war Gartengeburtstag, der dritte schon. Wenn ich den Zustand mit den Bildern vom letzten Jahr vergleiche, dann können wir wohl zufrieden sein. Ein wenig was gelernt, ein wenig was zufällig richtig gemacht, ein wenig Glück gehabt. Oder weniger Pech als erwartet, das kann natürlich auch sein. Der Blick bleibt jetzt immer öfter an den Ecken hängen, die bisher noch nicht so wichtig waren, das ist wie ein Levelwechsel – da wird es dann etwas trickreicher.

Die ersten Kartoffeln geerntet, nur eine Handvoll und eher zufällig. Dicke Bohnen, rote Zwiebeln, Johannisbeeren, Himbeeren. Die Erbsen und die geschossenen Radieschen abgeräumt. Verblühtes weggeschnitten. Kirschen vom Baum gegessen, das ist auch eines der Highlights im Gartenjahr, einer der allerbesten Momente. Am Basilikum gerochen, am Salbei, am Oregano, am Thymian, an der Zitronenmelisse und am Rosmarin. Die Petersilie wiedergefunden. Die wachsende Birne bestaunt, also die eine Frucht, die da am Baum hängt. Die drei, vier Nektarinen. Die Braeburn-und die Kürbis-Babys, die schon jugendlichen Zucchinis. Über die Höhe der Echinacea gestaunt, die Sohn II immer Raketenblume nennt.

Wir waren ohne Söhne im Garten, endlich einmal Zeit, sich in Ruhe umzusehen. Ich habe in der Laube gesessen und geschrieben, das schaffe ich immer noch zu selten, das ist zu bemängeln. Aber sonst: Läuft.

In den Gärten stehen noch alte Holzmasten, an denen Kabel hängen, Telefon und Strom, das gibt es sonst in der Hamburger Innenstadt wohl kaum noch irgendwo, das liegt sonst alles unter der Erde. Einige dieser Kabel sind vor langer Zeit etwas unordentlich an die Masten getüdelt worden, das sieht immer etwas südlich aus, dieses lässige Gestrippe, als sei man auf einmal in einem Dorf viel weiter unten auf der Karte. Oder aber irgendwo in der Vergangenheit, in den Sechzigern oder so, als noch nicht alles so streng genormt war. Von der Laube aus sehe ich zwei dieser Mastenspitzen vor irgendwann gemauerten Hauswänden, die sind noch aus einer Zeit, als die Menschen ihre Häuser selbst gebaut haben, die sind aus einem Nachkriegsirgendwann. Das sind nur ganz kleine Bildausschnitte aus den Laubenfenstern, etwas blauer Himmel, etwas Grün von Obstbäumen, Häuserecken mit ein wenig schadhaftem Flachdach und diese Masten mit den Drähten, auf dem einen Bild auch noch Weinlaub und eine alte Laterne. Zwei kleine Bildausschnitte sind das also nur, die gehen auf seltsame Art aus der Zeit und aus dem Hier heraus. Es macht ein wenig sehnsüchtig, diese Ausschnitte länger anzusehen, sehnsüchtig nach irgendwas, worauf ich nicht einmal komme – aber man muss auch gar nicht auf alles kommen. Man kann auch einfach gucken und sich unbestimmt sehnen – und dann zieht es eben etwas an einem, in diese oder in jene Richtung. Es zieht nach Süden oder nach gestern, das macht ja nichts.

***

In der Bücherei stand ein älterer Mann vor der Dame an der Auskunft, der sprach nur wenig und langsam Deutsch, es fiel ihm wirklich nicht leicht, sein Anliegen loszuwerden. Über jedes Wort musste er wohl erst einmal nachdenken und das war ziemlich anstrengend, er bekam kaum Luft dabei. Aber es musste doch sein, es musste gesagt werden: „Diese Bücherei ist sehr schön und ich wünsche ihnen alles Glück. Auf Wiedersehen.“

***

Und übrigens bin ich der Meinung, dass der Innenminister zurücktreten sollte.

***

Sie können hier Geld in den nur virtuell vorhandenen Hut werfen, ganz herzlichen Dank!

 

2 Kommentare

  1. E-Roller Chaoten sind auch in unserem Stadtteil unterwegs, parken direkt vor unseren Fahrradständern oder einfach so im Weg. Nur eine Frage der Zeit, wann der erste Unfall passiert. Immerhin haben die Roller Klingeln, die wie Fahrradklingeln klingen – wenn sie denn mal einer benutzen würde.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert